Länger im Zielbereich dank Hybrid-Closed-Loop-System

2 Minuten

Länger im Zielbereich dank Hybrid-Closed-Loop-System

Neue Studienergebnisse aus Großbritannien belegen, dass der Einsatz eines hybriden Closed-Loop-Systems zu einer besseren Stoffwechseleinstellung und zu weniger Unterzuckerungen führt als eine sensorgestützte Insulinpumpentherapie.

Auf der diesjährigen Jahrestagung der europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (European Association for the Study of Diabetes; EASD) in Berlin haben britische Forscher des mit der Universität Cambridge assozierten Addenbrooke’s Hospital die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die die Behandlung mit einem Hybrid-Closed-Loop-System mit der sensorgestützten Insulinpumpentherapie verglichen hat. Dabei zeigte sich, dass diese Regelkreis-Systeme für eine bessere Stoffwechseleinstellung und weniger Unterzuckerungen sorgen.

Hybrid-Closed-Loop: automatische Basalinsulinabgabe

Hybride Closed-Loop-Systeme ahmen im Ansatz die Funktion einer gesunden Bachspeicheldrüse nach (daher werden sie auch als künstliche Bauchspeicheldrüse bezeichnet), indem sie die Basalinsulinabgabe automatisch steuern. Dies funktioniert über das Zusammenspiel einer Insulinpumpe mit einem im Unterhautfettgewebe sitzenden Sensor, der kontinuierlich die Glukosekonzentration misst (CGM) sowie einem in der Pumpe integrierten Algorithmus, der basierend auf den ermittelten Werten den Grundbedarf an Inuslin berechnet, den die Pumpe abgeben soll. Die Dosis für das Mahlzeiteninsulin müssen die Anwender noch immer selbst ermitteln und festlegen.

Bei der sensorgestützten Insulinpumpentherapie wird zwar ebenfalls eine Pumpe mit einem CGM-System kombiniert, die Entscheidung über die Höhe sämtlicher benötigten Insulindosen müssen die Anwender jedoch stets selbst treffen.

Im Rahmen der nun durchgeführten Vergleichstudie wurden 86 Menschen mit Typ-1-Diabetes im Alter zwischen 6 und 65 Jahren in zwei Gruppen aufgeteilt: Ein Teil nutzte nach einer gesonderten Schulung 12 Wochen lang ein Hybrid-Closed-Loop-System, der andere nutzte im selben Zeitraum eine sensorgestützte Insulinpumpentherapie. Alle Probanden wendeten zuvor eine Insulinpumpentherapie an und wiesen zu Beginn der Untersuchung einen HbA1c-Werte zwischen 7,5 und 10 Prozent auf.

Mehr Zeit im Zielbereich, vor allem in der Nacht

Am Ende der Untersuchung zeigte sich, dass in der Hybrid-Closed-Loop-Gruppe 65 Prozent der Messungen im normoglykämischen Zielbereich (Time In Range) von 70 bis 180 mg/dl (3,9 bis 10 mmol/l) lagen; in der Gruppe mit sensorgestützter Pumpentherapie waren es 54 Prozent und damit signifikant weniger. In der Nacht betrug diese Differenz sogar 21 Prozentpunkte (77 vs. 56 Prozent). Bei den Closed-Loop-Anwendern konnten vor allem zu hohe Werte reduziert werden, aber auch Unterzuckerungen traten hier seltener auf als bei den Probanden mit sensorgestützter Pumpentherapie. Schwere Unterzuckerungen, bei der Hilfe von außen nötig gewesen wäre, traten in beiden Gruppen nicht auf.

Beim Blutzuckerlangzeitwert konnte bei den „Loopern“ gegenüber der Kontrollgruppe im Durchschnitt ebenfalls eine bessere Einstellung erreicht werden: 7,4 vs. 7,7 Prozent (Ausgangswerte: 8,3 bzw. 8,2 Prozent), bei der Insulindosis und dem Körpergewicht ergab sich keine signifikante Differenz.

Daniel Finan, Forschungsleiter bei der Organisation JDRF, die die Untersuchung gefördert hat, resümiert: „Diese Studie zeigt, dass Menschen mit Diabetes mit einer suboptimalen Einstellung in hohem Maße von dieser [Closed-Loop-]Technologie profitieren können.“ Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „The Lancet“ publiziert.


Redaktion / gh
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-online.de

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert