Die erste Skifreizeit mit Diabetes: was ist zu beachten?

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Die erste Skifreizeit mit Diabetes: was ist zu beachten?

Sie haben medizinische, psychosoziale und/oder rechtliche Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!

Die Frage von Herrn M. aus Bad Saarow:

Mein Sohn Emilian ist 13 und fährt bald mit der Schule nach Tirol zu Skifahren. Das wird seine erste längere Reise ohne Eltern. Skifahren ist ja auch anstrengend, und die Kälte…da gibt es sicherlich viel zu beachten, oder?

Die Antwort von Dr. med. Torben Biester

Klassenfahrten sind ein häufiger Grund für Fragen und Sorgen, insbesondere wenn die Kinder Diabetes haben. Skifahren ist noch einmal ganz besonders. Üblicherweise sind die Kids den ganzen Tag auf der Piste unterwegs, also viel körperliche Anstrengung, dazu die Kälte, die Messwerte verfälschen oder im Extremfall das Insulin unwirksam machen kann. Besprechen Sie auf jeden Fall das Vorhaben mit Ihrem Diabetesteam und sprechen Sie über nötige Therapieanpassungen. Grundsätzlich gilt: Skifahren ist Sport, aller Wahrscheinlichkeit nach wird Emilian an Ski-Tagen also weniger Insulin brauchen. Hierfür kann man z.B. weniger Basalinsulin spritzen bzw. die Basalrate senken, die Mahlzeitenfaktoren etwas “entschärfen” oder die Korrektur reduzieren. Bei teilautomatischen Systemen gibt es Funktionen wie ein “temporäres Ziel”, einen “Sport-Modus” oder “Ease-off”, die für eine geringere Insulinabgabe sorgen. Je nach Pumpe kann man eine andere Basalrate oder ganze Profile voreinstellen und dann z.B. bei Abfahrt direkt am Bus umschalten.

Grundsätzlich sind etwas höhere Werte während so einer Fahrt, um in der Ski-Terminologie zu bleiben, kein “Beinbruch”. Für Kinder ist es wichtig, dazuzugehören, an allen Aktivitäten teilnehmen zu können, ohne ständig durch niedrige Werte gestört zu werden, extra Kohlenhydrate essen zu müssen oder hinter der Gruppe herzuhängen. Die meisten Sensorsysteme verfügen über die Möglichkeit, die Werte zu teilen, so dass Sie mit ihrem Sohn hier besprechen können, ein Auge darauf zu haben und (nur) in drohenden Extremsituationen z.B. ihn oder eine Begleitperson anzurufen. Grundsätzlich sollten Insulin, Teststreifen und Messgerät nicht dem Frost ausgesetzt werden, und die Lehrkräfte sowie alle Kinder in der Klasse sollten über den Diabetes und Notfallmaßnahmen Bescheid wissen. Das Notfall-Nasenspray sollte Emilian für den Fall der Fälle bei sich haben, und die anderen sollten wissen, wo es ist, und auch schon mal das Lehrvideo dazu gesehen haben. Dass am Körper Traubenzucker, Glukose-Gel oder andere sehr schnelle Kohlenhydrate mit rascher Zugriffsmöglichkeit getragen werden sollten, weiß Emilian mit seinen 13 Jahren bestimmt, aber auch hier hilft eine gute Absprache. Alle Einstellungsfragen des Insulins sollten Sie rechtzeitig mit dem Behandlungsteam absprechen. Nun hoffe ich für Emilian vor allem auf ausreichend Schnee!

Haben Sie auch Fragen rund um das Thema Kinder mit Typ1-Diabetes?
Bei medizinischen, psychologischen oder rechtlichen Fragen an die Diabetes-Eltern-Journal-Experten schreiben Sie an: Dr. Mirjam Eiswirth (E-Mail: eiswirth@kirchheim-verlag.de); sie leitet Ihr Anliegen umgehend weiter.

Autor:

PD Dr. med. Torben Biester
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2023; 14 (1) Seite 22

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