Süßstoff – Alternativen zum Zucker

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Süßstoff – Alternativen zum Zucker

Aspartam schadet der Gesundheit, Saccharin erhöht den Blutzucker. Und Hunger machen Cyclamat, Stevia und Co allemal. Angeblich sollen Frauen, die regelmäßig mit Süßstoff gesüßte Getränke konsumieren, ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten haben. Kaum eine Sau wird öfter durchs Dorf gejagt als die zum Thema Süßstoff. Und hier lässt sich direkt eine hartnäckige Behauptung widerlegen: die, dass Süßstoffe an Schweine verfüttert werden, um deren Appetit zu steigern.

Fakt ist die Möglichkeit, Ferkeln beim Übergang von Flaschen- auf feste Nahrung die geschmackliche Anpassung mit Saccharin zu erleichtern. Dieser Zeitraum begrenzt sich allerdings auf die ersten vier Lebensmonate. Auch der Hunger steigt nicht automatisch, wenn etwas mit künstlichen Süßstoffen in den Mund wandert. Rein physiologisch passiert nichts, denn Süßstoffe haben keinen Nährwert und keine Auswirkungen auf den Blutzuckerwert. Hungergefühle oder verstärkter Appetit sind folglich ein individuell empfundener Umstand.

Achtung: Gewöhnungseffekte

Allerdings kann bei regelmäßig hohem Konsum von Saccharin, Stevia und Co ein süßer Gewöhnungseffekt entstehen, ähnlich dem von Salz, dessen Menge dann sukzessive erhöht wird, weil sich der Körper an sehr süß oder salzig gewöhnt hat. Hier ist es sinnvoll, seine eigenen Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen: Wer seinen Kaffee zum Beispiel mit zig Süßstofftabletten mehrfach täglich süßt, sollte generell überlegen, die Dosis zu drosseln. Eine reine Trainingssache. Meist stellt sich ein neues Süßgefühl schon nach ein bis zwei Wochen ein.

Aufregung um Saccharin und Aspartam

Lange Zeit verhallte der Wirbel um Aspartam nicht und dazu gesellte sich jüngst eine neue Studie zu Saccharin. Aspartam wurde seit seiner europaweiten Zulassung im Jahr 1979 mehrfach untersucht und geprüft auf mutmaßliche Wirkungen wie Allergien, Epilepsie, Kopfschmerzen und eine mögliche Krebsentstehung.

Im Dezember 2013 veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) dazu einen Bericht, in dem noch einmal von Expertenseite bestätigt wurde, dass Aspartam sicher ist. Im Hinblick auf Saccharin gibt es eine tierexperimentelle Studie eines israelischen Forscherteams um Jotham Suez:

Sie gaben Mäusen elf Wochen lang Wasser, welches in sehr hoher Konzentration mit Süßstoff versetzt war. Im Vergleich zu Mäusen, die ungesüßtes Wasser erhielten, stiegen bei den "Süßstoff-Mäusen" die Blutzuckerwerte unter Zuckerbelastungstests unverhältnismäßig stark an. Im Anschluss testeten die Wissenschaftler diesen Effekt an sieben Probanden. Bei vier Teilnehmern verschlechterten sich die Werte, bei den restlichen gab es keine Veränderung. Und was nun?

"Übertrieben …"

"Aus diesem Ergebnis abzuleiten, dass der Gebrauch von Süßstoff generell das Diabetes-Risiko erhöht, ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt übertrieben", sagt Prof. Jochen Seufert, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg. Nicht nur das: Um die in den Studien verwendeten Süßstoffmengen über Lebensmittel aufzunehmen, müsste man zum Beispiel literweise mit Süßstoffen gesüßte Light- oder Zero-Getränke täglich trinken. Das ist praktisch nicht machbar.

Kurzum: Es wird immer wieder Studien zu Süßstoffen geben, was gut und auch legitim ist. Solange diese jedoch nicht über längere Zeiträume breit angelegt sind und von den Fachgesellschaften in ihre Richtlinien und Empfehlungen aufgenommen werden, gilt es, abzuwarten und weiterhin moderat mit künstlichen Süßstoffen umzugehen.

In Maßen sinnvoll und praktisch

Insbesondere, um Energie und Kohlenhydrate einzusparen, zum Beispiel während einer Diät, oder um kein zusätzliches Insulin einzuplanen, steht einem moderaten Süßstoffverbrauch nichts im Weg. Dazu der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Privatdozent Dr. Erhard Siegel: "Süßstoff ist nach derzeitigem Erkenntnisstand gesünder als etwa Fruchtzucker, der die Blutfette ungünstig beeinflusst und Fettleber, Übergewicht und Typ-2-Diabetes zu fördern scheint."

Als gelegentlicher Zusatz in Getränken oder festen Nahrungsmitteln, ebenso zum Backen und Kochen ist Süßstoff unbedenklich. Wer als Diabetiker vor der Wahl "Zucker oder Süßstoff?" steht, fährt meist besser damit, wenn er zum Süßen von Tee, Kaffee, Joghurt, Salatsauce etc. eine Süßstofftablette verwendet oder einen Spritzer Flüssigsüße. Zucker, Honig, Agavensirup, Fruchtzucker oder Sorbit sind hier nicht sinnvoll.

Neue Zuckeralternativen mit Sucralose und Stevia

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