Blutungen und Blutergüsse sind etwas Alltägliches, insbesondere, wenn man kleine Kinder hat. Aber auch ältere Menschen, deren Haut und Blutgefäße mit zunehmendem Alter immer zerbrechlicher werden ("senile Purpura"), kennen das. Schon leichtes Anstoßen in der Wohnung, z. B. an einem Stuhl, kann Blutungen unter die Haut auslösen. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer.
Blutergüsse finden sich oft zufällig anhand leichter Schmerzen oder bemerkt von anderen v. a. an Oberschenkeln, Gesäß oder Oberarmen. Untersuchungen des Bluts sind meist unauffällig, eine besondere Behandlung meist nicht erforderlich oder möglich.
Erhöhtes Risiko für Blutungen
Es gibt jedoch Erkrankungen, die eine erhöhte Gefahr von Blutungen mit sich bringen. Menschen bluten plötzlich ohne erkennbaren Grund, ohne äußere Einwirkung. Meist blutet es aus der Nase, an der Schleimhaut des Munds und des Verdauungstrakts. Menschen mit einer Bluter-Krankheit, fachsprachlich Hämophilie A oder B, können auch plötzlich Blutungen in ihren Gelenken und Muskeln haben, was sich durch Schmerzen äußern kann.
Häufig sind diese Blutungen nicht sehr ausgeprägt. Wenn sie jedoch zum Beispiel im Gehirn auftreten, können sie gefährlich bis tödlich sein. Hinweise auf eine verstärkte Blutungs-Neigung können sein:
Häufige Gründe für spontane und verstärkte Blutungen sind:
Blutungen vorbeugen
Um Blutungen bei verstärkter Neigung dazu vorzubeugen, empfiehlt sich, Folgendes zu beherzigen:
Kommt es zu Blutungen, können Ärztinnen und Ärzte diese lokal schnell stillen mit z. B. Fibrinklebern und Antifibrinolytika. Bei Bedarf ist auch die Gabe von Gerinnungsfaktoren nach den Leitlinien der World Federation of Hemophilia (WFH) möglich und notwendig.
Wenn das Blut häufig gerinnt
Andererseits gibt es Menschen, bei denen genau das Gegenteil häufiger als normal auftritt: Sie haben immer wieder "unerklärbare" Blutgerinnsel, also Thrombosen. Oft treten sie in Form von immer wiederkehrenden Thrombosen z. B. in den Venen der Beine auf, können aber auch andere Gefäße betreffen.
Symptome bei verstärkter Gerinnsel-Bildung (Thrombosen) sind:
Bösartige Erkrankungen oder auch andere schwerwiegende Erkrankungen von Organen, z. B. der Niere, gehen häufig mit Thrombosen einher. Aber auch hormonelle Verhütungs-Medikamente (Kontrazeptiva, "Antibaby-Pille") und andere hormonelle Medikamente können die Blutgerinnung beeinflussen.
Schlaganfall und Herzinfarkt
Oft findet man Thrombosen in den oberflächlich bzw. tief liegenden Venen der Beine und des Beckens. Diese Thrombosen bergen die Gefahr einer Lungen-Embolie, weil sich die Gerinnsel lösen und in die Lungen-Gefäße geschwemmt werden können.
Thrombosen können aber auch in allen anderen Gefäßen des Körpers vorkommen. Je nach betroffenem Gebiet können sie verheerende Folgen haben. Bei einer Thrombose in einem Darm-Gefäß kann z. B. ein Darm-Infarkt auftreten, also ein Teil des Darmgewebes absterben. Eine unkontrollierte Blutgerinnung kann in besonders sensiblen Organen wie dem Gehirn oder dem Herzen zu einer Katastrophe führen. Die Folgen können z. B. ein Schlaganfall und ein Herzinfarkt sein.
Sinn der Blutgerinnung
Unser Blutkreislauf stellt ein kleines Wunderwerk dar. Sämtliche Gefäße werden stets durchblutet. Nur bei einer inneren oder äußeren Verletzung sollte die verletzte Stelle schnell wieder abgedichtet werden – jedoch nicht zu stark oder überschießend. Danach sollte alles wieder "wie vorher" sein.
Damit dies reibungslos funktioniert, greifen verschiedene Mechanismen ineinander, die voneinander abhängig sind. Bei der Verletzung eines Blutgefäßes geschieht Folgendes:
Die Blutstillung (Hämostase) läuft also als vorläufige rasche Blutstillung (primäre Hämostase) mit Bildung eines weißen Blutpfropfs innerhalb von ein bis drei Minuten ab. Die sekundäre Hämostase führt dagegen zur Ausbildung eines endgültigen Verschlusses mit einem gemischten Thrombus mit weißen und roten Anteilen durch die roten Blutkörperchen. Das Endprodukt der Blutgerinnung ist ein Netzwerk aus Fibrin-Fasern, das dem Thrombus Festigkeit verleiht.
Was zur Gerinnung beiträgt
Die einzelnen Gerinnungsfaktoren werden mit römischen Ziffern gekennzeichnet (I bis XIII). Darüber hinaus spielen bei der Blutgerinnung und deren Hemmung viele weitere Faktoren wie Substanzen aus den Blutplättchen, aber auch der Zellen der Gefäß-Innenwände (Endothel) eine wichtige Rolle (z. B. von-Willebrand-Faktor), ebenso Kalzium und die Proteine C und S, die die Gerinnungsfaktoren beeinflussen.
Für die Produktion einiger Gerinnungsfaktoren (II, VII, IX und X, Protein C, S) wird Vitamin K benötigt, weshalb man durch medikamentöses Hemmen von Vitamin K eine verstärkte Gerinnung verhindern kann (z. B. Marcumar).
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