Der Diabetes-Müll kommt bei den Lesern an

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© Kirchheim/Cora Banek
Der Diabetes-Müll kommt bei den Lesern an

Viele Menschen mit Diabetes haben Interesse daran, wie viel Abfall durch ihre Diabetes-Produkte entsteht. Auch, wie er entsorgt und wie er reduziert werden kann, spielt für sie eine Rolle. Das zeigt eine Umfrage, zu der das Diabetes-Journal aufgerufen hatte. Hier berichten wir über die Ergebnisse.

Das Thema “Müll bei Diabetes” ist eins, das auch die Leserinnen und Leser des Diabetes-Journals interessiert. Das ergibt eine Umfrage, die Anfang des Jahres im Heft und auch online zu finden war – und an der 1048 Menschen teilgenommen haben. 89 Prozent geben an, dass ihnen das Thema “Diabetes und Müll” wichtig ist. 90 Prozent haben sich bereits vor der Teilnahme an der Umfrage Gedanken darüber gemacht.

Interessant ist, dass es vor allem ein Thema der Menschen mit Typ-1-Diabetes ist, denn 79 Prozent der Teilnehmenden haben diesen Typ. 18 Prozent mit Typ-2-Diabetes und jeweils 1 Prozent mit Typ-3c- oder sonstigem Diabetes haben die Fragen beantwortet. Mehr Frauen (56 Prozent) als Männer und Menschen anderer Geschlechts-Zugehörigkeit haben sich beteiligt. Altersmäßig ist das gesamte Spektrum vertreten von unter 20 Jahren bis über 79 Jahren mit einem Gipfel zwischen 50 und 69 Jahren.

Auch bei der Mess-Methode für die Glukosewerte zeigt sich, dass vor allem diejenigen sich beteiligt haben, die eine Müll-intensivere Methode einsetzen: 72 Prozent messen ihre Glukosewerte im Gewebe kontinuierlich, einige davon zusätzlich die Blutzuckerwerte. Vor allem vertreten sind dabei FreeStyle Libre 2 mit 48 Prozent, Dexcom G6 mit 31 Prozent und Sensor Guardian 3 mit 14 Prozent.

Für die Insulingabe nutzen die Antwortenden etwa gleich häufig Insulin-Pens oder eine Insulin-Pumpe mit Schlauch (45 und 41 Prozent). Deutlich seltener kommen Einmalspritzen (10 Prozent) und Patch-Pumpen (5 Prozent) zum Einsatz.

Wir haben in der Umfrage auch wissen wollen, wie die Teilnehmenden die Entwicklungen der Katheter für die Insulin-Pumpentherapie und der Sensoren und Transmitter für das kontinuierliche Glukose-Monitoring (CGM) hinsichtlich Verpackung, Nutzerfreundlichkeit und Haltbarkeit bewerten, mit Blick auf die letzten ein bis zwei Jahre. Alle drei Aspekte werden jeweils von der Mehrheit als gleichbleibend empfunden.

Interessant sind die Unterschiede bei Fort- und Rückschritt. Die Nutzerfreundlichkeit beurteilen als Fortschritt mit 20 und 36 Prozent im Ranking der drei Aspekte mehr Menschen als die Verpackung und die Haltbarkeit. Beim Rückschritt macht die Verpackung das Rennen: Hier sehen 13 und 20 Prozent die Entwicklung negativ. Hierzu passt auch der deutliche Appell an die Hersteller der Diabetes-Produkte im Rahmen der Umfrage: 96 Prozent wünschen sich von ihnen (noch) mehr Engagement zum Reduzieren von Abfall. Entsprechend machen die Menschen mit Diabetes vor allem den Herstellern Vorschläge, wie sie sich eine weitere Reduktion des Abfalls und dessen sichere Entsorgung vorstellen könnten, und nur deutlich geringer Apotheken, Entsorgungs-Unternehmen und Hotels.

Dass vielen Menschen mit Diabetes das Thema Müll wichtig ist, zeigt sich auch, wenn es konkret um die Entsorgung geht: 74 Prozent trennen den Abfall, der nicht stechend und nicht möglicherweise infektiös ist, und entsorgen die Rohstoffe getrennt. Immerhin ein Viertel (26 Prozent) trennt diesen Abfall bisher nicht. Letztere werfen zu 71 Prozent alles in den Restmüll, 17 Prozent in den Gelben Sack. Nur wenige tun alles zusammen ins Altpapier oder in den Sondermüll. Wer trennt, nutzt vor allem Restmüll, Altpapier und Gelben Sack parallel. Ein Entsorgen im Sondermüll nennen nur 3 Prozent.

Benutzte und damit blutige Teststreifen sind möglicherweise infektiös. Dennoch verwenden nur 9 Prozent der Antwortenden dafür einen speziellen Behälter für infektiösen Abfall – die meisten, nämlich 78 Prozent, werfen sie einfach in den Restmüll und 9 Prozent in den Gelben Sack.

Bei stechendem und möglicherweise infektiösem Abfall, wie Kanülen, Lanzetten und Sensoren, ist der Prozentsatz derer, die einen speziellen Behälter für infektiösen Abfall benutzen, fast doppelt so hoch: 16 Prozent. Aber auch hier landen die meisten Abfälle im Restmüll (67 Prozent) und 8 Prozent im Gelben Sack. Allerdings entscheiden sich hierbei 3 Prozent für das Entsorgen im Sondermüll.

Diese Antworten zeigen deutlich: Welcher Diabetes-Müll wo entsorgt werden soll oder vielleicht sogar muss, ist weitgehend unklar – jeder macht es, wie er denkt. Das wird auch aus der Antwort auf die Frage “Wünschen Sie sich klare Vorgaben, wie Sie diesen Müll entsorgen sollen?” klar: 85 Prozent wünschen sich klare Vorgaben.


Kontakt:
© Kirchheim/Frank Schuppelius
Dr. Katrin Kraatz

Kirchheim-Verlag

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (9) Seite 20-22

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