Diabetes kann Psyche und Sozialleben beeinflussen

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Diabetes kann Psyche und Sozialleben beeinflussen

Erste Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter Betroffenen spiegeln wider, welchen negativen Einfluss Diabetes auch auf die seelische Verfassung und soziale Integration haben kann. Darauf macht die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe anlässlich der bundesweiten „Woche der seelischen Gesundheit“ (10. bis 20. Oktober) aufmerksam.

In 2018 beschloss Großbritannien die Schaffung eines Ministeriums für Einsamkeit, um der zunehmenden Vereinsamung von wachsenden Teilen der Bevölkerung entgegenzuwirken. Dabei geht es vor allem um Menschen, die mit niemandem Erfahrungen und Gedanken teilen können, zum Beispiel alleinstehende Senioren, aber auch von schweren Schicksalsschlägen Betroffene.

Dieses Jahr forderten auch deutsche Politiker, darunter SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, einen Regierungsbeauftragten für beziehungsweise gegen Einsamkeit.

Menschen mit Diabetes leiden häufiger unter psychischen Belastungen

Denn Einsamkeit ist ein wachsendes gesellschaftliches Phänomen: Laut dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit geben insgesamt circa 15 Prozent der 30- bis 60-Jährigen in Deutschland an, darunter zu leiden. Soziale Isolation kann zum einen die Entstehung von Herzkreislauf-Erkrankungen und Depressionen begünstigen. Umgekehrt erhöhen diese Erkrankungen wiederum das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes – ein Teufelskreis entsteht.

Zudem treten psychische Störungen bei Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes häufiger auf als in der Normalbevölkerung. So sind etwa 12 Prozent aller Betroffenen an einer klinischen Depression erkrankt, weitere 18 Prozent fühlen sich durch eine depressive Verstimmung wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit oder Traurigkeit belastet.

„Woche der Seelischen Gesundheit“ vom 10. bis 20. Oktober 2019


Die „Woche der Seelischen Gesundheit“ findet jedes Jahr rund um den internationalen Tag der Seelischen Gesundheit am 10. Oktober statt. Eine Woche lang sind Bürger und Bürgerinnen in Berlin und bundesweit eingeladen, die vielfältigen ambulanten und stationären Angebote der psychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen in ihrer Umgebung zu erkunden.

Ziel aller Veranstaltungen ist es, über psychische Krankheiten aufzuklären, Hilfs- und Therapieangebote aufzuzeigen und die Diskussion anzuregen. Ob Vorträge, Workshops, Schnupperkurse, Fachtagungen oder Kunstaustellungen – alle Veranstaltungen tragen dazu bei, Berührungsängste abzubauen und vor allem Betroffene sowie deren Angehörige einzubinden.

In diesem Jahr findet die „Woche der Seelischen Gesundheit“ vom 10. bis 20. Oktober statt. Weitere Informationen finden Sie auf aktionswoche.seelischegesundheit.net.

„Seelische und soziale Isolation betrifft häufig auch Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes mellitus“, sagt Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Erste Ergebnisse einer von diabetesDE initiierten Umfrage unter mehr als 1.500 Menschen mit Typ-2-Diabetes zeigen, wie belastend die chronische Stoffwechselerkrankung sein kann: Gut die Hälfte der Befragten empfindet die Erkrankung im Alltag als Last.

Mehr Austausch und Aufklärung sowie Entstigmatisierung gewünscht

„Eine Rolle spielt dabei auch, wie die Öffentlichkeit die Erkrankung Diabetes wahrnimmt: 38 Prozent gaben an, dass die Gesellschaft Menschen mit Diabetes stigmatisiere“, so Mattig-Fabian. 29 Prozent der Befragten kritisierten zudem, dass ihr Arzt zu wenig Zeit für sie hat. „Mangelndes Verständnis und Akzeptanz seitens Stoffwechselgesunden, aber auch ärztliche Behandlung unter Zeitnot können seelischen Stress und das Gefühl von Isolation noch verstärken.“

56 Prozent wünschen mehr digitale Gesundheitsangebote, mehr als die Hälfte hat auch Interesse am Austausch mit anderen Betroffenen auf Online-Plattformen. Neben dem Internetkontakt möchten Betroffene unter anderem auch mehr Hilfestellung in sozialen Angelegenheiten, eine bessere Zusammenarbeit mit anderen Patientengruppen und eine Interessenvertretung gegenüber Krankenkassen und Politik.

Die Umfrage umfasste 54 Fragen zu den Bereichen Diagnose, Behandlung, Blutzuckermessung, Schulungen, Belastungen im Alltag und Erkrankungen, Bewegung und Ernährung, Informationsquellen, digitale Gesundheitsangebote, Gesundheitssystem und Politik sowie Selbsthilfe. „Die Ergebnisse der Umfrage sind uns Kompass und Auftrag für unsere Arbeit in den kommenden Monaten“, betont Mattig-Fabian. Die Umfrageergebnisse werden in E-Mail-Aktionen der „Digitalen Allianz Diabetes Typ 2“ münden.

Aktuelle E-Mail-Aktion zur nationalen Reduktionsstrategie

Die erste E-Mail-Aktion auf www.diabetes-stimme.de betrifft das Thema der nationalen Reduktionsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Lebensmitteln und ist direkt an Bundesernährungsministerin Julia Klöckner gerichtet. In der oben genannten Umfrage waren ganze 86 Prozent der Teilnehmer der Meinung, dass die Lebensmittelindustrie in die Pflicht genommen werden soll, um Zucker, Salz und Fette in den Produkten zu reduzieren.

Sind Sie auch dieser Meinung? Dann machen Sie mit unter www.diabetes-stimme.de oder nutzen Sie direkt folgendes Formular:


Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe | Redaktion

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