Im Urlaub mal ohne Pumpe: Ist das sinnvoll und was ist zu beachten?

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Im Urlaub mal ohne Pumpe: Ist das sinnvoll und was ist zu beachten?

Sie haben medizinische, psychosoziale und/oder rechtliche Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!

Die Frage:

Bis vor kurzem hat unser Sohn Marvin Insulinpens genutzt – so gab es beim Baden/Schwimmen nie ein Problem. Jetzt hat Marvin eine Pumpe, die immer nur kurz ins Wasser darf. Wie können wir das im Urlaub geschickt handhaben? Wenn es geht, möchten wir im Sommer nach Mallorca fliegen und dort natürlich auch viel am Strand und im Wasser sein.

Melanie J.

Die Antwort von Dr. Torben Biester

Ich bin grundsätzlich ein großer Befürworter von Insulinpumpen und glaube an die Vorteile, die insbesondere in einer Kombination mit dem Sensor erzielt werden können. Aber natürlich hat manchmal auch die Pen-Therapie ­ihre Vorteile. Eine Pumpentherapie sollte möglichst konsequent durchgeführt werden – Ausnahmen sind aber möglich. Wenn wir in der Klinik z. B. Jugendliche sehen, die schon sehr jung eine Pumpe bekommen haben, wünschen sich diese manchmal eine „Pumpenpause“, um einmal kein Gerät am Körper zu haben. Manche möchten dann ihre Pumpe wieder nutzen, andere bleiben bei den Pens.

Der von Ihnen angesprochene Strandurlaub ist ein anderer guter Grund für eine Ausnahme. Insbesondere, wenn die Kinder viel im Meer und im Sand toben, kann die Pumpe hinderlich sein und der Sand sogar zum Problem werden.

Hier gibt es mehrere Möglichkeiten zu handeln: Wenn es um kurze Zeiträume geht, z. B. einen Schwimmbadbesuch, ist ein Unterbrechen der Pumpe ohne weitere Maßnahmen kein Problem. Da die schnellen Insuline aus der Pumpe zwei Stunden wirken, kann die Pumpe auch so lange abgenommen werden. Nach zwei Stunden sollte im Rahmen einer (großen oder kleinen) Mahlzeit ein Bolus gegeben werden, damit wieder genügend Insulin im Körper wirken kann, danach kann die nächste Tobephase ohne Pumpe beginnen.

Wenn es um ganze Strandtage oder gar ganze Urlaube ohne Pumpe geht, sollte das bitte mit dem behandelnden Team besprochen werden. Denn der Materialbedarf ist ja ein ganz anderer: Es müssen Pens mit ausreichend Ampullen mitgenommen werden, ebenso genügend Kanülen und das Basalinsulin. Da während der Pumpentherapie kein Basalinsulin verwendet wird, ist es wichtig, frühzeitig mit dem Diabetes-Team einen Spritzplan zu erstellen und auch Rezepte für alles Benötigte zu erhalten.

Da es verschiedene Basalinsuline mit unterschiedlicher Wirkdauer gibt, muss die Auswahl mit Bedacht getroffen werden. So hat das Insulin degludec bei konsequenter Anwendung zwar den Vorteil, dass der Spritzzeitpunkt Raum für Zeitschwankungen von mehreren Stunden lässt, dafür besteht aber keine Flexibilität für tägliche Dosisanpassungen an das Aktivitätsniveau – es ist also ein tolles Alltags-, aber kein geeignetes Urlaubs­insulin. Hier wären Insulin detemir oder Insulin glargin die bessere Wahl, da bei jeder Gabe die Dosis geändert werden kann und die Änderung am gleichen Tag wirkt.

Aber auch wenn man nicht in den Urlaub fährt, empfiehlt es sich, einen Spritzen-Ersatzplan zu haben, denn es kann immer einmal Situationen geben, in denen mehrere Stunden ohne Pumpe überbrückt werden müssen.

Haben Sie auch Fragen rund um das Thema Kinder mit Typ1-Diabetes?
Bei medizinischen, psychologischen oder rechtlichen Fragen an die Diabetes-Eltern-Journal-Experten schreiben Sie an: Nicole Finkenauer (E-Mail: finkenauer@kirchheim-verlag.de
); sie leitet Ihr Anliegen umgehend weiter.

Autor:

Dr. med. Torben Biester
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2021; 13 (2) Seite 19

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