Diabetes Typ 3 – der Weg zur Diagnose

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Diabetes Typ 3 – der Weg zur Diagnose

Mein Körper hat mich vorsichtig an die Diagnose Diabetes (Typ 3) herangeführt. Im Nachhinein bin ich ihm sehr dankbar dafür, auch wenn ich gut darauf verzichten könnte.

Es hat sich angedeutet

Wenn ich etwas mache, dann mache ich das richtig, und das hat sich wohl auch mein lieber Körper gedacht. Denn bevor das Pankreas einen Bereich des endokrinen Teils aufgab, gab der exokrine auf.
Hört man sich bei den Menschen um, wofür die Bauchspeicheldrüse zuständig ist, wird man von fast allen hören: Insulinproduktion. Das ist auch richtig, aber sie erfüllt auch noch eine andere, sehr wichtige Aufgabe: Sie stellt wichtige Verdauungsenzyme her. Ohne diese können wir Fett, das in der Nahrung ist, nicht mehr spalten und aufnehmen, ebenso wie die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Die Folge sind Mangelerscheinungen, Verdauungsprobleme und Fettstühle. Man spricht dann von einer exokrinen Pankreasinsuffizienz. Genau das bekam ich vor dem Diabetes. Aber das ist nichts Schlimmes und man kann gut damit leben. Man muss nur wissen, wie viel Fett in dem Essen ist, und dann das Verdauungsenzym in Form von Tabletten hinzugeben. In etwa wie bei einer Lactoseintoleranz.

Mit der Diagnose kam auch die Warnung, dass ich Diabetes bekommen könnte. Ob die Ärzte damals nur an das Kortison gedacht haben, das ich schon da seit längerem systemisch und inhalativ einnahm, oder auch schon an eine bestimmte Lungenerkrankung, weiß ich heute nicht. Aber den Weg zum Diabetes beschritt mein Körper schön langsam und vorsichtig. Wenn man sich heute meine Arztbriefe aus der Zeit ansieht, kann man sehen, wie meine Blutzuckerwerte über Wochen langsam steigen.

Darf ich vorstellen? Insulin

Die erste eigene Berührung mit Insulin hatte ich auf der Intensivstation. Mir war schlecht, ich hatte Kopfschmerzen, das Atmen war einfach nur anstrengend, meine Blutgasanalyse, abgekürzt BGA, eher schlecht als recht, und irgendwie konnte ich nicht mehr. Um mir wenigstens das Atmen zu erleichtern und die BGA schöner zu machen (die Werte, die die Sauerstoffversorgung anzeigen, verbessern), hing ich an der NIV (Nicht-invasive Ventilation; durch Überdruck und eine Gesichtsmaske wird Luft in die Lunge geführt. Dadurch wird das Atmen erleichtert).

Es ist eine Form der Beatmung, nur dass man hierfür keine Intubation (Schlauch im Hals) braucht). Da kam die Krankenpflegerin rein, mit einer Spritze in der Hand. „Na toll, jetzt auch noch die kack Thrombosespritze“, dachte ich mir. Aber nein, es war meine erste Spritze mit Insulin. Innerhalb von ein paar Stunden ging es mir besser. Der Durst ging zurück, Kopfschmerzen hatte ich auch keine mehr, und auch die Übelkeit ging zurück. Gut, atmen war noch immer blöd, aber das war ja nichts Unbekanntes. Für mich war klar, Insulin ist ein Wunderzeugs.

Im Nachhinein kam der Schock. Ich musste mir Insulin spritzen, weil mein Körper nicht genug produziert hat. Oder das Kortison für eine Resistenz gesorgt hatte. Heute kann ich sagen, dass es wohl eine Mischung aus beidem war. Zum einen die Resistenz vom Kortison, zum anderen gab meine Bauchspeicheldrüse einfach nicht genug Insulin ab.
Wieder zu Hause erkundigte ich mich mehr über Diabetes und besonders über die Sonderformen und sprach nochmal mehr mit meinen Freunden, die Diabetes hatten. War ich vorher zumindest nicht die Uninformierteste, wusste ich jetzt über Diabetes theoretisch Bescheid.

Ich wollte den Diabetes aufhalten

Trotzdem wollte ich alles tun, um den Diabetes aufzuhalten. Ich schaute, wo ich meine Ernährung vielleicht verändern konnte, und ich hatte noch einen Punkt mehr, warum ich mehr Sport machen wollte. Mit der Zeit zeigte sich aber, dass meine Werte immer höher wurden und länger brauchten, um sich zu erholen. Egal, was ich machte. Es ging so weit, dass ich überlegte, meine Kortisontabletten und Inhalatoren abzusetzen. Zum Glück habe ich alles nur ziemlich reduziert, denn schon das hatte genug Auswirkung auf meine Lunge. Als das ein Arzt mitbekam, gab es ziemlich Ärger, und er erklärte mir, dass ich den Ausfall der Insulinproduktion nicht aufhalten werde können. Das half mir dabei, endlich akzeptieren zu können, dass ich Diabetes bekommen werde.
Die nächsten Male, wenn die Schwester mit Insulin kam, nahm ich das lockerer hin und war gespannt, ob sich alles nochmal normalisiert. Ich hasste nicht mehr meinen Körper oder das Kortison dafür. Irgendwann wurde es normal, dass ich mir ab und an etwas Insulin dazuspritzen musste.

Diagnose: Diabetes Typ 3

Dann kam das neue Jahr, und ich saß bei meinem Pulmologen. Zuvor war ich, wie sollte es anders sein, mal wieder im Krankenhaus gewesen. Die ganze Zeit hatte ich erhöhte Zuckerwerte und, was für mich unüblich war, auch erhöhte Nüchternwerte. Von meinem Lungenfacharzt wurde ich dann auch gleich zu der Endokrinologie weitergeschickt (das Gute, wenn man in einer Uniklinik behandelt wird), und ich hatte Glück, ein Arzt hatte noch am selben Tag Zeit. Ihm zeigte ich die Werte der letzten Woche.

Dass die behandelt werden müssen, war da schon klar. Ich wurde nochmal heimgeschickt und am nächsten Tag einbestellt. Zuvor wurde mir aber Blut abgenommen. Außerdem bekam ich mein erstes Rezept für Teststreifen in die Hand gedrückt und sollte vor und nach dem Essen testen. Am nächsten Tag kam ich wieder mit ein paar Messwerten und ging mit der Diagnose Diabetes mellitus Typ 3. Zuerst bekam ich nur Basalinsulin verschrieben, in der Hoffnung, meine Werte damit unter Kontrolle bringen zu können. Leider funktionierte das nicht, und ich bekam ziemlich schnell danach auch noch Bolusinsulin.

Endlich Klarheit

Die Diagnose löste vor allem eine Sache in mir aus: Erleichterung.
Endlich musste ich mir keine Gedanken mehr machen, wann der Diabetes bei mir ausbrechen würde. Endlich würde ich keine hohen Zuckerwerte mehr haben. Ja, o.k., das war utopisch, die habe ich nämlich immer noch, aber ich kann endlich was dagegen machen. Nichts ist nämlich schlimmer, als im Bett zu liegen, zu wissen, weshalb es einem schlecht geht und dass es etwas dagegen gibt, aber nicht die Möglichkeit zu haben. Heute sitze ich fast 11 Monate später vor diesem Artikel und bin froh, auf diesem Weg die Diagnose bekommen zu haben.

Die Verarbeitung fiel bei mir schon viele Wochen vor der Diagnose an und das, wo wohl jeder durchgehen musste, kam bei mir somit auch schon davor. Während ich meinen Körper neu kennen lernen muss, muss ich mich wenigstens nicht mehr mit der Diagnose auseinandersetzen und diese verarbeiten. Und so gesehen ist auch die exokrine Pankreasinsuffizienz was Gutes, denn dadurch musste ich mein Essen schon vorher einschätzen, wenn auch nur den Fettgehalt.

Ganz ehrlich gesagt, ist das auch nicht leichter als BE oder KE schätzen und wenn ich mich dort verrechne auch eher Sch****. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem hatte ich keine Angst vor der Diagnose. Ich wusste, was auf mich zukam, und ich wusste auch, dass ich in eine super Community reinkomme. Eine Community, in der man von der Erfahrung anderer profitieren kann und auf den Social-Networking-Seiten einfach mal seine Fragen stellen kann. Oder schaut man sich mal die Vielzahl an Bloggern an. All dies hätte ich mir bei meinen anderen Diagnosen gewünscht. Aber auch die anderen Diagnosen halfen mir, indem ich auch bei denen lernen musste, öffentlich mit ihnen umzugehen. Bekomme ich schlecht Luft, muss ich halt mein Spray nehmen. Habe ich einen Hustenanfall draußen, ist das so.

Will ich was essen, muss ich Tabletten nehmen. Haben Andere ein Problem damit, ist es ihr Problem, nicht meins. Für mich gehört es zum Leben dazu. Ebenso wie jetzt der Diabetes und das Spritzen. Auch wenn das manchmal alles etwas unauffälliger sein könnte. Und als ich doch mal ein Problem mit dem öffentlichen Spritzen hatte, hatte ich die Diabetes-Community hinter mir, die mich nochmal darin bestärkt hat, dass das vollkommen o.k. ist.

Natürlich wünsche ich mir, einfach mal wieder so etwas essen zu können. Natürlich bin ich manchmal sauer, dass mein Körper so etwas macht. Und manchmal vergesse ich auch, dass vor dem Essen da noch ein paar Schritte waren, aber jetzt ist es nun mal so und ändern kann ich es nicht.


Wie war das eigentlich bei der Diagnose? Wie ist der Diabetes bei mir festgestellt worden? – Das ist ein Thema, das ganz viele Menschen mit Diabetes beschäftigt. Manche feiern sogar den Diagnose-Jahrestag, und dazu gibt es jetzt ein eigenes Projekt.

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