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Wenn zu wenig Insulin im Körper vorhanden ist, kann dies bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes zu einer Überzuckerung und im Weiteren zu einer Stoffwechselentgleisung, der diabetischen Ketoazidose, führen. Wie es zu einer Ketoazidose kommt, und wie man sie vermeiden kann, zeigt das Beispiel von Max.
Das Hormon Insulin bewirkt die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Zellen. Fehlt Insulin, kommt es zu einem Anstieg der Glukose im Blut, weil die Glukose nicht mehr in die Zellen kommen kann. Der Körper beginnt, Energie auf andere Weise bereitzustellen, zum Beispiel durch den Abbau von Fettreserven. Dabei fallen Ketone als “Abfallprodukte” an. Diese Abfallprodukte führen zu einer Übersäuerung des Blutes, einer Azidose.
Frühe Anzeichen einer Ketoazidose sind wie bei Max Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Eine vertiefte Atmung mit nach Apfelessig riechendem Atem kann ebenfalls auftreten. Weitere Zeichen können vermehrtes Trinken, häufiges Wasserlassen, Appetitlosigkeit und Müdigkeit sein. Besteht die Ketoazidose lange und wird nicht behandelt, kann sie lebensbedrohlich sein.
Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes kann es sowohl bei der Diagnose der Erkrankung als auch im Verlauf bei behandeltem Diabetes zu einer Ketoazidose kommen, z. B. wenn viel zu wenig Insulin im Körper vorhanden ist. Durch regelmäßiges Kontrollieren des Glukosewertes und regelmäßige Insulingaben ist das Risiko für eine Ketoazidose bei bekanntem Typ-1-Diabetes aber sehr gering.
Für einen Insulinmangel gibt es unterschiedliche Gründe:
Erstes Anzeichen für eine drohende Stoffwechselentgleisung sind wiederholt zu hohe Glukosewerte. Liegt der Glukosewert über mehrere Stunden über 250 mg/dl (14 mmol/l), obwohl eine Korrektur mit einem schnell wirksamen Insulin erfolgt ist, sollten Ketone gemessen werden.
Benutzt man wie Max einen Glukosesensor, ist es ratsam, bei anhaltend hohen Glukosewerten den Blutzucker zu messen, um eine Fehlfunktion des Sensors auszuschließen.
Bei Krankheit mit Fieber sowie bei Bauchschmerzen, Erbrechen oder Übelkeit sollten immer Ketone gemessen werden.
Die Höhe des Ketonspiegels kann man im Urin oder im Blut messen. Die Messung mit Urinstreifen ist ungenauer. Die Messung im Blut funktioniert einfach wie das Messen des Blutzuckers über Teststreifen mit einem Ketonmessgerät. Ketone im Blut über 0,6 mmol/l sind zu hoch.
Am besten hat man ein Schema zum Vorgehen bei erhöhten Glukosewerten und erhöhten Ketonwerten bei sich, um schnell richtig handeln zu können. In unserem Diabeteszentrum unterscheiden wir das Vorgehen bei einer Insulinpumpentherapie von dem Vorgehen bei einer Pentherapie. Ein grundlegendes Schema zum Vorgehen bei einer Ketoazidose finden Sie auf Seite 31 (“Zum Aufbewahren”).
Generell gilt, wenn Ketone erhöht sind: Viel trinken (Wasser, ungesüßten Tee), keine Bewegung und nicht einschlafen, wenn man allein ist.
Glukosewert über mehrere Stunden über 250 mg/dl bzw. über 14 mmol/l und
a) Ketone 0 bis 0,5 mmol/l: Korrektur bei der nächsten Mahlzeit bzw. sofortige Korrektur, wenn die letzte Insulingabe über 2 Stunden (schnelles Essensinsulin) bzw. über 4 Stunden (Normalinsulin) her ist. Kontrolle des Glukosewertes nach 1 Stunde.
b) Ketone 0,6 mmol/l bis 1,5 mmol/l: Korrektur nach Insulinplan.
c) Ketone 1,5 mmol/l bis 3 mmol/l: doppelte Korrektur.
Bei b und c: Stündliche Kontrolle des Glukosewertes (bis < 200 mg/dl bzw. < 11 mmol/l) und 2-stündliche Kontrolle der Ketone. Rücksprache mit dem Diabetesteam, wenn Glukose-/Ketonwert nicht sinkt.
Wenn der Glukosewert über mehrere Stunden über 250 mg/dl bzw. über 14 mmol/l liegt, soll Korrekturinsulin nach Vorschlag der Pumpe abgeben werden. Nach 1 Stunde den Glukosewert kontrollieren. Bei weiterhin erhöhtem Glukosewert Blutzucker und Ketone messen und einen neuen Katheter setzen. Weiteres Vorgehen je nach Ketonwert:
a) Ketone 0 bis 0,5 mmol/l: Korrekturinsulin alle 2 Stunden nach Vorschlag der Pumpe abgeben. Kontrolle des Glukosewertes nach 1 Stunde.
b) Ketone 0,6 mmol/l bis 1,5 mmol/l: Korrektur mit Spritze oder Pen laut Plan.
c) Ketone 1,5 mmol/l bis 3 mmol/l: Doppelte Korrektur mit Spritze oder Pen.
Bei b und c: Stündliche Kontrolle des Glukosewertes (bis < 200 mg/dl bzw. < 11 mmol/l) und der Ketone, bis Ketone negativ. Rücksprache mit dem Diabetesteam, wenn Glukose-/Ketonwert nicht sinken.
Wenn es so weit kommt, dass ein Kind oder ein Jugendlicher/eine Jugendliche erbricht, muss jemand beim Kind/bei dem/der Jugendlichen bleiben, und es muss das Diabetesteam um Rat gefragt werden. Kann durch regelmäßige Insulingaben keine Senkung des Glukosewertes und der Ketone erreicht werden, ist eine Vorstellung im Krankenhaus notwendig. Hier wird entschieden, ob eine Insulin- und Flüssigkeitsgabe über die Vene erfolgen muss.
Bei Bewusstseinsveränderung wie Schläfrigkeit oder einer vertieften Atmung sollten Eltern den Rettungsdienst rufen!
Ausblick: Aktuell entwickeln Firmen Ketonsensoren, die wie die Glukosesensoren Ketonwerte im Gewebe messen können. Mit dieser Technologie kann man zukünftig drohende Ketoazidosen früh bemerken und behandeln.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (2) Seite 8-10
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