Technologien: Was so passieren kann…

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Technologien: Was so passieren kann…
Marita Wensing

Und als sie das Spritzen noch einmal der Diabetesberaterin vorführen sollte, sagte sie, das könne sie nicht, sie hätte ihr Schwämmchen doch nicht dabei … Das ist einfach von ihr falsch verstanden worden – und das merkt man in der Beratung nicht. Viele Patienten sitzen auch mit einem Pokerface da, so dass Sie denken: Ok, der hat alles verstanden – was aber nicht stimmt.

Ich glaube, dass wir manchmal Patienten auch überfordern. Da war eine 70-jährige Patientin, die üben sollte, Insulin zu spritzen, und sie sollte ein neues Blutzuckermessgerät bekommen – alles in einer Sitzung. Sie gab dann beim Blutzuckermessen den Blutstropfen auf das Testfeld vor dem Gerät, wischte den Blutstropfen ab, führte den Teststreifen ins Gerät ein und drückte die Memory-Taste – der Wert lag immer bei 387 mg/dl.

Wenn sie unbedingt dabei bleiben möchten, lasse ich ihnen die längeren Kanülen. Ich bestehe nur darauf, dass übergewichtige Männer, die das Verzögerungsinsulin in den Oberschenkel spritzen und dort häufig wenig Unterhautfettgewebe haben, 4-Millimeter-Kanülen nehmen. Denn wenn die mit den längeren Kanülen in den Muskel treffen, wirkt das Verzögerungsinsulin sofort und sie haben hinterher eine Hypoglykämie und keine Basis mehr.

Aber noch eine andere Geschichte aus einer Schwerpunktpraxis: Eine ältere Patientin kam mit schlechten Blutzuckerwerten. Die Diabetesberaterin überprüfte die Spritztechnik – und was sah sie? Bei dem einen Pen war die Kanüle ab und bei dem anderen war die Kanüle 90 Grad abgewinkelt. Also hatte diese Patientin überhaupt kein Insulin bekommen.

Aber schön war auch eine interessante Geschichte: Ein Patient benutzte das Reservoir mehrfach, er wollte sparen. Auf die Frage, wie oft er es benutzt hat, bekam ich keine Antwort. Auf meine Frage "10-mal?" nickte er. Sie wissen genau: Wenn er sagt, 10-mal, dann waren es auch 20-mal oder noch mehr. Und irgendwie hat sich dieser Gleitfilm im Reservoir mit dem Insulin auseinandergesetzt – das Insulin war Gelee.


Und dann natürlich diese Geschichten mit mmol und mg. 22,8 mmol/l würden 410 mg/dl bedeuten. Wenn Sie aber das Komma überlesen, wird aus 22,8 in mmol/l 228 in mg/dl. Einmal rief eine Patientin beim Notdienst an: "Mein Blutzucker ist entgleist, ich brauche einen Krankenwagen." Notdienstzentrale: "Wie hoch ist Ihr Blutzuckerwert?" Patientin: "25." Notdienstzentrale: "Dann essen Sie schleunigst etwas." Patientin: "Nein, 25 mmol/l, das sind 500 mg/dl!" In der Notaufnahme gleiches Spiel …

Die Geschichte mit Tobias war auch eine schöne Geschichte. Mir hatte ein Vater beim Kinderkurs erzählt, dass Tobias keine Lust auf Schwimmen hatte, weil er immer geärgert wurde von seinen Kameraden. Da tat er einfach ein bisschen Apfelsaft auf den Finger, um einen hohen Blutzuckerwert darzustellen, denn es gab eine klare Abmachung mit dem Vater: Blutzucker bei 300 mg/dl, dann kein Sport. Das schulen wir nicht, aber das war die Abmachung. Dann konnte Tobias zum Beispiel einen Wert von 420 mg/dl zeigen und brauchte keinen Sport mitzumachen. Mit 8 Jahren!

Da experimentierte er mit Wasser, vermischte sein Blut damit. So lag sein Blutzuckerwert immer so um 100 mg/dl. Und auch hierbei guckte der Vater irgendwann ins Blutzuckermessgerät und sah ganze Messserien, bis der Wert passte – und Tobias zeigte dann dem Vater den passenden Blutzuckerwert.

Hohe Werte? Honigseife!

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