Der Zauber des Anfangs?

2 Minuten

© Fotolia – trueffelpix
Der Zauber des Anfangs?

Dinge mal anders machen, sich endlich verändern – den Start eines neuen Jahres nutzen viele Menschen gerne für Neuanfänge. Doch nicht jeder Anfang ist auch freiwillig; etwa, wenn man sich nach der Diagnose Diabetes in einer völlig neuen und ungewohnt Situation wiederfindet, weiß Chefredakteur Günter Nuber in der Blickwinkel-Kolumne zu berichten.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“: Im Januar bezieht der Mensch diese Zeile im Allgemeinen auf den Beginn des neuen Jahres. Was ist das für eine Zahl, die 2019? Bringt mir das Jahr Lebensglück oder Traurigkeit? Gesundheit oder Krankheit? Birgt es eine neue Chance für mich in Beziehung, Beruf, Familie? Oder bleibt hoffentlich oder leider alles beim Alten? Nachdenkliche Fragen zum Jahresanfang. Vor einer weiteren Stufe des Lebens. Niemand von uns kann sie jetzt beantworten.

Nach der Diabetes-Diagnose: „Aller Anfang ist schwer“

Einen Anfang macht der Mensch viele Male in seinem Leben auch ganz unabhängig von der Jahreszahl. Wer die Diagnose Diabetes bekommt, dem wird sich der Zauber des Anfangs nicht erschließen, im Gegenteil: „Aller Anfang ist schwer“, schreibt Nathalie in der Diabetes-Online-Community www.blood-sugar-lounge.de. Gerade erfuhr sie, dass sie Typ-1-Diabetes hat. Und Gedanken gehen ihr durch den Kopf wie: „Bin ich mit dieser Situation alleine auf der Welt?“ Sie wollte es sofort und genau wissen, begann mit ihrem Blog, sprich Online-Tagebuch, wo sie erzählte über den Verlauf ihrer Diagnose.

Und Nathalie fand schnell andere Menschen mit Diabetes – und mit Lachen im Gesicht. Auch junge Menschen … obwohl ihr eigenes Vorurteil ganz anderes erwarten ließ: „Und da war für mich klar, ich kann und ich werde es schaffen, mit dieser Krankheit glücklich zu leben. Warum? Weil ihr mich alle angelächelt und ermutigt habt.“ Zauberhaft.

Peter (15) ist Verteidiger, spielt in der Defense seines American-Football-Teams. Die 100 kg Körpergewicht, die er noch vor einem Jahr auf die Waage brachte, standen dem Teenager gut hinsichtlich der extrem körperbetonten Sportart. Im Sommer 2018 wog er nur noch 85 kg … und war teils schon vor dem Wettkampf platt. Es folgte die Diagnose Typ-1-Diabetes … somit das Aus für seinen Sport?

Nein, sagt Prof. Thomas Danne (Hannover): „Wir verfügen heute über Wissen, Therapien und Technologien, mit denen man nach einer Diabetes-Diagnose schnell wieder in die Spur zurückfinden und – egal ob jung oder etwas älter – optimistisch in die Zukunft schauen kann.“ Beim darauffolgenden Footballspiel seines Teams, kaum zu glauben, war Peter wieder mit an Bord (siehe Titelthema).

Auch für das Diabetes-Journal-Team ist nun erst mal alles neu

Auch Ihr Diabetes-Journal (und insgesamt der Kirchheim-Verlag) hat dieses Jahr seinen jahreswechselunabhängigen Neuanfang: Wir sind im Dezember umgezogen. Mit Sack und Pack und 35 Menschen hinaus aus dem Mainzer Stadtzentrum in den Ortsteil Weisenau, am Mainzer Volkspark. Kein ganz leichter Gang für den Gewohnheitsmenschen. Gerade nicht für jene Urgesteine, die teils mehrere Jahre (bis Jahrzehnte!) in den zentralen, schrulligen, charaktervollen alten Hallen in der Mainzer Kaiserstraße verbrachten.

Nach dem brausenden wie sentimentalen Abschied und dem Umzug weichen nun die skeptischen Blicke: nette Neubegegnungen auf dem Flur; der frische Blickwinkel aus dem Fenster; gemeinsame Erkundungen der kleinen und unbekannten Welt rund ums neue Domizil.

Und so gilt für den gemeinen Menschen im Januar, für den heimgesuchten Menschen mit Diabetes und für das vermeintliche Umzugsopfer (nach Hermann Hesse):

„Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.“


von Günter Nuber
Chefredaktion Diabetes-journal,
Kirchheim-Verlag, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (1) Seite 33

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert