Forschungsprojekt „GlycoRec“ abgeschlossen

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Forschungsprojekt „GlycoRec“ abgeschlossen

Mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelten fünf Projektpartner das interaktive Bio-Life-Logging-System GlycoRec, das Diabetes-Patienten mit individuellen Handlungsempfehlungen helfen soll.

Gemeinsam mit der PFH – Private Hochschule Göttingen forschten das Unternehmen Emperra E-Health Technologies aus Potsdam, das L3S-Forschungszentrum an der Leibniz-Universität Hannover, die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden sowie das Deutsche Diabetes Zentrum drei Jahre lang im Rahmen des Projekts. In dieser Zeit förderte das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das Vorhaben mit 1,4 Millionen Euro. Nun veröffentlichten die Forschungspartner ihren Abschlussbericht.

„Viele Menschen mit Diabetes sind ständig in Sorge vor Über- oder Unterzuckerung. Sie empfinden es als mühsam, nach jeder Mahlzeit die Kohlenhydratmenge zu schätzen und unter Berücksichtigung aller Einflussfaktoren schließlich die für sie notwendige Insulinmenge zu berechnen. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass dabei Fehler unterlaufen“, erklärt Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Stephan Weibelzahl von der PFH, der das Projekt leitete.

Tipps und Warnungen über drei smarte Schnittstellen

Abhilfe soll GlycoRec (von Glycose und Recommendation) schaffen, indem es automatisch Patientendaten erfasst: Blutzuckerwerte werden vom Messgerät an das GlycoRec-System übertragen, ebenso verhält es sich mit den Verabreichungen aus dem Insulin-Pen. Ein Schrittzähler erfasst die Gehbewegungen und ihre Kohlenhydratmengen können die Patienten über das Smartphone mithilfe einer umfangreichen Mahlzeiten-Datenbank leicht eingeben.

Auf Grundlage der so gesammelten Werte erhalten die Nutzer individuelle Handlungsempfehlungen, Tipps und Warnungen auf ihr Handy, eine Smart-Watch oder einen Smart-TV. Außerdem können sie auch jederzeit selbst Hilfestellung anfordern.

GlycoRec kann vor allem unerfahrene Diabetes-Patienten helfen

„Für Patienten, die bislang ein Diabetes-Tagebuch genutzt haben, wird der Umgang mit ihrer Krankheit leichter und sicherer“, so Weibelzahl. Sein Team aus Psychologen und Usability-Experten war vor allem für die intuitive Gestaltung der Benutzeroberfläche des Systems zuständig und dafür die Kommunikation mit dem Anwender nach psychologischen Gesichtspunkten zu optimieren.

Die anderen am Projekt beteiligten Institutionen arbeiteten beispielsweise an den sensorischen Komponenten, dem Datenbankmanagement und der Datenanalyse. In einer begleitenden Forschungsarbeit wurde außerdem ein ethischer Leitfaden dafür erarbeitet, wie man dem Bild des mündigen Patienten gerecht wird.

Diabetes-Management mit dem Smartphone: Prof. Dr. Stephan Weibelzahl demonstriert die GlycoRec-Benutzeroberfläche.

Insbesondere unerfahrene Diabetes-Patienten, so fanden die Forscher in Tests heraus, können ihre Krankheit mit GlycoRec deutlich besser managen. Wer hingegen bereits routiniert mit seinem Diabetes umgeht, benötigt die Empfehlungen des Systems seltener. „Für die Akzeptanz ist es besonders wichtig, dass sich die Kontakthäufigkeit individuell auf die Bedürfnisse einstellen lässt. Außerdem haben uns die Praxistests gezeigt welche Hinweise von welchen Nutzergruppen als hilfreich oder als überflüssig erachtet werden“, erläutert Weibelzahl. All dies floss ist in die Entwicklung eines Prototyps (Demonstrator) ein.

Noch ist nicht genau abzuschätzen, wann GlycoRec auf den Markt kommt

Im nächsten Schritt treibt die Emperra GmbH das Projekt nun weiter bis zur Marktreife voran. Mit der Übergabe an den Mittelständler entspricht die interdisziplinäre Forschergruppe den Vorgaben des BMBF als Förderer. Das Ministerium hatte die Umsetzbarkeit und kommerzielle Nutzbarkeit als Ziele festgeschrieben.

Wann GlycoRec als Produkt erhältlich sein wird, ist allerdings noch nicht genau abzuschätzen, wie Weibelzahl abschließend anmerkt: „Auch wenn der Prototyp bereits voll funktionsfähig ist, sind für den Regelbetrieb noch zahlreiche Anpassungen notwendig. Der Bedarf ist aber da.“


Quelle: Pressemitteilung der PFH – Private Hochschule Göttingen

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