Nach der Schule: Was muss beachtet werden?

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Nach der Schule: Was muss beachtet werden?

Das “Diabetes-Eltern-Journal” beantwortet Ihnen in jeder Ausgabe medizinische Fragen aus unterschiedlichster Perspektive. Besonders wichtig für Eltern von Kindern mit Diabetes sind daneben Fragen vor psychosozialem Hintergrund. Alle Fragen werden von ausgewiesenen Experten beantwortet.

Ulrich K.: Unser jetzt 16-jähriger Sohn Johannes hat seit acht Jahren Diabetes. Jahrelang war sein Diabetes gut eingestellt, jetzt in der Pubertät gibt es oft große Probleme, weil er häufig vergisst, seinen Blutzucker zu messen und Insulin zu bolen.

Demnächst macht er seinen Realschulabschluss und wird dann bei einem Steinmetz in die Lehre gehen. Er wird von zu Hause ausziehen und in einer anderen Stadt in einer WG leben. Wir machen uns große Sorgen, weil er dann nicht nur die Unterstützung durch sein Elternhaus, sondern auch die bisherige sehr gute Betreuung durch das Team in der Diabetesambulanz der Kinderklinik verlieren wird.

Wie können wir ihm helfen? Was kommt nach der Diabetesambulanz? Wie lange kann er noch in einer Kinderklinik betreut werden?

Dr. von Schütz: Ihre Sorgen teilen Sie mit sehr vielen anderen Familien. Vorweg für Sie das Wichtigste: Die meisten Jugendlichen mit Diabetes schaffen den Sprung ins Erwachsenenleben ohne schwerwiegende Komplikationen oder anhaltende Konflikte.

Loslassen braucht Zeit

Einige Dinge gibt es aber zu bedenken: Nicht nur für Ihren Sohn ist es eine große Aufgabe, die Verantwortung für seine Insulintherapie endgültig selbst zu übernehmen. Auch für Sie als Eltern ist es schwer, nach vielen Jahren des Sorgens und Kümmerns nicht mehr die Kontrollinstanz für Ihren Sohn zu sein. Dieses Loslassen braucht Zeit. Vertrauen Sie Ihrem Sohn. Geduld ist für Sie jetzt hilfreicher als zu viel Einsatz.

Es ist sehr gut und wichtig, dass Ihr Sohn in der neuen Stadt nicht alleine, sondern zusammen mit anderen jungen Menschen in einer Wohngemeinschaft leben wird. Wenn sich die Mitbewohner kennengelernt haben und anfreunden, werden sie sich untereinander helfen und aufeinander achten. Das sollte Sie beruhigen.

Kontakt vor dem Umzug aufnehmen!

In die Erwachsenendiabetologie wechseln die meisten Jugendlichen mit etwa 18 Jahren, manche eher, manche später, und sehr oft mit dem Schulabschluss, dem Beginn einer Berufsausbildung oder eines Studiums. Besonders wichtig ist, dass Ihr Sohn bereits vor seinem Umzug Kontakt aufnimmt zu einer diabetologischen Schwerpunktpraxis oder zu einer Diabetesambulanz in der neuen Stadt. Entsprechende Anschriften sind leicht über das Internet zu erfahren.

Am besten bespricht er alles rechtzeitig mit seinem Diabetesarzt in der Kinderklinik. Dieser wird sicher sehr sorgfältig den Übergang in die Erwachsenendiabetologie mit ihrem Sohn besprechen und z. B. dafür sorgen, dass alle wichtigen Unterlagen und Befunde rechtzeitig bei dem zukünftigen Diabetologen Ihres Sohnes eintreffen.

Plan: Übergangssprechstunden

Es gibt Pläne, den Übergang der Jugendlichen in die Erwachsenenmedizin zu strukturieren, z. B. mit Übergangssprechstunden. Es ist jedoch noch völlig unklar, wann diese neuen Strukturen wirksam werden. Daher ist die rechtzeitige persönliche Kontaktaufnahme zu der neuen Schwerpunktpraxis der beste Weg, um den Übergang in die Erwachsenendiabetologie erfolgreich zu gestalten.

Nachgefragt – Schreiben Sie an

Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.): Lange.Karin@MH-Hannover.de

Dr. Wolfgang von Schütz: schuetz@hka.de

Oder an: Diabetes-Eltern-Journal, Kirchheim Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, E-Mail: nuber@kirchheim-verlag.de


von Dr. Wolfgang von Schütz
Oberarzt Pädiatrie III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover

Kontakt:
E-Mail: schuetz@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 6 (1) Seite 22x-x

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