„Diatattoos“ als Statement zur chronischen Erkrankung

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© Pixaby/ilovetattoos
„Diatattoos“ als Statement zur chronischen Erkrankung

Bei Menschen mit Diabetes und deren Angehörigen gibt es einen Trend, sich Tattoos mit Bezug zu der Stoffwechselerkrankung stechen zu lassen. Sie spiegeln zum Beispiel Solidarität mit Betroffenen oder Akzeptanz des lebenslang notwendigen Selbstmanagements wider.

Tätowierungen sind eine zunehmend beliebter werdende Mode: War der Körperschmuck früher eher in gesellschaftlichen Randgruppen zu finden, hat inzwischen jeder Fünfte hierzulande mindestens ein Tattoo, wie eine Studie der Universität Leipzig zeigte. Dazu zählen auch fast die Hälfte aller Frauen und Männer zwischen 25 und 34 Jahren in Deutschland.

Drückten die Körperzeichnungen vor Jahrzehnten noch meist eine rituelle oder soziale Zugehörigkeit aus, stehen Tattoos heutzutage häufig für eine persönliche Geschichte oder eine individuelle Aussage des Trägers, etwa als Erinnerung oder Statement.

Vidal: Insulinpumpen-Tattoo aus Solidarität mit seinem Sohn

Tattoos verdanken ihre wachsende Beliebtheit unter anderem ihrer Präsenz in der Popkultur: Viele prominente Sänger, Schauspieler, Models und Sportler tragen den Körperschmuck. Auch FC-Bayern-Spieler Arturo Vidal hat zahlreiche Tätowierungen, eine davon zeigt eine Insulinpumpe. Er hat sich das Motiv aus Solidarität mit seinem an Diabetes Typ 1 erkrankten Sohn stechen lassen.

Betroffene selbst geben unterschiedlichste Gründe für ein Tattoo mit Diabetesbezug, wie etwa den blauen Kreis oder einen prägnanten Schriftzug, an. Sei es in Erinnerung an die Diagnose, als Gedächtnisstütze zur kontinuierlich notwendigen Selbsttherapie mit Blutzuckermessen und Insulinspritzen oder zur Akzeptanz der Erkrankung. Sie begleitet jeden Menschen mit Diabetes wie ein Tattoo lebenslang.

Selbstbewussterer und selbstbestimmterer Umgang mit Diabetes

Auch Iris Schmidt trägt ein Diatattoo: „Ich habe mir den Schriftzug ‘I choose to live’ tätowieren lassen. Diese Idee kam mir, als ich 2013 in Melbourne viele Diabetiker aus anderen Ländern kennenlernen durfte. Es bedeutet ‘Ich habe mich dafür entschieden, zu leben.’ Dies hat für mich eine große Bedeutung – denn ich hatte zu meiner Manifestation sehr große Schwierigkeiten, mit dem Diabetes umzugehen und ihn zu akzeptieren. Ich fühlte mich einfach allein und überfordert.“

„Dieser Trend zeigt, dass Menschen mit Diabetes heute selbstbewusster und selbstbestimmter mit ihrer Erkrankung umgehen als früher“, sagt Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Immer mehr Betroffene und Angehörige sehen den Diabetes nicht mehr als Stigma, dass es zu verstecken gilt, sondern gehen ganz offen und selbstverständlich mit ihrer Krankheit um. Mit dem Tattoo setzen sie ein zusätzliches Statement und können so schnell als Communitymitglied identifiziert werden.“

Mittlerweile trägt jeder Fünfte in Deutschland ein Tattoo

Ende 2016 befragte die Universität Leipzig bundesweit 2.510 Menschen im Alter zwischen 14 und 94 Jahren zur Verbreitung von Tätowierungen, Piercing und Körperhaarentfernung in Deutschland und verglich die Ergebnisse mit Umfragen aus den Jahren 2003 und 2009:

Demnach trägt jeder Fünfte in Deutschland ein Tattoo, darunter 44 Prozent der Frauen und 41,5 Prozent der Männer im Alter von 25 bis 34 Jahren. 10,2 Prozent der Männer und 8,8 Prozent der Frauen tragen mehr als ein Tattoo. In der Altersspanne von 25 bis 54 Jahren habe die Zahl der tätowierten Männer und Frauen 2016 deutlich zugenommen, nachdem es bereits von 2003 zu 2009 bei den Frauen zu einem starken Anstieg gekommen war.

Die Entscheidung für Tätowierungen sollte nicht einer vorübergehenden Laune entspringen, sondern vorher gut überlegt und sorgfältig geprüft sein. Denn sie zieren den eigenen Körper nicht nur ein Leben lang, sondern können auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein; insbesondere beim Tätowiervorgang selbst als auch langfristig.

Worauf Sie deshalb bei der Entscheidungsfindung und Risikoabwägung sowie bei einer möglichen Durchführung achten sollten, erfahren Sie in diesen Blogbeiträgen des Dermatologen Dr. Uwe Kirchner (Mainz):


Quelle: Pressemitteilung von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

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