Machbar, finanzierbar, sinnvoll!

2 Minuten

© Robert Kneschke - stock.adobe.com
Machbar, finanzierbar, sinnvoll!

Was tun bei unerwartetem Alarm? Wie schätze ich die Menge der Kohlenhydrate meiner Schulverpflegung ein? Sollen vor dem Sport zusätzliche Kohlenhydrate verzehrt werden? Dies sind nur einige Fragen und Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes im Schulalltag konfrontiert sind. Pädagogisches Personal, Verwaltungsangestellte oder sonstige Mitarbeitende an Schulen sind bei diesen Fragen oft ebenso überfordert wie die Kinder selbst. Häufig werden deshalb Mütter bei auftauchenden Fragen kontaktiert, sodass es nicht überrascht, wenn 15 Prozent der Mütter ihre Berufstätigkeit aufgeben und 12 Prozent der Mütter ihre Berufstätigkeit reduzieren. 46 Prozent der Familien berichten über relevante finanzielle Einbußen, das Ausmaß psychischer Belastungen und psychischer Erkrankungen ist hoch (1).

Modellprojekte zeigen Nutzen

Das Recht auf eine Teilhabe ohne Einschränkungen ist für Menschen mit Einschränkungen verbrieft und in der UN-Behindertenrechtskonvention seit dem Jahr 2008 festgeschrieben und wurde 2009 von der Bundesregierung ratifiziert (2). Somit ist das Recht auf eine Regelbeschulung für Kinder und auf eine Ausbildung für Heranwachsende grundsätzlich fixiert. Dennoch gibt es in Deutschland keine flächendeckende medizinische Versorgung an Schulen. Während in Schweden, Finnland, Großbritannien, Polen und Dänemark "School Nurses" fest etabliert sind, gibt es solche an deutschen Schulen nur vereinzelt. Modellprojekte in Brandenburg und Hessen konnten zwar den Nutzen von Schulgesundheitsfachkräften eindrucksvoll darlegen und die Machbarkeit wissenschaftlich belegen, auch ein aktuelles Projekt im Großraum Stuttgart entwickelt sich ebenfalls vielversprechend. Dennoch gehören Schulgesundheitsfachkräfte nicht zum Standard an deutschen Schulen.

Forderungen liegen auf dem Tisch

Bereits 2021 haben die Deutsche Diabetes Gesellschaft und ihre Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, der Deutschen Diabeteshilfe, der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin und dem Berufsverband Kinderkrankenpflege ein gemeinsames Positionspapier zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen in der Schule erstellt, das allen gesundheitspolitisch Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene zugestellt wurde. Zusätzliche Vorstöße im Bundesministerium für Gesundheit bei den gesundheitspolitisch verantwortlichen Sprechern der Fraktionen sind zwischenzeitlich erfolgt. Grundsätzlich stößt das Anliegen auf offene Ohren bei den Verantwortlichen in den jeweiligen Ministerien für Gesundheitspolitik und Kultusangelegenheiten. Die praktische Umsetzung und Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften scheitert bislang an Fragen zur Zuständigkeit und Unklarheiten zur Finanzierung. Allerdings werden die Forderungen nach einer Schulgesundheitsfachkraft lauter: Auch Betroffenenverbände (Achse) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Lehr- und Erziehungskräfte vertritt, haben sich der Forderung angeschlossen.

Im September startet eine Online-Kampagne mit folgenden Kernbotschaften:

Neben einer breiten Öffentlichkeit sollen zielgerichtet politisch Verantwortliche und Verbände angesprochen werden, um diesem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Denn Schulgesundheitsfachkräfte sind machbar, finanzierbar und eine gute Investition in die Zukunft unserer Kinder: #InklusionStattAusgrenzung!

Literatur

Autor:

Prof. Dr. Andreas Neu
Kinderdiabetologe, Past Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert