Schwaches Herz bei Diabetes – alles, was Sie wissen müssen

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Schwaches Herz bei Diabetes – alles, was Sie wissen müssen

Erkrankungen mit Ansammlungen von Wasser im Körper, als Ödeme bezeichnet, zählen mengenmäßig zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Eine dieser Erkrankungen ist die Herz-Schwäche, fachsprachlich Herz-Insuffizienz genannt. Hierbei finden sich generalisierte, also den ganzen Körper betreffende Ödeme. Sie befinden sich meist an den "abhängigen Körperteilen": im Stehen symmetrisch in der Knöchel- und der Schienbeinregion, bei liegenden Menschen im Bereich des Steißbeins.

Der Fall

Herz-Insuffizienz: unterschätzt, gefährlich und teuer

Die Herz-Insuffizienz gehört zu einer der gefährlichsten und auch teuersten Erkrankungen. Regelmäßige und häufige Aufenthalte im Krankenhaus sind nötig. Etwa 50 Prozent der Patientinnen und Patienten mit chronischer Herz-Insuffizienz sterben innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. Auch bei Menschen mit Diabetes gehört die Herz-Insuffizienz zu den Komplikationen mit sehr hoher Sterberate. Für Ärztinnen und Ärzte gilt deshalb: Wenn sich in der Praxis oder in der Klinik ein Patient mit neu aufgetretenen Wasser-Ansammlungen an den Knöcheln und Unterschenkeln vorstellt und gleichzeitig Atemnot und starke unerklärliche Müdigkeit neu aufgetreten sind, sollte man rasch abklären, ob die Ursache eine Herz-Insuffizienz ist.

Sterblichkeit durch Herz-Insuffizienz unterschätzt

Obwohl sich die medikamentöse Therapie der Herz-Insuffizienz in den letzten 15 bis 20 Jahren extrem verbessert hat, ist die Langzeit-Prognose nach wie vor schlecht. Etwa 4 Millionen Menschen in Deutschland sind an einer Herz-Insuffizienz erkrankt. Die Anzahl der Krankenhaus-Aufenthalte hat sich in den Jahren von 2000 bis 2017 fast verdoppelt. Sie ist die häufigste Ursache für einen Tod im Krankenhaus. Außerdem besteht eine deutliche Abhängigkeit vom Alter: Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Zahl rasch an. Zu beobachten ist auch, dass sich mit zunehmendem Alter das Verhältnis von Männern und Frauen immer mehr zu den Frauen verschiebt.

Die Sterblichkeit von Menschen mit Herz-Insuffizienz wird aber immer noch unterschätzt: Sie ist genauso hoch wie bei vielen bekannten bösartigen Tumoren oder sogar höher. Es ist also dringender Bedarf, die Diagnose der Herz-Insuffizienz so früh wie möglich zu stellen.

Ursachen und Symptome der Herz-Insuffizienz

Die Diagnose Herz-Insuffizienz kann gestellt werden, wenn folgende Haupt-Symptome vorhanden sind:

Ursächlich für die Herz-Insuffizienz sind entweder Veränderungen am Herzen und seinen Geweben selbst oder es liegt eine Beeinträchtigung seiner Funktion vor.

Einteilung in Stadien

Die Herz-Insuffizienz lässt sich einteilen nach den Symptomen, die sie verursacht. Dies ist die Einteilung nach der New York Heart Association (NYHA; siehe auch beistehenden Kasten). Eine neue Klassifikation orientiert sich an der Leistung des Herzens. Diese wird gemessen durch die Auswurf-Menge von Blut aus dem linken Herzen in den Kreislauf.

Diese linksventrikuläre Ejektions-Fraktion (LVEF) wird mit Herz-Ultraschall (Echokardiographie) gemessen und wie folgt definiert:

Menschen ohne Herz-Insuffizienz haben eine Ejektions-Fraktion über 60 Prozent.

Echokardiographie: eine der wichtigsten Untersuchungen des Herzens

Diagnose der Herz-Insuffizienz

Selbst wenn man die Vorgeschichte der Patientin oder des Patienten berücksichtigt, ist die Diagnose der Herz-Insuffizienz trotz der Beschwerden, der Ödeme und des Herz-Ultraschalls nicht sicher.

Erkrankungen, die einer Herz-Insuffizienz vorangehen können, sind die folgenden (Beispiele):

Behandlung der Herz-Insuffizienz

Die Therapie richtet sich nach ärztlichen Leitlinien, wie die der amerikanischen, der europäischen und der deutschen Herz-Gesellschaften und nach Nationalen VersorgungsLeitlinien (NVL). Im Prinzip kommen vier Medikamenten-Gruppen zum Einsatz, die sich an der im Herz-Ultraschall ermittelten Ejektions-Fraktion orientieren. Neben den Beta-Blockern stehen neu und an vorderster Stelle heute auch die SGLT-2-Hemmer, die primär zur Behandlung des Typ-2-Diabetes, mittlerweile aber auch zur Behandlung der Nieren-Insuffizienz und eben der Herz-Insuffizienz eingesetzt werden.

In Studien wurde für die SGLT-2-Hemmer eine deutliche Verbesserung auch der Prognose der Betroffenen nachgewiesen. SGLT-2-Hemmer werden deshalb sogar unabhängig von der Ejektions-Fraktion eingesetzt. Auch zur Therapie der diastolischen Herz-Insuffizienz, die oft ebenfalls behandlungsbedürftig ist, sind die SGLT-2-Hemmer zugelassen, auch bei normaler linksventrikulärer Ejektions-Fraktion.

Auch eine Gabe von Eisen ist nach neuen Studien sinnvoll. Etwa 30 bis 60 Prozent der Menschen mit Herz-Insuffizienz haben einen Eisen-Mangel.

Zusammenfassung

Autor:

Dr. Gerhard-W. Schmeisl
Internist/Angiologie/Diabetologie/Sozialmedizin
PrivAS Privatambulanz (Schulung)

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