Neuer Ansatzpunkt, um Autoimmunreaktion hinauszuzögern

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Neuer Ansatzpunkt, um Autoimmunreaktion hinauszuzögern

Ein deutsches Forscherteam hat einen molekularen Mechanismus entschlüsselt, der eine große Rolle bei der Autoimmunreaktion spielt, die einen Typ-1-Diabetes auslöst. Der Eingriff in diesen Mechanismus könnte ein neuer Ansatzpunkt sein, um die Entstehung der Erkrankung zu verzögern.

Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Bei der Autoimmunerkrankung zerstören körpereigene Immunzellen allmählich die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse. Normalerweise verhindern regulatorische T-Zellen (Tregs) einen Angriff auf körpereigene Zellen. Doch bei der Entstehung vom Typ-1-Diabetes greift dieser Schutz nicht hinreichend.

Woran das liegt, untersucht das Team von Prof. Dr. Carolin Daniel. Sie ist Gruppenleiterin am Institut für Diabetesforschung (IDF) des Helmholtz Zentrums München, Wissenschaftlerin im DZD und Professorin für Immunmodulation an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Forschenden konnten jetzt einen Mechanismus entschlüsseln, der in einem Frühstadium des Typ-1-Diabetes dazu führt, dass weniger funktionsfähige Tregs gebildet werden.

Erhöhte miRNA142-3p-Level bei Autoimmunreaaktion

Eine entscheidende Rolle spielt dabei die microRNA miRNA142-3p. MicroRNAs können das Ablesen einzelner Gene unterdrücken. „Während der Entstehung der Autoimmunität bei Typ-1-Diabetes konnten wir ein erhöhtes Level von miRNA142-3p feststellen. Das hat eine verminderte Expression des Proteins Tet2 in T-Helferzellen zur Folge “, erläutert Erstautor Martin Scherm.

Dies führt zu fehlerhaften epigenetischen Veränderungen im Foxp3-Gen der regulatorischen T-Zellen. Es werden weniger dieser wichtigen Immunzellen gebildet und die Tregs sind nicht mehr so stabil. „Unsere Forschungsergebnisse zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen miRNA142-3p und der eingeschränkten Funktion von regulatorischen T-Zellen, was in der Folge zur Entstehung und zum Fortschreiten von Autoimmunität beiträgt“, fasst Letzt-Autorin Carolin Daniel die Ergebnisse der aktuellen Studie zusammen.

Neuer Ansatzpunkt für zukünftige Interventionsstrategien

Um zu untersuchen, ob die Erkenntnisse künftig auch neue Therapieansätze eröffnen können, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gezielt das Molekül miRNA142-3p unterdrückt. Dadurch verbesserte sich die Bildung und Stabilität der regulatorischen T-Zellen. Im Tiermodell ging zudem die Autoimmunreaktion gegen die Insulin-produzierenden Betazellen zurück.

„Die detaillierte Erforschung der zugrundeliegenden Mechanismen führte zur Identifizierung von vielversprechenden Ansatzpunkten für zukünftige Interventionsstrategien. Die gezielte Hemmung von miRNA142-3p könnte neue Wege eröffnen, die Aktivität des Immunsystems gegen die eigenen Insulin-produzierenden Zellen zu verringern“, führt Prof. Dr. Anette Ziegler, Leiterin des IDF, aus.

Die Forschenden planen schon weiter: Um das Potential der gezielten Hemmung von spezifischen miRNAs weiter zu erforschen, soll im nächsten Schritt die selektive und zielgerichtete Anreicherung des miRNA142-3p-Inhibitors in den relevanten Zielzellen verbessert werden. Außerdem will das Team von Carolin Daniel weitere Gene identifizieren, die durch miRNA142-3p und/oder Tet2 reguliert werden und deren fehlerhafte Regulation zur Entstehung und zum Voranschreiten von Insel-Autoimmunität beitragen kann.


Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD)

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