Die 11-jährige Cecilia fühlt sich zu dick – was tun?

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Die 11-jährige Cecilia fühlt sich zu dick – was tun?

Sie haben medizinische und/oder psychosoziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen Antwort!

Frau K.: Unsere Tochter Cecilia (11 Jahre) hat sich nach der Diabetesdiagnose vor 6 Monaten sehr gut entwickelt – das dachten wir jedenfalls. Sie hat die vier Kilo, die sie vor der Manifestation des Diabetes verloren hatte, wieder aufgeholt und ist ein Stück gewachsen. Sie wiegt jetzt 38 kg bei 1,46 m Körpergröße und ist ein sportliches Mädchen. Nun meint Cecilia, sie sei zu dick, und sie will Gewicht abnehmen. Wie soll ich darauf reagieren?


Prof. Lange: Objektiv betrachtet liegt Cecilia mit einem BMI (Body Mass Index) von 17,8 kg/m² etwa auf der 50. Perzentile für ihre Altersgruppe, d. h. ihr Gewicht ist vollkommen normal für ihre Größe (siehe die Perzentilenkurven z. B. auf www.bzga-ess stoerungen.de, dort unter Wichtige Informationen/Der Body Mass Index).

Ihr Kind entwickelt sich gut, und jetzt kündigen sich die ersten Anzeichen der Pubertät an. Gerade Mädchen beginnen, sich mit – in der Regel – untergewichtigen Models zu vergleichen, wenn sie spüren, dass ihr Körper erste weibliche Formen annimmt. Die gegenseitigen Bewertungen unter gleichaltrigen Mädchen verstärken die alterstypische Selbstunsicherheit. Als Mutter können Sie zunächst sachlich dagegenhalten – wenn Sie nicht selbst in einer “Dauerdiät” um eine vermeintliche Idealfigur stecken – und die normale körperliche Entwicklung Ihrer Tochter anerkennend begleiten.

Den Wunsch von Cecilia, nicht “dick” werden zu wollen, können Sie auch positiv sehen und gemeinsam mit ihr überlegen, welche Tricks dabei hilfreich sind und welche ihr schaden.

Hilfreiche Tricks sind: regelmäßige Mahlzeiten und wenig zwischendurch, viel Gemüse und Obst, dafür wenig Süßkram und fette Snacks, energiearme (zuckerfreie) Getränke und schließlich: weiter sportlich bleiben. Besonders ungünstig ist es dagegen, streng zu hungern, denn jeder Körper reagiert darauf nach kurzer Zeit mit Fressattacken, gegen die sich niemand wehren kann.

Das Hungern kann schon ein Einstieg in ein gestörtes Essverhalten sein. Und einige Jugendliche mit Typ-1-Diabetes wissen auch, dass sie schnell an Gewicht verlieren, wenn sie weniger Insulin als erforderlich injizieren. Es ist klar, dass dadurch das Risiko für Schädigungen der Gefäße bei Diabetes rasant steigt.

Zunächst würde ich Cecilias Wunsch gelassen begleiten, und sie unterstützen, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Auf lange Sicht wird es ihr helfen, normalgewichtig zu bleiben. Für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass Cecilia mit intensivem Fasten beginnt oder sich sehr ungewöhnlich verhält, sollten Sie dies frühzeitig in der Diabetesambulanz ansprechen.

Anregungen dazu, wie Eltern bei einem Verdacht auf eine sich anbahnende Essstörung reagieren können, finden Sie ebenfalls auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema. Dort können Sie z. B. auch einen Leitfaden für Eltern bestellen; außerdem gibt es ein Beratungstelefon.


Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.)
Leiterin Medizinische Psychologie, Medizinische Hochschule Hannover,
E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2015; 8 (4) Seite 20

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