Familienessen – und alle helfen mit

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Familienessen – und alle helfen mit

Organisation ist im Familienalltag sehr wichtig. Wie ein Wochenplan helfen kann, beim Kochen entspannt zu bleiben, und wie Kinder schon früh mithelfen können, erklärt Ernährungsberaterin Evelin Sadeghian im Interview.

Eine gesunde Ernährung ist für alle Menschen wichtig. In Familien, in denen ein Kind mit Diabetes lebt, beschäftigt man sich aber vielleicht noch etwas intensiver damit, weil die Mahlzeiten sich direkt auf den Blutzucker auswirken.

Im ersten Teil des Interviews ging es um eine ausgewogene Ernährung, um zeitsparendes Kochen und auch um das Kochen für Kinder mit Diabetes. In zweiten Teil stehen nun das gemeinsame Kochen und auch der Stellenwert von Rohkost im Fokus.


DEJ: Viele Kinder essen lieber Rohkost als gekochtes Gemüse – was sind die Vor- und Nachteile?

Evelin Sadeghian: Durch Gemüse (und Obst) nehmen wir wichtige Mineralstoffe, Vitamine und sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe zu uns. Diese natürlichen Sub-stanzen sind Farb-, Geruchs- und Geschmacksstoffe, die nachweislich vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen können. Durch den Einfluss des Luftsauerstoffs beim Zubereiten und das Erhitzen beim Garen werden nicht nur empfindliche Vitamine, sondern auch viele dieser natürlichen Substanzen zerstört. Daher ist es ein deutlicher Vorteil, wenn Frischkost bevorzugt wird.

Unerhitzte Produkte führen auch zu einer geringeren glykämischen Belastung als erhitzte Lebensmittel. Das heißt, der Anstieg des Blutzuckers ist nach ihrem Verzehr weniger ausgeprägt, wodurch sie länger sättigen. Als kalorienarme Zwischenmahlzeit oder Ergänzung einer Hauptmahlzeit kann Frischkost helfen, die Energieaufnahme zu begrenzen und Übergewicht vorzubeugen.

DEJ: Ist es sinnvoll, einen Wochenplan zu erstellen?

Sadeghian: In jedem Fall. Familien, die den Wochenplan für sich entdeckt haben, gehen deutlich gelassener mit dem Thema um. Der große Vorteil ist, nicht jeden Tag unter Druck überlegen zu müssen, was gekocht werden soll. Es spart Zeit, weil gezielt eingekauft werden kann. Häufig ist nur ein zweiter kleiner Einkauf für frische Zutaten in der Woche nötig. Ein Wochenplan bietet die Möglichkeit, abwechslungsreiche und ausgewogene Speisen zusammenzustellen, gleichzeitig können unterschiedliche Vorlieben der Familienmitglieder berücksichtigt werden. Wenn das Modell mit bewährten Speisen klappt, ist es spannend, an einem Tag in der Woche oder am Wochenende ein neues Rezept auszuprobieren.

DEJ: Gibt es ein Kochbuch für Familien, das Sie besonders empfehlen können?

Sadeghian: Das ist “Das geniale Familien-Kochbuch” von Edith Gätjen, erschienen im TRIAS-Verlag.

DEJ: Wie kann es gelingen, Kindern die Mithilfe in der Küche schmackhaft zu machen? Welche Tricks funktionieren?

Sadeghian: Es ist relativ früh möglich, Kinder mit kleineren Aufgaben in die Küchenarbeit und Essenszubereitung einzubeziehen. Den Tisch decken, beim Einkaufen Lebensmittel auswählen, Gemüse waschen, den Teig kneten oder den Joghurt mit Früchten garnieren, sind nur einige Beispiele. Erfährt das Kind hierbei Anerkennung und wird gelobt, hat es immer mehr Freude daran, Tätigkeiten rund ums Essen zu übernehmen. Auf Dauer werden die Aufgaben möglichst altersgerecht angepasst. Schulkinder können unter Anleitung auch schon beim Kochen mithelfen und vielleicht schon bald einfache Gerichte selbst zubereiten.

DEJ: Schnell kochen und mit Kindern kochen – ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Sadeghian: Nein, bei aufwändigeren Gerichten können die Erwachsenen “Vorarbeit” leisten und die Kinder werden z. B. erst beim letzten Arbeitsgang integriert. Eine andere Möglichkeit stellt die Aufgabenteilung dar: Jeder ist für eine bestimmte Arbeit zuständig; beim anschließenden Abschmecken müssen natürlich alle dabei sein.

DEJ: Ab wann können Kinder in der Küche mithelfen, ab wann können z. B. die meisten mit einem Messer etwas schneiden/schnippeln?

Sadeghian: Kleine Kinder machen sich spielerisch mit Kochlöffeln, Schneebesen und leeren Plastikschüsseln vertraut. Drei- bis vierjährige Kinder können Gemüse und Obst waschen, kalte Speisen rühren, Teig kneten und Gewürze oder andere Zutaten zugeben. Als Nächstes dürfen sie mit dem Sparschäler z. B. Möhren oder Kartoffeln schälen. Unter Anleitung können sie dann probieren, mit einem kleinen Messer weiche Lebensmittel wie Bananen zu schneiden. Wenn das klappt, kann die Lebensmittelpalette erweitert werden. Die Kinder sind mit etwa acht Jahren motorisch in der Lage, Küchenutensilien sicher zu handhaben, und können eigenständig einfache Rezepte nachkochen.

DEJ: Was ist Ihr liebstes schnelles Gericht für den Abend?

Sadeghian: Vollkornnudeln mit Blattspinat und Schafskäse.

Fazit

Obst und Gemüse als Rohkost zu essen, hat viele Vorteile: Werden sie nicht erhitzt, bleiben viele wichtige Inhaltsstoffe erhalten. Auch kann der Verzehr von Rohkost günstig sein für den Blutzucker. Praktisch ist es, in einem Wochenplan die Gerichte für eine Woche festzulegen – es spart z. B. Zeit beim Einkaufen. Beim Einkaufen und erst recht beim Kochen können Kinder schon früh mithelfen – so wird schon früh der Grundstein gelegt für eine gesunde Ernährung im Erwachsenenalter.


von Evelin Sadeghian
Ernährungsberatung, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin “Auf der Bult”, Hannover, E-Mail: sadeghian@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2016; 9 (1) Seite 20-21

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