Durch Weiterbildung zum Thema Diabetes kompetent pflegen

3 Minuten

Durch Weiterbildung zum Thema Diabetes kompetent pflegen

Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Personen, die Menschen mit Diabetes pflegen, oft nicht genug Wissen über das Thema haben. Das betrifft Pflegende in Kliniken, Pflege­einrichtungen und ambulanten Versorgungs­einrichtungen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft sorgt mit unterschiedlichen Weiterbildungen dafür, dass das diabetologische Wissen in diesem Bereich zunimmt und die Qualität der Betreuung steigt.

Durch fehlende diabetologische Strukturen und mangelnde dia­be­to­logische Ausbildung der Pflegenden in Kliniken und Pflegeeinrichtungen ist eine qualitativ hochwertige Versorgung von Menschen mit Diabetes, egal welchen Typs, nicht immer gewährleistet. Untersuchungen des dia­be­tologischen Fachwissens von Pflegepersonal zeigten insbesondere in den Themenbereichen Insulin­dosis­anpassung und Ernährung Wissenslücken. Dies kann gravierende Folgen haben.

Klar ist, dass in Kliniken, Pflegeheimen und in der ambulanten Pflege Verbesserungs­potenziale genutzt werden müssen. Wesentliche Faktoren sind die Einführung bzw. der Ausbau vorhandener diabetologischer Strukturen mit entsprechendem Qualitätsmanagement und die diabetes­spezifische Fortbildung des Pflege­personals.

Fachkräfte für die Betreuung von ­Menschen mit Diabetes

Bereits 1983 etablierte die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) mit der „Weiterbildung zur Diabetesberaterin DDG/zum Diabetesberater DDG“ ihr erstes Bildungsangebot für Angehörige der Gesundheitsfachberufe. Zielgruppe sind Personen aus dem Pflege- und dem Ernährungsbereich.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) bietet viele Weiterbildungen an, um Gesundheitsfachkräften Wissen über Diabetes zu vermitteln.

Im Rahmen einer einjährigen berufsbegleitenden Weiterbildung lernen die Teilnehmenden, Patienten aller verschiedenen Diabetestypen gemäß den aktuellen wissenschaftlichen Leitlinien anzuleiten, zu coachen, zu beraten und zu schulen. Diabetesberater und -beraterinnen DDG erstellen individuelle Maßnahmenprogramme und befähigen Menschen mit Diabetes zum Selbstmanagement ihrer Erkrankung. In der Weiterbildung erwerben die Teilnehmenden Kompetenzen und Fähigkeiten im diabetologischen, ernährungswissenschaftlichen und päda­gogischen Bereich.

Kompetent für Menschen mit ­Typ-2-Diabetes

Ähnliche Kompetenzen und Fähigkeiten erwerben Diabetesassistentinnen und Dia­be­tes­as­sis­tenten DDG. Im Vergleich zu den Beratern und Beraterinnen ist diese Weiterbildung weniger umfangreich und die erworbenen dia­be­to­logischen Kompetenzen befähigen ausschließlich zur Betreuung von Menschen mit Typ-2-Diabetes.

Weitergebildete verlassen oft die Pflege

Die Motivation speziell für Personen aus dem Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege- sowie dem Altenpflegebereich, sich zum Dia­betesberater bzw. zur Diabetesberaterin weiterzubilden, hat viele Gründe. Sicher sind hohe Belastungen im Pflegebereich, geregelte Arbeitszeiten ohne Schichtdienst und die Hoffnung auf bessere Verdienstmöglichkeiten von Bedeutung. Daraus folgt allerdings, dass die Weiterbildungsteilnehmenden oft einen Wechsel in die Beratung und Schulung anstreben. Somit stehen sie dem klinischen oder ambulanten Pflegebereich nicht mehr zur Verfügung – und dort fehlt dann die so dringend benötigte diabetologische Fachkompetenz.

Basisqualifikation für Notfallsituationen

Um auf diesen Mangel an diabetologischer Fachkenntnis zu reagieren, wurden durch die DDG unterschiedliche Fortbildungen für die so wichtige Gruppe der Pflegenden entwickelt. Zunächst können Pflegende diabetologisches Fachwissen in einer 16 Stunden umfassenden Basisqualifikation erwerben. Einer der Schwerpunkte der Fortbildung ist das Gewährleisten der Patientensicherheit durch das Beherrschen von diabetologischen Notfallsituationen.

Umfassendere Angebote stellen die Weiterbildungen zur Diabetes-Pflegefachkraft DDG dar. In den 180 Stunden umfassenden Weiterbildungen wird nach Einsatzbereich der Teilnehmenden unterschieden. Während der Schwerpunkt der Diabetes-Pflegefachkraft DDG (Langzeit) auf dem Tätigkeitsbereich der Begleitung und Unterstützung des individuellen Diabetesmanagements im Rahmen der Behandlungspflege durch ambulante oder stationäre Langzeitpflege (Pflegeheime) liegt, qualifiziert die Weiterbildung Diabetes-­Pflegefachkraft (Klinik) zur Überwachung des Diabetes-­Managements im stationären Umfeld und zur Weiterbildung des Teams, um eine qualitativ hochwertige Diabetesversorgung in den Kliniken sicherzustellen.

Schwerpunkt Diabetisches Fußsyndrom

Neben den dargestellten Weiterbildungen existieren weitere Fortbildungen, deren Schwerpunkt die Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms ist. Pflegekräfte mit Interesse an diesem speziellen Krankheitsbild können sich entweder zum Wundassistenten bzw. zur Wundassistentin oder zum Podologen bzw. zur Podologin fortbilden lassen.

Fortbildung weiterhin herausfordernd

Nicht immer ist es für Menschen mit Diabetes ersichtlich, ob eine medizinische Einrichtung über ausreichend diabetologisch qualifiziertes Personal verfügt. Eine wichtige Hilfe bei der Suche nach einer passenden Behandlungseinrichtung bietet das Zertifizierungssystem der DDG. Wenn eine Einrichtung als Diabeteszentrum DDG, Diabetologikum DDG, Klinik für Dia­be­tes­patienten geeignet oder Fußbehandlungseinrichtung DDG zertifiziert ist, können Patienten sicher sein, dass die notwendigen diabetologischen Strukturen vorhanden sind.

Leider weisen noch zu wenige Kliniken und Pflegeeinrichtungen eine entsprechende Zertifizierung auf, sodass die Fort- und Weiterbildung des ärztlichen und nicht ärztlichen Personals weiterhin eine immense Herausforderung für die Zukunft darstellt, wenn eine gute Versorgungsqualität für Menschen mit Dia­betes in der Fläche erreicht werden soll.

Schwerpunkt „Älter werden und gut und sicher leben“

Autor:

Lars Hecht, M. Sc.
Gesundheits- und Diabeteswissenschaftler
RED Institut für medizinische Forschung und Fortbildung GmbH
Markt 15, 23758 Oldenburg

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (11) Seite 30-31

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert