Diabetes-Lawine: Stoppt sie!

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Diabetes-Lawine: Stoppt sie!

Diabetes-Journal-Redakteurin Lena Schmidt hat sich Gedanken darüber gemacht, mit welchen Strategien man der stetigen Zunahme an Diabetesfällen erfolgreich begegnen könnte.

“Herausforderung chronische Krankheiten – wie sichern wir die Qualität in der Versorgung von Menschen mit Diabetes?” Das Thema des Parlamentarischen Abends der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin im Februar stimmt mich nachdenklich. In Deutschland gibt es über 6 Mio. Diabetiker, jedes Jahr kommen 300 000 Menschen hinzu. Schätzungen zufolge wird die Zahl der Menschen mit Diabetes weltweit bis zum Jahr 2040 auf 642 Mio. steigen.

Pro Jahr entstehen durch den Diabetes und seine Folgeerkrankungen in Deutschland Kosten von rund 35 Mrd. Euro für Behandlung, Pflege, Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung. Wie kann das Gesundheitssystem, wie kann die Politik, wie können wir (!) dieses Diabetesschwergewicht stemmen?

Was kann jeder von uns tun in seinem privaten und beruflichen Umfeld?

Der Abend wurde genutzt, um bestehende Systeme zu hinterfragen: Was läuft falsch in unserer Gesellschaft und wo müssen wir ansetzen, um die Diabetes-Lawine zu stoppen? Die DDG schlägt vor, durch eine gute Versorgungsstruktur qualitätsgesicherte und interdisziplinäre Behandlungen zu ermöglichen. Sie fordert außerdem Vorbeugemaßnahmen, damit den Bürgern ein gesunder Lebensstil möglich wird. Dies sind wichtige Punkte, die unbedingt auf höherer Ebene ankommen und dann auch umgesetzt werden müssen.

Aber man kann es auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten; mir ist das im Moment zu einfach, die Verantwortung anderen, Mächtigeren zuzuschieben. Also frage ich mich: Was kann ich selbst dazu beitragen, die massive Ausbreitung vor allem des Typ-2-Diabetes frühzeitig zu stoppen? Was kann jeder von uns tun in seinem privaten und beruflichen Umfeld?

Zunächst einmal muss man aber unterscheiden: Wenn von Diabetesprävention gesprochen wird, ist meist von Typ-2-, nicht von Typ-1-Diabetes die Rede. Was sind die Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes? Laut Nationaler VersorgungsLeitlinie haben folgende Menschen ein erhöhtes Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln: wer familiär belastet ist, wer älter ist, wer sich zu wenig oder kaum bewegt, wer sich ballaststoffarm und fettreich ernährt – und wer raucht und übergewichtig ist.

Den Diabetes in den Fokus der Öffentlichkeit rücken

Nun liegt nahe, dass jeder, ob Diabetiker oder nicht, mit gutem Beispiel vorangehen sollte – sprich, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit, mal eine Station früher aus dem Bus/der Bahn steigen und ausgewogene und frische Mahlzeiten zu sich nehmen. Ehrlich gesagt, das reicht mir noch nicht. Wie sensibilisiert man Menschen, die den Diabetes nicht auf dem Schirm haben, für einen aktiven und gesunden Lebensstil?

Der erhobene Zeigefinger zieht wohl bei den wenigsten. Vielleicht, und nun sind alle Diabetiker gefragt, mit dem Publikmachen der Erkrankung? Das hätte mehrere Vorteile: Die Erkrankung bekommt so ein Gesicht, Vorurteile könnten ausgeräumt werden, und Kollegen oder Freunde würden nun vielleicht etwas achtsamer mit der eigenen Gesundheit, dem Lebensstil und Vorurteilen umgehen.

Ich gehe, und das nun auch im wörtlichen Sinne, mit gutem Beispiel voran und spaziere jeden Morgen und jeden Abend jeweils 3 Kilometer zur Arbeit – und natürlich wissen das Kollegen und Freunde (damit wächst der Druck auf sie und mich)…


von Lena Schmidt
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (4) Seite 41

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