Der kleine Melli und ich: Träume – ich würde so gern …

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Der kleine Melli und ich: Träume – ich würde so gern …

Jeder Mensch hat Träume. Und immer wieder gelingt es Menschen, Träume auch zu verwirklichen – ganz egal, ob man Diabetes hat oder nicht. Das gilt auch für Traumreisen.

Autorin Lena Schuster ist Psychologin. Seit 2014 hat sie Typ-1-Diabetes. Ihr Bruder hat seit der Kindheit ebenfalls Typ-1-Diabetes, deshalb ist ihr auch der Einfluss der Stoffwechselerkrankung auf die Familie gut bekannt.

Im Diabetes-Journal bringt sie ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke in der Kurzgeschichtenreihe „Der kleine Melli und ich“ ein.

Kontakt über nuber@kirchheim-verlag.de

Entspannt und völlig versunken in meine Gedanken stehe ich in der Küche und beobachte einen Vogel, der sich aufs Fensterbrett setzt. Es wäre so schön, mal wieder in den Urlaub zu fahren. Einfach mal in den Flieger steigen und irgendwo am Strand die Ruhe genießen. Da klingelt es plötzlich an der Tür. Bevor ich reagieren kann, ist Melli schon losgestürmt.

Ich höre die Stimme von Sophie: „Hallo Melli, wie geht’s dir?“ Daraufhin umarme ich freudestrahlend Sophie und Tom: „Ihr seid so braun geworden. Und ihr seht richtig erholt aus.“ Grinsend sieht mich Tom an und bemerkt: „Der Tauchurlaub war wirklich schön. Wir haben Fotos mitgebracht. Das war echt eine tolle Erfahrung.“ Sophie fügt hinzu: „Ja, Nina, das würde dir auch gefallen.“

Die Diabetes-Kurzgeschichtenreihe „Der kleine Melli und ich“ – der Hintergrund


Melli ist ein kleiner Junge, der mit Nina, einer erwachsenen Frau, zusammenlebt. Die beiden Protagonisten der Diabetes-Kurzgeschichtenreihe geraten im Alltag immer wieder in Konflikt: beim Essen, beim Sport etc.

Autorin Lena Schuster: „Für mich ist der Diabetes vergleichbar mit dem kleinen Melli, den man oft zu gerne ignorieren möchte, doch das geht leider nicht. Denn ignoriert man den Diabetes, ist er wie ein schreiendes Kind, das einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Kümmert man sich jedoch um den Diabetes, so macht einen das stark – und man erkennt, dass man bereit ist, auch andere Probleme des Lebens zu bewältigen.“

Kurze Zeit später haben wir uns alle gemütlich ins Wohnzimmer gesetzt, essen eine Kleinigkeit und plaudern über die letzten Wochen. Sophie und Tom haben ihren Jahresurlaub genutzt, um nach Thailand zum Tauchen zu fliegen. Das war schon lange ein großer Traum von den beiden, auf den sie auch lange gespart haben.

„Ich war so nervös vor der Abreise. Ich wusste gar nicht, was ich alles einpacken soll. Wir waren doch noch nie Tauchen!“ sagt Sophie. Tom lacht und ergänzt: „Sophie hat sich total verrückt gemacht. Sie hat im Internet gelesen, dass wir in der Monsunzeit nach Thailand reisen und da einige Spots nicht zugänglich sind. Aber weißt du, wir haben doch über ein Reisebüro einen Tauchurlaub gebucht. Da werden wir auch irgendwo tauchen können.“

Als uns die beiden schließlich die Fotos zeigen, bin ich komplett überwältigt. Beeindruckende Unterwasseraufnahmen von bunten Korallenriffen und faszinierenden Fischarten. Und die Tiere sind ganz nah an die Taucher herangekommen!

„Wir hatten auch so richtig Glück mit dem Wetter. An den meisten Tagen hatten wir eine glasklare Sicht, das war echt der Wahnsinn!“ Sophie ergänzt: „Stellt euch vor, wir haben einen Hai gesehen. Er ist direkt an uns vorbeigeschwommen.“ Der Schreck steht Nina ins Gesicht geschrieben: „Einen Hai?“ Aber dann erklärt Tom, dass es ein Leopardenhai war, und diese Art ist von Natur aus eher schüchtern.

„Ich würde auch so gern mal …“

So vergeht der Abend, und Sophie und Tom berichten von vielen spannenden Augenblicken. Es scheint ein einzigartiges Erlebnis für die beiden gewesen zu sein. Nina versinkt immer mehr in Gedanken und beginnt zu träumen. Sie wollte schon immer mal nach Ägypten zum Tauchen. Schon als Kind träumte sie davon, mit Tieren zu schwimmen und diese mal ganz aus der Nähe betrachten zu können. Schließlich äußert sie ihren Wunsch: „Ich würde auch so gern mal tauchen gehen. Aber ich weiß nicht so recht … wegen meines Diabetes.“

Kaum hat Nina es ausgesprochen, bemerkt sie, dass ihre Hände anfangen zu zittern. Tom reagiert direkt: „Du bist ganz blass. Geht’s dir nicht gut?“ Da meldet sich Melli zu Wort: „Du musst was essen, Nina. Ich hole dir mal Traubenzucker.“ Kurze Zeit später beginnt der Zucker zu wirken, und Nina geht es deutlich besser.

Doch das Ganze ging nicht spurlos an ihr vorbei: „Ich glaube, dass ich lieber nicht tauchen gehen sollte. Das ist einfach zu gefährlich mit dem Diabetes.“ Da haken Tom und Sophie ein: „Aber einmal in Ägypten tauchen zu gehen, ist doch dein Traum. Rede mal mit deinem Diabetologen und schau, ob es nicht doch möglich ist.“


Kommentar der Autorin:

Der Diabetes fordert von uns oft schnelles Handeln, wenn wir eine Unterzuckerung haben. Das wird auch Nina mal wieder bewusst, als sie unterzuckert und rasch einen Traubenzucker braucht. Schnell verwirft sie durch diese Situation ihren Traum von einem Tauchurlaub.

Jedoch ist es wichtig, dass wir unsere Träume zulassen und sie nicht aufgeben. Natürlich ist nicht alles durchführbar mit dem Diabetes. Nichtsdestotrotz hat Nina die Möglichkeit, mit ihrem Diabetologen zu reden und nach einer Lösung zu suchen. Lasst nicht zu, dass der Diabetes Eure Träume raubt!


von Lena Schuster
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (9) Seite 44-45

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