12 Punkte und ein oberstes Ziel

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12 Punkte und ein oberstes Ziel

Anhand einer 12-Punkte-Liste zeigt Diabetes-Journal-Chefredakteur Günter Nuber in der Blickwinkel-Kolumne auf, wieso es so wichtig ist, dass die Interessen der Menschen mit Diabetes in Deutschland vereint und mit einer Stimme vertreten werden.

Sie selbst haben Diabetes? Oder jemand in Ihrer Familie? Sie wissen, dass das Leben mit Diabetes nicht einfach geradeaus geht? Sie selbst sind vielleicht organisiert in einer Diabetes-Interessenvertretung – oder in der Selbsthilfe? Dann lesen Sie sich doch mal folgende 12 Punkte durch:

  1. Die meisten Menschen, die Diabetes haben, sind nicht selbst schuld an ihrer Erkrankung.
  2. Typ-1-Diabetiker können nichts dafür, dass die körpereigene Abwehr letztlich die eigenen insulinproduzierenden Zellen zerstört.
  3. Viele Typ-2-Diabetiker können nichts für ihre genetische Veranlagung zum Typ-2-Diabetes; dass dieser letztlich bei ihnen ausbricht, ist unserer modernen Welt geschuldet – einem Arbeitsleben ohne körperliche Bewegung und einer ungesunden Ernährung.
  4. Nichtdiabetiker können nichts dafür, dass sie keine genetische Veranlagung für einen Diabetes haben.
  5. Wer selbst kein Kind mit Diabetes hat (oder selbst keines war oder noch nie ein Kind mit Diabetes behandelt hat), wird schwerlich fühlen können, was es heißt, eine Unterzuckerung mitansehen zu müssen, sie nachts zu fürchten oder beim Kindergeburtstag, beim Schulausflug, bei der Klassenfahrt.
  6. Aus 1. bis 5. ergibt sich (und aus vielem anderen mehr), dass Menschen mit Diabetes nicht diskriminiert werden dürfen: nicht Kinder, nicht Ältere, nicht Familienangehörige (zum Beispiel Eltern von Kindern mit Diabetes).
  7. Auch wenn Verbesserungen zu erkennen sind: Diabetiker in Deutschland erleiden zu viele Herzinfarkte und Schlaganfälle; sie werden viel zu häufig amputiert, zu häufig dialysepflichtig, erblinden zu häufig. Solche Diabetes-Folge- und -Begleiterkrankungen könnten in Deutschland jährlich zu Hunderttausenden vermieden werden.
  8. Diabetesfolgen treffen viele Menschen allein deshalb, weil sie nicht zur rechten Zeit vom rechten Arzt oder besser: vom gut ausgebildeten Diabetes-Team behandelt werden.
  9. Ärzte (und Therapeuten überhaupt) können viele ihrer Patienten nicht so behandeln, wie es der ärztlichen Pflicht eigentlich gebühren würde: Die Zeit für Gespräche fehlt (bzw. wird nicht honoriert); einige gut wirkende Medikamente sind nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnungsfähig (oder sind vom Markt genommen).
  10. Die Politik, vor allem die Gesundheitspolitik registriert mehr und mehr, was da in Sachen Diabetes auf Deutschland zukommt; Politiker engagieren sich öffentlich auf Diabetes-Galas, bei Fußballspielen, laden Diabetes-Organisationen in den Reichstag ein.
  11. Aus 7. bis 10. ergibt sich, dass die Interessen der Menschen mit Diabetes in Deutschland, die Interessen der Diabetiker und ihrer Angehörigen, vereint und mit einer Stimme vertreten werden müssen: umgehend, deutlich, laut, immer wieder, professionell, konstruktiv. Aus meinem Blickwinkel kann hier niemand widersprechen.
  12. Wann also setzen sich die drei oder vier oder fünf verschiedenen Diabetes-Organisationen des Jahres 2016 endlich an einen Tisch? Und machen sich an die Arbeit, gemeinsam das Leid der Diabetiker in Deutschland größtumfänglich zu mindern? Und die Lebensqualität zu verbessern? Das nämlich sollte das oberste Ziel eines Verbandes der Selbsthilfe sein: egal, ob er Deutscher Diabetiker Bund heißt oder Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes oder Diabetiker Baden-Württemberg.

von Günter Nuber
Chef-Redakteur Diabetes-Journal
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (7) Seite 41

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