Schnüffelhund Daphne

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Schnüffelhund Daphne

Ohne meinen Typ-1-Diabetes hätte ich meinen Diabetes-Warnhund (DWH) Daphne wohl nie kennengelernt. Wir haben uns vor 6 Jahren nur gefunden, weil damals ein großer Druck von Seiten meines Mannes auf mir lastete. Meine Verzweiflung war damals sehr groß. Ich war mit Typ-1-Diabetes schwanger, hatte extrem schwankende Blutzuckerwerte und einige Unterzuckerungen hielten mich zusätzlich auf Trab. Mittlerweile ist unsere Daphne ein festes Familienmitglied und für jeden in der Familie unverzichtbar geworden.

Quelle: Heike Marth

Warum einen Diabetes-Warnhund?

Ich habe seit Beginn meiner Diabetes-Karriere etliche schwere Unterzuckerungen genauso wie zahlreiche Überzuckerungen erlebt. Ein Verständnis für meinen „schwankenden“ Diabetes gab es in meinem Umfeld oft sehr wenig. Und das Thema Unterzucker war trotz einiger Anpassungen in Veränderungen in meiner Diabetesstrategie oft noch immer sehr präsent. Mit einem DWH an meiner Seite erhoffte ich mir nach der Entbindung Unterstützung in meinem Diabetes-Management. Daphi, ihr Rufname, ist für mich seitdem zu einem ganz besonderen Familienmitglied geworden. Erst kürzlich machten wir bei den aktuell frostigen Temperaturen unseren üblichen Nachmittagsspaziergang. Aber Daphi wich keinen Schritt von meiner Seite. Warum? Ich schaute gleich auf mein Handy und die Gewebezuckerwerte waren im grünen Bereich (ich verwende derzeit einen Eversense-Sensor). Zu Hause angekommen, maß ich gleich nochmal blutig mit dem Messgerät nach. Und tatsächlich – Daphi hatte mit ihrer Unruhe Recht! Mein Blutzucker war überhöht. Ich belohnte Daphi sofort mit Futter und korrigierte mich mit Insulin. Gleich am nächsten Tag rief ich bei der Eversense-Servicehotline von Roche an und fragte nach dieser Unstimmigkeit zwischen Sensor und blutigem Messen. Grund war das frische Setzen meines Sensors unter die Haut, so dass es in diesem Fall manchmal zu Unstimmigkeiten kommen kann.

Dieser Hund verschafft mir Bewegung

Ich gehe fast täglich mit Daphi zu Fuß durchs Mühlauer Fuchsloch, eine meiner Hauptspazierstrecken durch den Wald. Neben mir trabt immer diese zuverlässige schwarze Labradorhündin. Sie dreht alle paar Augenblicke ihren Kopf zu mir nach oben und schaut mich oft aufmerksam an. Alles o.k., mein Frauchen? Dann läuft sie vorwärts weiter und schnüffelt auf dem Boden. Diese Hundespaziergänge werden täglich – ob bei Schnee, Regen oder großer Hitze – gemacht. Das zwingt mich indirekt immer zu Bewegung und meinem Blutzucker tut es auch unheimlich gut.

Quelle: Heike Marth

Vorurteile

Es existieren viele Vorurteile gegenüber DWHs. Die einen bezeichnen sie als Wunderhunde, die anderen sind skeptisch gegenüber diesen Tieren und vertrauen lieber der Technik. Ich selbst besitze für meinen Diabetes eine CGM-Unterstützung durch einen Eversense-Sensor plus einen DWH. Aber wenn die Technik bei mir versagt, zum Beispiel beim Kalibrieren des Sensors oder durch zu viel Hitze, meine Daphne zeigt immer zuverlässig an.

Interview mit Elke Grablechner

Elke ist Leiterin des Assistenzhundetrainings im Animal Training Center (www.animaltrainingcenter.at)

Liebe Elke, seit wann bildest du DWHs im Animal Training Center aus?
Im ATC werden seit 2011 DWHs ausgebildet. Ich habe die Leitung im Sommer 2014 übernommen.

Wie bist du auf die Ausbildung von DWHs aufmerksam geworden?
Anna (Oblasser, Leiterin des ATC) hat im Rahmen von Praktika im Laufe ihres Tiertrainingsstudiums Erfahrungen in der Ausbildung mit verschiedenen Arten von Assistenzhunden machen dürfen.

Wozu sind DWHs eigentlich noch sinnvoll, wo die Diabetes-Technik mit Sensoren, Pumpen etc. das Leben von Diabetikern ziemlich erleichtert?
Die Hunde sind häufig schneller im Bemerken von Blutzuckerschwankungen als Sensoren. Es passiert auch immer wieder, dass Sensoren nicht funktionieren, falsche Werte anzeigen oder die Technik allgemein nicht zuverlässig funktioniert. Darüber hinaus haben Hunde durch ihre Anwesenheit und die Interaktion mit ihnen im Alltag viele positive Auswirkungen auf die Psyche und den Körper. So können der Blutdruck und Herzschlag sinken und Stress reduziert werden. Im Notfall bei starken Unterzuckerungen können die DWHs die Notfalltasche bringen oder Hilfe holen.

Die offizielle Bezeichnung für die Diabetiker-Warnhunde ist „Signalhunde für Menschen mit Diabetes“.

Andere Erfahrungswerte

Ich habe Nicole befragt, deren Sohn ebenfalls Diabetiker ist. In der Familie von Nicole lebt Desiree, die Schwester von Daphne, auch mit der Arbeitsaufgabe DWH.

Warum ist für euch ein DWH so wichtig?

Desiree ist für uns ein wichtiges Familienmitglied. Wenn mein Sohn nachts zu niedrigen Blutzucker hat, stupst sie mich am Bett an und weckt mich auf. Ich gehe dann zu meinem Sohn und messe seinen Blutzucker nochmals blutig nach. Er muss dann meist etwas Süßes essen. Seitdem Desiree bei uns im Haus lebt, kann ich beruhigter schlafen.

Gab es besondere Anzeigen mit Desiree?

Desiree zeigt auch auf weite Entfernungen den zu niedrigen Blutzucker meines Sohnes an. Vor kurzem schlief mein Sohn auswärts bei einem Freund und Desiree war zu Hause plötzlich sehr unruhig. Ich rief bei den Freunden an und bat, dass sie meinem Sohn den Blutzucker testen. Tatsächlich war sein Blutzucker im unteren Bereich!

Quelle: Heike Marth

Mein Fazit

Zum Abschluss von meinem Artikel muss ich hinzufügen, dass sicher nicht jeder DWH über solche besonderen Begabungen wie Fernanzeigen verfügt. Ausschlaggebend für alle Skeptiker von DWHs ist sicher die entsprechende Ausbildung. Falls jemand Interesse an einer Ausbildung zum DWH hat, kann ich gerne Kontakte weitergeben.

Für mich ist meine Daphi ein unentbehrlicher Goldschatz in meiner Diabetestherapie und durch nichts zu ersetzen!

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