In Malawi brauchen Diabetiker viel Geduld

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In Malawi brauchen Diabetiker viel Geduld

Dienstag ist in Blantyre, Malawi, ein besonderer Tag: Männer tragen Anzug und Krawatte, Frauen haben ihre prächtigsten Kleider angezogen, oft einen farbenfrohen

Diabetesverband seit 2008

Hier im

Der ehemalige Grundschulleiter erfuhr im Januar 2012, dass er Typ-2-Diabetes hat und nimmt Tabletten. Er achtet auf seine Ernährung: Zwar verzichtet er nicht auf das Nationalgericht

Das sagen allerdings die wenigsten Patienten, die dienstags in die Diabetes-Sprechstunde ins QECH kommen. Aisha Gama zum Beispiel kann nicht lange stehen. Die elegant in Schwarzweiß gekleidete 62-Jährige mit getönter Brille leidet seit 1976 an Bluthochdruck, 1997 wurde Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Ihr täglicher Medikamenten-Mix besteht unter anderem aus den oralen Antidiabetika

Der Patientin schmerzen ihre geschwollenen Beine, und sie hat eine diabetische Retinopathie. Sie berichtet von Blutungen durch Gefäßneubildungen. Augen sowie Blutzucker lasse sie quartalsweise kontrollieren, zusätzlich teste sie zu Hause morgens und manchmal nachmittags, sagt sie. Denn mit den Teststreifen, die ihre Tochter aus den USA schickt, muss sie haushalten, in Malawi sind sie teuer.

Keine eigenen Messgeräte

In dem südostafrikanischen Land, das zu den ärmsten Afrikas zählt, gehört Aisha Gama zu den gut versorgten Diabetikern. Die wenigsten Patienten haben wie sie ein eigenes Messgerät. "Wir bekommen Glukometer von den Herstellerfirmen, aber die Teststreifen sind teuer", sagt Prof. Theresa Allain, Chefärztin am QECH und Dozentin an der Medizinischen Hochschule von Blantyre.

Diabetiker brauchen in Malawi viel Geduld. Zu den vierteljährlichen Kontrolluntersuchungen im QECH müssen sie teilweise stundenlang anreisen und einen halben Tag auf ihr Blutzuckerergebnis warten. Das bedeutet Verdienstausfall, weshalb berufstätige Männer seltener als Frauen kommen. Der HbA1c-Wert wird mangels geeigneter Geräte nicht regelmäßig geprüft, der Durchschnittswert der Klinik liegt Prof. Allain zufolge bei 9,5 Prozent. Es gebe viele Notfälle wegen Diabetes.

"Über 95 Prozent der Diabetiker im subsaharischen Afrika leiden an Typ 2", erklärt die Ärztin. Und nicht nur sie beobachtet, dass die Zahlen "schockierend" steigen. Laut einer Untersuchung der

Nicht zimperlich

Wer Prof. Allain bei ihrer Arbeit begleitet, darf nicht zimperlich sein. Die zarte Britin legt am Tag viele Kilometer in den Klinikkorridoren zurück, macht Visite in überfüllten Krankenzimmern, wo dutzendweise Patienten liegen, umlagert von Verwandten, die sie verpflegen. "Es ist so anders hier als in Europa", sagt die Internistin.

Angesichts der Besonderheiten hat die

Der Diabetes-Pass

In Malawi, wo der Staat die medizinische Grundversorgung bezahlt, besitzen Patienten einen Gesundheits-Pass. Die dort eingetragenen Daten werden in der Diabetes-Sprechstunde am QECH eingescannt. Das Krankenhaus hat eine Datenbank für das Screening von Komplikationen entwickelt, mitfinanziert von der WDF. Die Organisation hat auch einen Laser für die Behandlung von diabetischer Retinopathie gespendet. Nicht realistisch sei aber, wie vorgesehen, einmal pro Jahr bei allen Patienten die Augen und Nieren zu untersuchen, so Prof. Allain.

Und die Probleme fangen schon früher an – bei der Behandlung des Metabolischen Syndroms, das dem Typ-2-Diabetes meist vorausgeht. Die Blutdruckkontrolle sei mangelhaft, und es gebe keine Cholesterinsenker, sagt Allain.

Meist nur eine Sorte …

Theoretisch hält die QECH-Apotheke Glibenclamid und Metformin sowie das Langzeitinsulin

Die WDF stuft den Diabetes inzwischen als "Herausforderung für den Kontinent" ein. Durch die wachsende Lebenserwartung nehmen die Langzeitkomplikationen zu. Besonders verhängnisvoll: Die

Prof. Allain hofft, dass die Diabetes-Therapie in Malawi künftig außer in Krankenhäusern auch in den vielen Ambulanzen

Interview: Timothy Ntambalika, Präsident "Diabetes Association of Malawi" (DAM)

Die Patienten sollen zur Arbeit laufen und manuell Ackerbau betreiben anstatt mit dem Traktor. Auch Senioren sollen laufen. In Dörfern schulen wir Diabetes-Trainer und werden dabei von

Am QECH sind aber nie alle benötigten oralen Antidiabetika und Insuline gleichzeitig vorrätig. Um die Diabetes-Versorgung zu verbessern, sollen DAM-Mitglieder ab Anfang 2013 Armbänder aus Plastik oder Kupfer erhalten. Sie werden die Mitgliedsausweise ersetzen und ähnliche Daten wie eine SOS-Kapsel enthalten.


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