Gen-Variation beeinflusst Wirkung von Metformin

2 Minuten

© JoyImage - Fotolia
Gen-Variation beeinflusst Wirkung von Metformin

Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes nehmen das Diabetesmedikament Metformin ein, um ihre Blutglukosewerte zu verbessern. Ein Team aus Wissenschaftlern am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) hat herausgefunden, dass Metformin bei Menschen, die neu an Typ-2-Diabetes erkrankt sind und eine bestimmte Variante des GLUT-2-Gens tragen, den Blutglukosespiegel stärker absenken kann als bei Menschen ohne diese Variation.

In einer Studie des Metformin Genetics (MetGen) Konsortiums mit mehr als 13.000 Diabetespatienten hat sich gezeigt, dass eine bestimmte Variation im Glukosetransporter-Gen GLUT-2 bei einer Behandlung mit Metformin Auswirkungen auf den Langzeit-Blutglukosewert (HbA1c-Wert) hat. Glukosetransporter sind Proteine, die für den Transport der Glukose (Zucker) durch die Zellmembran zuständig sind. Der Glukosetransporter GLUT-2 wird beim Menschen in Niere, Leber und Dünndarm gebildet und unter anderem vom Gen SLC2A2 kodiert.

Daten aus der Deutschen Diabetes-Studie

Unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Rathmann haben Wissenschaftler am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) untersucht, inwiefern sich der Behandlungseffekt von Metformin bei Patienten mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes mit und ohne diese Genvariation unterscheidet. Hierzu haben sie innerhalb der prospektiven Deutschen Diabetes-Studie bei 508 Teilnehmern mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes (Durchschnittsalter: 53 Jahre, 65 Prozent männlich) eine Genanalyse vorgenommen.

„Wir haben uns speziell die Variationen im SLC2A2-Gen angesehen und daraufhin mögliche Auswirkungen auf den Nüchtern-Blutglukosespiegel untersucht“, erklärt Prof. Michael Roden, Vorstand des Deutschen Diabetes-Zentrums und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Diabetologia veröffentlicht.

Blutglukose sinkt mit C-Allel stärker

Studienteilnehmer, bei denen eine bestimmte Variation dieses Gens (C-Allel) vorlag, berichteten zum Zeitpunkt ihrer Diabetes-Diagnose über mehr Diabetes-Symptome als Nicht-Träger dieses Gens. Unter den 45 Prozent der Teilnehmer, die ausschließlich mit Metformin behandelt wurden, ließ sich der Blutzucker bei Trägern des C-Allels (24 Prozent) innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose besser absenken als bei Nicht-Trägern.

Träger der Variante verzeichneten von der Diabetes-Diagnose bis zum Messzeitpunkt im ersten Jahr danach eine Absenkung um 6,3 mmol/l (114 mg/dl), im Vergleich zu 3,9 mmol/l (70 mg/dl) bei Nicht-Trägern. Der Unterschied blieb auch nach einer statistischen Anpassung der Werte hinsichtlich Alter, Geschlecht, Body Mass Index (BMI) und Diabetes-Dauer der Teilnehmer bestehen. Solche Blutglukose-Differenzen zeigten sich jedoch nur bei Patienten, die ihren Blutzucker ausschließlich durch Metformin kontrollierten. Bei Patienten, die zusätzlich ein weiteres Antidiabetikum einnahmen, bestanden keine Unterschiede.

Fazit: Erbgut beeinflusst Blutglukosereaktion

Dass Menschen mit Diabetes mit der betreffenden Variante im Glukosetransporter-Gen besser auf eine Blutglukosesenkung durch Metformin ansprechen, könnte unterschiedliche Gründe haben. Die Forscher vermuten, dass der Blutzuckersenker Metformin die Glukosebildung in der Leber hemmt und die Aufnahme von Glukose in den Muskel fördert.

Genanalysen von Gewebeproben der Leber haben ergeben, dass das SL2A2-Gen bei Menschen mit dem C-Allel weniger aktiv ist und das von dem Gen kodierte Protein, der Glukosetransporter GLUT-2, ebenfalls eine geringere Aktivität zeigt. Die Wissenschaftler vermuten, dass Metformin diese genetische Abweichung positiv beeinflusst und dem Glukosetransporter zu mehr Aktivität verhilft.


Quelle Pressemitteilung des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ)

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert