Geburtstag? Nein. Viel besser!

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Geburtstag? Nein. Viel besser!

Wer schon einmal für ein Diabetes-Hilfsmittel einen Antrag auf Kostenerstattung bei der Krankenkasse eingereicht hat, der weiß, dass dazu viel Durchhaltevermögen und Geduld notwendig ist. Umso größer fällt die Freude aus, wenn man das Gerät dann endlich in Händen hält, weiß Alex Adabei zu berichten.

Kindergeburtstag. Die Fünfjährige sitzt glücklich inmitten von Geschenken und Fetzen von buntem Papier. Eine Freundin von mir ist auch da. Plötzlich sagt sie – und grinst dabei breit: „Ich habe heute auch irgendwie Geburtstag. Vielleicht ist es sogar besser.“ Warum das? Es stellt sich heraus, dass sie gerade von ihrer Diabetologin kommt.

Sie sitzt im Wartezimmer, als ein junger Mann mit einem großen Paket durch die Tür tritt. „Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten?“ tönen die Wartenden um ihn her. „Nein“, sagt er. „Für eine hier ist das besser als Weihnachten. Über Weihnachtsgeschenke freut man sich oft nur kurz, aber über das, was hier drin ist, freut man sich viel länger.“ Meine Freundin lacht, denn sie weiß ja, dass sie heute ihre Insulinpumpe bekommen soll und dass die bestimmt in dem Paket ist, das der junge Mann so kunstvoll auf seinen Fingern balanciert.

Diabetiker: Sehr abhängig von gesundheitspolitischen Entwicklungen

Auf diesen Tag hat sie über ein Jahr gewartet. Zweimal ist der Antrag für die Pumpe abgelehnt worden, und es blieb nichts anderes übrig, als es erneut zu versuchen … und zu warten – ihre Werte fuhren derweil Schlitten mit ihr. Ich kann mich gut daran erinnern, was sie wegen ihres Diabetes schon mitgemacht hat: Die Umstellung vom Basal­insulin Tresiba (mit dem sie gut zurechtgekommen war) auf ein anderes, weil die Preisverhandlungen mit dem Hersteller gescheitert waren.

Auch ihr Blutzuckermessgerät musste sie schon einmal unfreiwillig tauschen, weil ihr nur noch kostengünstigere Teststreifen verschrieben wurden. All das zeigt, wie sehr Diabetiker abhängig sind von gesundheitspolitischen Entwicklungen und wie sehr sie darauf hoffen müssen, dass in ihrem Sinn entschieden wird.

Merine Freundin hat nun erst einmal genug von Kassen-Anträgen

Nun aber ist die Pumpe da. Der junge Mann hat selbst Typ-1-Diabetes. Er erklärt ihr alles ganz genau und lässt sie auch gleich viel selbst ausprobieren. Und er kann natürlich ganz genau verstehen, was es für meine Freundin bedeutet, nun endlich eine Pumpe zu haben und damit hoffentlich eine bessere Einstellung zu erreichen.

„Und jetzt noch das FreeStyle Libre, oder?“ frage ich sie inmitten der trubeligen Geburtstagsgesellschaft. „Nein“, sagt sie. Auch wenn immer mehr Krankenkassen die Kosten übernehmen, hat sie jetzt erst einmal genug von Anträgen – und vom Warten auf die Entscheidung.


von Alex Adabei

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (10) Seite 82

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