Die Grundlagen der Nährstoffberechnung

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© Fotolia – Robert Kneschke
Die Grundlagen der Nährstoffberechnung

Kinder und Jugendliche brauchen Nährstoffe zum Wachsen, Spielen, Toben, Sporttreiben, Lernen und für die Stärkung des Immunsystems – das gilt selbstverständlich für Kinder mit und ohne Diabetes. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie Ihren Kindern über eine ausgewogene Lebensmittelauswahl ein ausreichendes Angebot machen können.

Nährstoffe sind die Grundbestandteile unserer Nahrung. Mehr als 30 verschiedene Nährstoffe sind die nötigen „Treibstoffe“, die sicherstellen, dass der menschliche Organismus rundläuft.

Die Aufgaben der Nährstoffe

Je nach Art des Nährstoffs wird Energie geliefert und/oder Baumaterial. Nährstoffe werden zudem als Co-Faktoren für den ordnungsgemäßen Ablauf einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen benötigt. Kohlenhydrate, Proteine und Fette sowie das Genussmittel Alkohol liefern Energie. Proteine versorgen den Körper zusätzlich mit unverzichtbaren essentiellen Aminosäuren. Fette, besonders pflanzliche Fette, liefern die unverzichtbaren essentiellen Fettsäuren.

Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe) werden als Baustoffe benötigt und/oder sind unerlässlich an den permanent stattfindenden Auf- und Abbauprozessen des Organismus beteiligt sowie als Radikalfänger (Antioxidanzien) Schutzstoffe für die Körperzellen. Funktionelle Ballaststoffe fördern eine gesunde Besiedlung des Darms mit guten Mikroorganismen, stärken zudem das Immunsystem und unterstützen indirekt viele Stoffwechselprozesse.

Die deutschsprachigen Fachgesellschaften für Ernährung in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben für die verschiedenen Altersgruppen gemeinsame Referenzwerte für die empfehlenswerte Zufuhr an Nährstoffen formuliert. Darüber können Sie sich kostenfrei unter dge.de/wissenschaft/referenzwerte informieren.

Energie aus Nährstoffen und Alkohol

Energieliefernde Nährstoffe
Kohlenhydrate: 4 kcal/g
Organische Säuren: 3 kcal/g
Proteine: 4 kcal/g
Fette: 9 kcal/g

Genussstoff Alkohol: 7 kcal/g

Die Ernährungspyramide des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) umfasst von unten nach oben betrachtet die Lebensmittelgruppen Wasser, Gemüsegruppe/Obstgruppe, Getreidegruppe/Kartoffeln, Milch und Milchprodukte, die heterogene Gruppe der sonstigen Proteinquellen mit Hülsenfrüchten und tierischen Lebensmitteln (ein zusätzliches Milchprodukt, Fisch, Geflügel oder Fleisch) sowie die Gruppe der Fette und Öle. Eine kleine Menge an „Extras“ (etwa 10 % der Gesamtkalorien) darf dazukommen.

Jede einzelne Gruppe hat ein besonderes Potenzial für bestimmte Nährstoffe und lässt sich daher nur eingeschränkt durch eine andere Gruppe ersetzen.

Das 6-5-4-3-2-1-Prinzip

Neben der Einteilung zeigt die Pyramide nach dem 6-5-4-3-2-1-Prinzip, wie häufig man täglich aus den einzelnen Gruppen wählen soll. Die Ernährungspyramide wurde so konzipiert, dass eine ausreichende Nährstoffversorgung erzielt werden kann.

© Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Die Farbwahl nach dem Ampelprinzip verdeutlicht zusätzlich die Priorität bei der Auswahl der Lebensmittelgruppen. Dabei steht grün für reichlich/großzügig, gelb für mäßig/regelmäßig/ bewusst und rot für sparsam genießen/ mit Bedacht. Die Ernährungspyramide ist dadurch ein gutes Werkzeug für die alltagstaugliche Umsetzung der wissenschaftlichen Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr.

Individueller Nährstoffbedarf

Abhängig von Alter, Geschlecht und körperlicher Aktivität ergibt sich ein individueller Bedarf an Nährstoffen. Um dem Anspruch an Individualität gerecht zu werden, kann ganz praktisch zur Bestimmung der Pyramidenportionen das Handmaß eingesetzt werden – denn die Größe der Hände passt zur Körpergröße (kleine Kinder – kleine Hände, große Kinder – große Hände).

Die orientierenden Empfehlungen für die Energiezufuhr der Fachgesellschaften basieren auf den Referenzwerten von Körpergröße und Körpergewicht (Tab. 1). Für Kinder und Jugendliche entsprechen sie der 50. Perzentile der Referenzperzentile für anthropometrische Maßzahlen aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS; 2003 – 2006). Angegeben sind jeweils die Werte für die Mitte des Altersbereichs (2,5; 5,5; 8,5; 11,5; 14 und 17 Jahre), Quelle: dge.de/wissenschaft/­referenzwerte/energie/

Empfehlungen zu Tagesmengen dienen der ersten Orientierung

Auf Basis der Energieempfehlungen für die verschiedenen Altersgruppen finden Sie http://hiereineTabellemitPortionsangabenzudenLebensmittelgruppen
. Bitte beachten Sie, dass die Empfehlungen zu Tagesmengen an Energie lediglich einer ersten Orientierung dienen können. Sie basieren auf den Referenz-­werten für Körpergröße und Körpergewicht und nehmen als Maß für die körperliche Aktivität einen moderaten PAL (physical activity level, dt.: Pegel der körperlichen Tätigkeit; ein Maß für die körperliche Aktivität) von 1,4 an.

Lebensmittel als Nährstoffquellen
  • Gemüse: geringe Mengen Energie, Mikronährstoffe (kein Vitamin B12), Ballaststoffe
  • Früchte: Zucker, Mikronährstoffe (kein Vitamin B12), Ballaststoffe
  • Vollkorngetreide: Stärke, Mikronährstoffe (Vitamin B1, Folsäure, Eisen, kein Vitamin B12), Ballaststoffe
  • Kartoffeln: Stärke, Mikronährstoffe (Kalium, kein Vitamin B12)
  • Milch und Milchprodukte, Käse: Proteine, Mikronährstoffe (Vitamine B2, B12, Kalzium, Magnesium), Milch und Sauermilchprodukte zusätzlich Milchzucker
  • Gruppe sonstiger Proteinquellen | Hülsenfrüchte: Proteine, hohe Qualität in Kombination mit anderen Proteinen, Stärke, Mikronährstoffe (kein Vitamin B12), Ballaststoffe
  • Ei: Proteine, Mikronährstoffe
  • Fisch: Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Mikronährstoffe (B-Vitamine; Seefisch: Jod)
  • Fleisch: Proteine, Mikronährstoffe (B-Vitamine, Eisen)
  • Fettquellen | Pflanzliche Fette: ungesättigte Fettsäuren, Vitamin E
  • Nüsse, Samen: Proteine, ungesättigte Fettsäuren, Mikronährstoffe (kein Vitamin B12)

Kinder und Jugendliche, die mit Körpergröße und Gewicht von den Referenz-­werten und/oder dem PAL abweichen, benötigen entsprechend eine individuelle Anpassung der Energiemengen. Lassen Sie sich hierbei kinderärztlich oder auch ernährungstherapeutisch unterstützen.

Noch etwas Wichtiges zum Schluss

Bei allem Wunsch nach einer optimalen Nährstoffversorgung unserer Kinder und Jugendlichen sollten Sie immer bedenken: Diese optimale Nährstoffversorgung soll lediglich der gesunde Nebeneffekt leckerer Mahlzeiten sein.
Die Quellen der benötigten Nährstoffe sind unsere Lebensmittel. Beziehen Sie Ihre Kinder und Jugendlichen so weit als möglich in die Essensplanung, den Einkauf und die Nahrungszubereitung ein. Wählen Sie möglichst häufig schmackhafte, regionale, saisonale und wenig verarbeitete Lebensmittel aus und machen Sie durch die kreative Zubereitung das Essen zu einem köstlichen Erlebnis.

Portionsmengen aus ­Lebensmittelgruppen

Autorin:

Dipl.oec.troph. Doris Fritzsche
Ernährungswissenschaftlerin

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (1) Seite 12-14

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