Von Unterzucker und Übelkeit

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© Kirchheim-Verlag | Illustrationen: Christian Mentzel
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Von Unterzucker und Übelkeit

Alles begann mit einem zweiten Strich. Einem zweiten Strich, mit dem ich an diesem Tag nicht gerechnet hatte, obwohl er doch so sehr gewünscht war. Sofort machte ich ein Foto vom Schwangerschaftstest und schickte es einer Freundin. Ich musste einfach eine Bestätigung haben, dass da wirklich ein zweiter Strich auf diesem Test ist und ich ihn mir nicht einfach einbilde. Mein Freund war auf einem Betriebsausflug und daher schickte ich das Bild nicht ihm. Das wäre doch ein wenig seltsam und unpassend gewesen, ihm per WhatsApp und dann vor allem auf einem Ausflug mitzuteilen, dass er Papa wird. Nachdem mir die Freundin den zweiten Strich bestätigt hatte, fing ich erst richtig an, alles zu realisieren.

Die ersten Schritte: Das Diabetes-Management anpassen

Als Erstes stellte ich die Zielwerte und Warnmeldungen in meiner Pumpe um, machte einen Termin beim Frauenarzt für in ein paar Wochen aus, googelte nach Hebammen in meiner Umgebung und las einige Berichte zum Thema Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes. Beim Diabetologen musste ich zum Glück nicht anrufen, denn dort hatte ich am nächsten Tag eh einen Termin.

Quelle: Antonia Ahlers

So begann nun ein neuer und sehr aufregender Lebensabschnitt. Zum Glück wurde ich von der berühmten Schwangerschaftsübelkeit, die in den ersten Wochen auftreten kann, weitestgehend verschont. Ich hatte lediglich mit einer dauerhaften leichten Übelkeit und Appetitlosigkeit zu tun. Sobald ich aber in eine Hypoglykämie kam, wurde diese stärker und ich mochte einfach überhaupt nichts trinken oder essen. Von Traubenzucker, Apfelsaft oder Süßigkeiten wurde mir dann regelrecht schlecht. Das ist natürlich ziemlich unpraktisch, da man in einer „Hypo“ nun mal etwas zu sich nehmen sollte.

Übelkeit und „Hypo“-Snacks

Also fing ich an, alles Mögliche an „Hypo“-Snacks auszuprobieren. Das kostete schon ein wenig Nerven und vor allem auch Zeit. Traubensaft war mir zu süß, Orangensaft zu säuerlich, Bananen haben zu sehr gestopft (vor allem bei Übelkeit), Gummibärchen waren auch zu süß, Traubenzucker zu staubig/trocken. Von manchen Dingen konnte ich auch einfach die Konsistenz oder den Geschmack nicht ertragen. Wie das mit einem Körper voller Hormone halt passieren kann. Wie ihr seht, war es nicht sonderlich einfach, etwas zu finden.

Quelle: Antonia Ahlers

Letztendlich stellte sich heraus, dass es am besten war, wenn ich schon etwas unternahm, bevor der Wert wirklich behandlungsbedürftig und damit die Übelkeit voll da war. Sah ich also einen Wert um die 80 mg/dl (4,4 mmol/l) mit einem oder zwei Trendpfeilen nach unten, handelte ich schon. Das mag nicht bei jedem so klappen, aber für mich war das zu Schwangerschaftsbeginn eindeutig die beste Lösung.

Als passende „Hypo“ -Snacks stellten sich Brause-Bärchen (von Ahoj-Brause) – statt Traubenzuckers – und eine spezielle Sorte Saftpäckchen (Capri-Sun Multivitamin) – statt Apfelsaft – heraus. Mit den beiden Sachen hielt sich die Übelkeit im Falle einer „Hypo“ in Grenzen und auch die Glukosewerte sprachen gut darauf an.

Quelle: Antonia Ahlers

Was einem letzten Endes am besten hilft, muss vermutlich jeder für sich selbst herausfinden. Brause-Bärchen/Bonbons sind aber vielleicht mal einen Versuch wert. Gewirkt haben sie bei mir eigentlich genauso schnell wie Traubenzucker, aber ich konnte die Konsistenz und den Geschmack viel besser ertragen als den von Traubenzucker.

Kennt ihr das?

-> Hattet oder habt ihr in der Schwangerschaft andere „Hypo“-Helfer als normal? Und wenn ja, was war für euch optimal? Funktionierte vielleicht auch etwas, das vorher sehr gut geholfen hatte, so gar nicht mehr?

Inzwischen hat sich das Problem etwas gelegt und es sind auch wieder mehr Säfte und Co. möglich. Darüber bin ich ganz froh, weil man so, außerhalb der eigenen vier Wände, weniger eingeschränkt ist. Natürlich habe ich immer reichlich „Hypo“-Helfer in der Tasche, aber es kann ja doch immer mal was Unvorhergesehenes passieren und dann ist es schon ganz angenehm, wenn man nicht mehr nur auf bestimmte Produkte angewiesen ist.

Quelle: Antonia Ahlers

Nun sind es nur noch etwas mehr als drei Monate, bis wir unser kleines Wunder in den Armen halten dürfen, und ich bin schon ganz gespannt, wie es danach mit dem Diabetes läuft. Sicher ist, dass es wieder eine neue Herausforderung wird, die wir aber sicher gemeistert bekommen.


Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes war zuletzt auch bei Lisa das große Thema:

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