Finn wehrt sich beim Kathetherwechsel – was tun?

2 Minuten

© Gelpi - Fotolia
Finn wehrt sich beim Kathetherwechsel – was tun?

Das Diabetes-Eltern-Journal beantwortet Ihnen in jeder Ausgabe medizinische Fragen aus unterschiedlichster Perspektive. Besonders wichtig für Eltern von Kindern mit Diabetes sind daneben Fragen vor psychosozialem Hintergrund. Alle Fragen werden von ausgewiesenen Experten beantwortet.

Familie M: Unser Sohn Finn ist 4 Jahre alt, sein Diabetes wurde vor 8 Monaten entdeckt. Es war für uns alle ein großer Schock. Deshalb waren wir sehr froh, dass Finn gleich eine Pumpe angeboten wurde und wir ihn nicht jeden Tag mehrfach spritzen müssen.

Alle zwei Tage, wenn der Katheter gewechselt werden muss, gibt es bei uns seitdem Kämpfe. Mein Mann und ich müssen Finn festhalten, er läuft weg, weint und schreit. Wie können wir ihm bloß die Angst nehmen?


Prof. Lange: Angst oder ein gewisser Respekt vor Injektionen oder anderen Verletzungen des Körpers sind bei Kindern normal und sinnvoll (s. dazu auch DEJ 2/2013), weil sie vor Gefahren schützen. Finn muss nun lernen, dass es beim Kathetersetzen anders ist. Dabei können Sie ihm

  1. als Vorbild/Modell helfen, indem Sie überlegen, mit welchen Gefühlen Sie selbst an die Prozedur herangehen: Mitleid wegen der Schmerzen, Trauer wegen des Diabetes, Stress wegen des Theaters? Schaffen Sie es, diese Gedanken gegen eine positive Sicht auszutauschen? Zum Beispiel: “Der Katheter schmerzt kaum.” (Probieren Sie es bei sich selbst aus!), “Finn wird immer mit der richtigen Insulinmenge versorgt.”, “Wir werden es mit Finn schaffen.”
  2. Bereiten Sie das Kathetersetzen gut vor, damit es schnell gehen kann, und lassen Sie sich nicht auf Verhandlungen mit Finn ein. Bleiben Sie ruhig und handeln Sie konsequent und freundlich. Je länger Sie warten und diskutieren, umso stärker werden Finns Stress und Angst. Lenken Sie ihn mit etwas Schönem ab, wenn der Katheter sitzt, und schimpfen Sie nicht über das Theater.
  3. Sie können mit Finn zwischen zwei Terminen in Ruhe besprechen, wie die Prozedur am besten stattfinden soll: Ablenkung durch Fernsehen kann helfen oder die Konzentration auf einen Zauberstein in der Hand, Finn sucht die Stelle aus, Entspannung oder auch eine Belohnungskarte. Auf dieser Belohnungskarte gibt es jedes Mal einen Stern, wenn Finn das Kathetersetzen ohne Theater mit Ihnen in 6 Minuten geschafft hat. Für 10 Sterne können Sie ein Wunschgeschenk vereinbaren. Selbstverständlich sollte Finn jedes Mal gelobt werden, wenn er Fortschritte gemacht und seine Angst besiegt hat.
  4. Wenn Finn sehr über Schmerzen klagt, können Sie sich zusätzlich in Ihrem Diabeteszentrum Pflaster verschreiben lassen, mit denen Sie das Areal vor dem Einstich betäuben können. Es dauert etwas, bis die Wirkung eintritt, aber es ist zu Beginn bei sehr kleinen Kindern hilfreich. Auf Dauer, wenn ein Kind seine Angst beherrschen kann, ist so ein Pflaster nur noch sehr selten erforderlich.

Sollte sich die Situation jedoch in den nächsten vier Wochen nicht bessern, scheuen Sie sich nicht, Ihr Diabetesteam um Unterstützung durch einen Kinderpsychologen zu bitten.

Nachgefragt – Schreiben Sie an

Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.): Lange.Karin@MH-Hannover.de

Dr. Wolfgang von Schütz: schuetz@hka.de

Oder an: Diabetes-Eltern-Journal, Kirchheim Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, E-Mail: leidner@kirchheim-verlag.de


von Prof. Dr. Karin Lange
Diplom-Psychologin, Leiterin Medizinische Psychologie, Medizinische Hochschule Hannover

Kontakt:
E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 6 (4) Seite 24

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert