Diabetes und Impfen – ein Problem?

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Diabetes und Impfen – ein Problem?

Häufig wird die Frage gestellt, warum es zum Typ-1-Diabetes kommt und ob die Entstehung der Erkrankung durch Impfungen begünstigt wird. Der Typ-1-Diabetes tritt zumeist bei Kindern auf, die eine genetische Veranlagung haben. Aber nur bei einem kleinen Teil der Personen mit dieser Veranlagung kommt es tatsächlich zur Diabeteserkrankung. Bislang unbekannte äußere Faktoren sind ursächlich beteiligt.

Unklar ist auch, warum es in den meisten Regionen der Welt zu einer Zunahme des Typ-1-Diabetes kommt – in Deutschland steigt die Zahl der Neuerkrankungen um ca. drei Prozent pro Jahr. Da auch die Zahl der empfohlenen Impfungen in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, wurde auch über Impfungen als mögliche Auslöser dieser Zunahme diskutiert.

STIKO-Empfehlungen

Man geht davon aus, dass es beeinflussbare Umweltfaktoren gibt, die begünstigen, dass es zur Autoimmunität kommt. Dabei zerstört das Immunsystem dann fälschlicherweise die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Dieser Prozess beginnt meist unbemerkt Jahre vor der Manifestation des Diabetes. Das Immunsystems lernt in der frühen Kindheit zu unterscheiden, was körpereigen ist und was fremd. Eine verminderte Auseinandersetzung mit Infektionen im Kleinkindalter wurde daher als möglicherweise begünstigend für Autoimmunität diskutiert.

Keine Verbindung entdeckt

Ob die Impfungen im Kindes- und Jugendalter die Diabetesentstehung eher begünstigen oder davor schützen, war infolge dessen Gegenstand einer Vielzahl an Studien. Auch das günstigste Alter für Impfungen wurde aufgrund tierexperimenteller Daten im Hinblick auf eine Senkung oder Steigerung des Diabetesrisikos diskutiert.

Eine kürzlich erschienene Metaanalyse – so wird das Zusammenfassen verschiedenster Studiendaten genannt – analysierte einen möglichen Zusammenhang zwischen Impfungen und der Erkrankung an Typ-1-Diabetes. Insgesamt wurden aus 2 156 Artikeln der Jahre 1947 bis 2013 aus verschiedenen Ländern 23 Studien für geeignet beurteilt und analysiert. Diese Studien zu 16 Impfungen untersuchten Daten von jeweils 359 bis hin zu 11 828 Dia-betespatienten. Am häufigsten wurden Impfstudien zu Masern-, Mumps-, Röteln- und Keuchhustenimpfungen einbezogen.

Für keine der 11 untersuchten Impfungen mit mehreren Studien fand die Metaanalyse eine Verbindung zur Typ-1-Diabeteserkrankung. Auch für die Impfungen, zu denen nur eine Arbeit analysiert wurde, wie Grippeschutzimpfung, Hepatitis B, Meningokokken C und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ergab sich keinerlei Zusammenhang. Die Autoren der Analyse fanden auch keine Hinweise auf einen Einfluss des Alters der Kinder zum Zeitpunkt der Impfungen. Allerdings wurde auch keine vor Diabetes schützende Wirkung durch Impfungen gefunden.

Aktuelle Studienergebnisse aus Deutschland

Aktuelle Untersuchungen von Kindern aus Finnland zur Rotavirusimpfung sehen ebenfalls keine Veränderung des Risikos, an Typ-1-Diabetes zu erkranken. Ein möglicherweise leicht erhöhtes Risiko für Diabetes für Jugendliche nach einer H1N1-Impfung aus dem Jahr 2009 in Schweden wird kontrovers diskutiert.

Eine kürzlich veröffentlichte deutsche Studie untersuchte die Daten von 1 918 Kindern mit einem erhöhten familiären Risiko für Typ-1-Diabetes (Probanden der BABYDIAB- oder BABYDIET-Studie) im Hinblick auf die Entwicklung von diabetesspezifischer Autoimmunität nach frühkindlichen Impfungen. Ausgeschlossen wurden solche Patienten, die gar keine Impfungen erhalten oder die keinen Impfpass vorgelegt hatten. Analysiert wurden die wichtigsten Impfungen, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland für die frühe Kindheit empfohlen werden.

Bei früher FSME-Impfung innerhalb der ersten 24 Lebensmonate war die Wahrscheinlichkeit für Autoimmunität erhöht. Dies wurde durch eine zusätzliche Untersuchung weitergehend überprüft, und es zeigte sich, dass die Anzahl der FSME-Impfungen keinen Einfluss auf die Entwicklung eines Typ-1-Diabetes hatte. Insgesamt sehen die Autoren für die untersuchten Impfungen im frühen Kindesalter kein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Typ-1-Diabetes/Autoimmunität.

Fazit

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