Deutsche und Österreicher haben niedrigeren BMI und bessere Blutzuckereinstellung

3 Minuten

© Thomas Tratnik - Fotolia
Deutsche und Österreicher haben niedrigeren BMI und bessere Blutzuckereinstellung

Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes in Deutschland und Österreich sind häufiger normalgewichtig als junge amerikanische Betroffene. Außerdem weisen sie bessere Langzeitblutzuckerwerte auf als Typ-1-Diabetiker ihrer Altersklasse in den USA, England und Wales. Dies ergab eine Auswertung dreier transatlantischer pädiatrischer Diabetes-Register auf der Basis der Daten von insgesamt 54.410 Heranwachsenden.

Die Autoren der Studie* sehen dies unter anderem darin begründet, dass in Deutschland und Österreich immer mehr Patienten eine Insulinpumpe tragen. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe sieht damit einen eindeutigen Vorteil der Pumpentherapie gegenüber der herkömmlichen intensivierten Insulintherapie bestätigt. Um dem auch unter jungen Typ-1-Diabetikern zunehmendem Übergewicht entgegenzuwirken, setzt sich die gemeinnützige Organisation für eine Förderung gesünderer Lebensstilmaßnahmen ein.

Nahezu alle an Diabetes erkrankten Kinder und Jugendlichen erfasst

In die Auswertung der Studie flossen die Daten des amerikanischen „T1D Exchange (T1DX)“-Registers, des englisch-walisischen „National Paediatric Diabetes Audit“ und der populations-basierten „Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV)“ ein: „Dieses Register besteht seit 1995, circa 350 Zentren und Praxen in Deutschland und Österreich nehmen am DPV-Projekt teil. Damit sind immerhin schon nahezu alle an Diabetes erkrankten Kinder und Jugendlichen in Deutschland erfasst“, erklärt der Gründer des DPV-Projekts Professor Dr. med. Reinhard Holl vom Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie der Universität Ulm. Er ist Mitautor der kürzlich erschienenen Studie.

Durchschnittlich höchster HbA1c-Wert: 8,9 Prozent

Der Vergleich der Daten des T1DX-Registers und der DPV ergab, dass zwölf Prozent der Kinder und Jugendlichen beider Register adipös und 24 Prozent übergewichtig waren, ein normales Gewicht wiesen insgesamt 64 Prozent auf. Dabei hatten die jungen Amerikaner einen deutlich höheren BMI als ihre deutschen und österreichischen Altersgenossen. Die Studie ergab außerdem: Der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) der amerikanischen Kinder und Jugendlichen betrug im Durchschnitt 8,3 Prozent, der Wert der Patienten aus Deutschland und Österreich lag mit 7.9 Prozent deutlich niedriger. Den durchschnittlich höchsten HbA1c-Wert wiesen mit 8,9 Prozent die jungen Typ-1-Diabetiker aus England und Wales auf.

In England und Wales nur 14 Prozent mit Insulinpumpe

„In den USA tragen mittlerweile 47 Prozent der Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1 eine Insulinpumpe, in Deutschland und Österreich sind es über 40 Prozent, in England und Wales hingegen nur 14 Prozent“, erklärt Professor Holl. „Mittels einer Insulinpumpe lässt sich der Blutzuckerspiegel meist besser und langfristig stabiler einstellen als durch täglich mehrere einzelne Insulingaben“, sagt Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Chefarzt des Kinderkrankenhauses AUF DER BULT in Hannover und Chefredakteur des Diabetes-Eltern-Journals. Eine Bestätigung sieht der Kinderdiabetologe in der veröffentlichten Studie: Denn der durchschnittliche Langzeitblutzuckerwert der Pumpenträger aus allen drei Registern lag bei 8,0 Prozent, der HbA1c der Pen-Nutzer betrug 8,5 Prozent.

Steigendes Gewicht bei Kindern und Jugendlichen

Adipositas und Übergewicht wird eher mit Diabetes Typ 2 assoziiert“, sagt Professor Danne. Doch das Gewicht steige allgemein bei Kindern und Jugendlichen, auch bei jenen mit Diabetes Typ 1 und bislang stoffwechselgesunden. „Diesem Trend müssen wir mit Lebensstilmaßnahmen entgegentreten“, fordert Danne.

Mit der Kampagne „Diabetes STOPPEN – jetzt!“ hat sich diabetesDE zum Ziel gesetzt, politisch gegen die epidemische Ausbreitung von Übergewicht zu kämpfen. Diese klar formulierten Forderungen sollen zu einem gesunden Lebensstil beitragen:

  • – kein Verkauf von Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken an Schulen,
    Trinkwasserstationen an allen Schulen und Betrieben,
  • – jeden Tag eine volle Stunde Sport in der Schule,
  • – keine Werbung für übergewichtsfördernde Lebensmittel und Getränke, die sich an Kinder und Jugendliche wendet,
  • – Einhaltung von Qualitätsstandards für die Schulverpflegung und in Betriebskantinen,
  • – Ampelkennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackung,
  • – Nährwertkennzeichnung in Kettenrestaurants direkt neben der Preisauszeichnung,
  • – Ausweisung von Broteinheiten (BE) auf verpackten Lebensmitteln,
  • – Einrichtung einer Fett- und Zuckersteuer gegen Übergewicht,
  • – Stärkung der Betrieblichen Gesundheitsförderung .
*
*Diabetologia, January 2016, Volume 59, Issue 1, pp 87-91, Use of insulin pump therapy in children and adolescents with type 1 diabetes and its impact on metabolic control: comparison of results from three large, transatlantic paediatric registries

Quelle: diabetesDE

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert