Nicht erwünscht: ein Reise-Souvenir der besonderen Art

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Nicht erwünscht: ein Reise-Souvenir der besonderen Art

Niemand möchte von einer Reise als ganz besonderes Souvenir eine Krankheit mit nach Hause bringen. Wie Reisende sich wirksam vor Malaria und anderen bei uns nicht verbreiteten Krankheiten schützen können, lesen Sie im dritten Teil unserer Reise-Serie. Außerdem: Empfehlungen zur Hygiene.

Lesen Sie auch die beiden ersten Teile unserer kleinen Serie über das Verreisen mit Diabetes:

Sich den Mückenschutz sparen? Besser nicht!

Ein Tansania-Reisender äußerte einmal die Ansicht, er sei doch gegen Gelbfieber geimpft und nehme vorbeugend ein Medikament gegen Malaria ein, da könne er sich doch den lästigen Mückenschutz – also mehrmals täglich ein mückenabweisendes Mittel aufzutragen – sparen.

Diese Ansicht ist verbreitet, aber irrig: Weder eine Impfung noch eine medikamentöse Malariaprophylaxe verleihen einen 100-prozentigen Schutz. Bekommen Sie viele Mückenstiche und damit viele Krankheitserreger, kann der Schutz durchbrochen werden – Sie erkranken. Zwar wird eine solche Durchbruchserkrankung eher leicht und ohne Komplikationen verlaufen, aber mit einem guten Mückenschutz hätten Sie sie vermeiden können.

Es gibt nicht nur die Malaria …

Außerdem gibt es viele weitere, von Mücken und anderen Insekten übertragene Krankheiten, denen nicht mit einer Impfung, wohl aber mit konsequentem Mückenschutz vorgebeugt werden kann:

  • Typhus ist eine Durchfallerkrankung. Die Bakterien werden mit verunreinigter Nahrung und Trinkwasser aufgenommen. Die verfügbaren Impfstoffe sind wirksam und gut verträglich. Der Schluckimpfstoff schützt nur 1 Jahr, die Spritze 3 Jahre.
  • Die FSME (auch: europäisches Zeckenbissfieber) ist eine Virusinfektion, die durch Zeckenstiche übertragen wird. FSME gibt es auch im Süden und Südosten Deutschlands. Zecken halten sich in Sträuchern und im hohen Gras auf. Von da lassen sie sich abstreifen, oder sie kriechen aktiv auf Tiere oder Menschen. Beim Stich sondert die Zecke mit ihrem Speichel eine schmerzstillende Substanz ab, so dass der Stich meist nicht bemerkt wird. Infizierte Zecken übertragen so das FSME-Virus. Da die Erkrankung zu Dauerschäden oder gar zum Tod führen kann, ist die Impfung bei Camping oder Wanderung zu empfehlen.
  • Gelbfieber ist eine tropische Viruskrankheit, die durch Stechmücken (tag- und nachtaktiv) übertragen wird. Keine Ansteckung von Mensch zu Mensch, aber die Übertragung Mensch – Mücke – Mensch führt immer wieder zu epidemischer Ausbreitung. Der Impfstoff wirkt und ist gut verträglich. Die Impfung ist anzuraten, wenn Aufenthalte im Busch oder in Feuchtgebieten geplant sind (Safari etc.). Die Impfung darf nur von einer anerkannten Gelbfieberimpfstelle durchgeführt werden.
  • Schistosomen sind Süßwasserlarven des Pärchenegels, die durch die intakte Haut eindringen. Sie verursachen schwer zu diagnostizierende Krankheiten. Die mit dem Stuhl oder Urin ausgeschiedenen Eier entwickeln sich in Süßwasserschnecken zu infektionstüchtigen Larven. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Baden Sie nicht in Süßgewässern, auch nicht Hände oder Füße im Wasser kühlen. Im Swimmingpool zu baden, ist unbedenklich. Eine Impfung ist nicht möglich.

Wirksamer Mückenschutz – wie geht das eigentlich?

Bisher klang schon mehrfach an, dass Mückenschutz besonders wichtig ist – nicht nur zur Vermeidung einer Malaria, sondern auch zur Vermeidung anderer, von Mücken übertragener Erkrankungen. Erst an zweiter Stelle rangiert die medikamentöse Vorbeugung.

In den Tropen und Subtropen können bestimmte nachtaktive Mücken die Malaria übertragen. Diese Mücken fliegen insbesondere in der Umgebung von Feuchtzonen (im Umkreis von 500 Metern): Flüsse, Seen, Sümpfe, Wassergräben, bewässerte Felder und Abfallplätze, auch in Parkanlagen in Städten und in auf Dächern montierten Kondenswasser-Auffangbehältern von Klimaanlagen. In solchen Gebieten sollte man sich vor Mückenstichen schützen – auch wenn vorbeugend Malariamittel eingenommen werden. In Malariagebieten ist das Infektionsrisiko während der Regenzeit etwa 10-mal höher als während der Trockenzeit. Wenn möglich, sollte man daher die Regenzeit als Reisezeit meiden. Wichtig:

  • Malariagebiet ja oder nein? Fragen Sie im Zweifel nach bei einer reisemedizinischen Beratungsstelle oder Gelbfieberimpfstelle.
  • Eine homöopathische Malariaprophylaxe gibt es nicht!
  • Die Einnahme von Vitamin-B-Präparaten und/oder Knoblauch schreckt Mitreisende ab, aber nicht die Mücken.
Mückenschutz – so verhalten Sie sich richtig
  • Nach Anbruch der Dämmerung langärmelige Hemden bzw. Blusen und lange Hosen (nicht Röcke) tragen. Es dürfen ruhig leichte, aber nicht weitmaschige Gewebe sein. Bei starkem Mückenflug Kleidung mit Repellent (mückenabweisendes Mittel) einsprühen oder in geschützte Umgebung ausweichen.
  • Freibleibende Haut (Gesicht, Hals, Hände, Fußknöchel) mit einem Repellent einreiben. Alternativ gibt es Mückenabwehrbänder im Fachhandel, die den Vorteil haben, dass das Repellent bei starkem Schwitzen nicht so schnell erneuert werden muss wie bei Mitteln, die auf die Haut aufgetragen werden. Die Stiftung Warentest hat im Heft 6/2014 Mückenmittel getestet. Nur 4 Präparate erreichten ein Gesamturteil „gut“. Von diesen boten nur 2 einen „sehr guten“ Mückenschutz.
  • Übernachtung nur in klimatisierten Räumen. Ansonsten Moskitonetz benutzen. Kinder und Allergiker sollten wegen der Gefahr der Sensibilisierung auf eine Imprägnierung des Netzes mit Repellent verzichten.
  • Vor dem Zubettgehen sollte unbedingt kontrolliert werden, ob sich Mücken innerhalb des Netzes befinden. Die herunterhängenden Enden des Moskitonetzes unter die Matratze stopfen, damit keine Mücken durch den Faltenwurf eindringen können.

Wann ist zusätzlich ein Malariamittel nötig?

In Gebieten mit geringem Malariarisiko reicht ein konsequenter Mückenschutz aus. Bei Reisen in medizinisch schlecht oder nicht versorgte Gebiete ist es sinnvoll, für den Fall einer Malariaerkrankung ein Medikament in der Reiseapotheke mitzunehmen. Da Reisende in aller Regel nicht selbst die Diagnose stellen können, kann diese Stand-by-Therapie nur zur Überbrückung dienen, bis ein Arzt erreicht wird. Möglicherweise handelt es sich um eine andere Tropenkrankheit mit ähnlichen Krankheitszeichen. Im Erkrankungsfall muss daher immer schnellstmöglich medizinische Versorgung aufgesucht werden.

In Gebieten mit mittlerem oder hohem Malariarisiko wird zusätzlich zum Mückenschutz die vorbeugende, niedrigdosierte Einnahme eines Malariamittels empfohlen. Da in vielen Gebieten die Malariaerreger gegen bestimmte Malariamittel resistent sind, muss der Reisemediziner jeweils prüfen, welche Mittel empfohlen werden können. Und natürlich wird bei dieser Gelegenheit auch geprüft, ob der Reisende das Mittel voraussichtlich vertragen wird und ob Gegenanzeigen eine bestimmte Verordnung verbieten.

Nebenwirkungen gegen das Malariamittel vermeiden

Alle Malariamittel können Magen- und Darmunverträglichkeiten mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall verursachen; diesen Nebenwirkungen kann man erfolgreich dadurch begegnen, dass man das Mittel nicht auf leeren Magen einnimmt, sondern vorher eine Kleinigkeit isst und reichlich dazu trinkt. Dadurch wird verhindert, dass der Wirkstoff die Schleimhäute von Magen und Darm irritiert.

An sich kann die medikamentöse Prophylaxe bei sorgfältiger Dosierung über viele Wochen und Monate eingenommen werden. Ab einer Einnahmedauer von mehr als 3 Monaten sind aber bestimmte Blut- und Gesundheitsuntersuchungen zu empfehlen, um die bei Langzeiteinnahme eventuell auftretenden Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen.

Verhaltensempfehlungen für die Hygiene
Bei Reisen in Länder, deren Hygienestandard nicht mit dem unsrigen vergleichbar ist, sollten Hände- und Nahrungshygiene beachtet werden:
Der wichtigste Überträger von Krankheitskeimen ist die menschliche Hand. Da die Menschen in Entwicklungs- oder Schwellenländern
die mitteleuropäische Hygieneregeln häufig nicht kennen, können über unhygienisch zubereitete Speisen Krankheitserreger weiterverbreitet werden. Deshalb:
  • Kein Essen aus dem Straßenverkauf essen.
  • Obst und Gemüse am besten nur essen, wenn Sie es selbst (mit abgekochtem Wasser) gewaschen und/oder geschält haben.
  • Ungekochte bzw. ungebratene Nahrung und unpasteurisierte Milch müssen grundsätzlich als möglicherweise verunreinigt angesehen werden (Bakterien, Viren, Wurmeier usw.).
  • Alle Speisen sollten gut durchgegart sein. Kein Steak essen, das innen noch rosa ist.
  • Vorsicht bei exotischen, ungewohnten Gaumenfreuden. Insbesondere scharf gewürzte Speisen können auch Magenverstimmung oder Durchfall verursachen.
  • Zum Trinken und Zähneputzen nur abgekochtes Wasser oder Wasser aus Mineralwasserflaschen benutzen.
  • Keine Eiswürfel in den Getränken. Speiseeis nur aus verschlossenen industriellen Packungen essen.
  • Die Mahlzeiten sollten in fliegenfreier Umgebung eingenommen werden. Wenn das nicht möglich ist: die Fliegen vertreiben, so gut es geht. Fliegen können Krankheitserreger auf den Speisen hinterlassen.
  • Über 30 Prozent der Urlaubsreisenden bekommen während der Reise eine Durchfallerkrankung. Diese lassen sich häufig durch hygienische Verhaltensweisen (Hände waschen) und Beachtung der o. g. Empfehlungen zur Ernährung vermeiden. Wenn Sie dennoch erkranken, helfen vor allem Flüssigkeitsersatz und 1 Tag lang Diät.
Hauptsache unterwegs!
  • Marcus Overmann hat Typ-1-Diabetes und hat auf Elba Tauchurlaub gemacht. Wie sind die Tauchlehrer mit seinem Typ-1-Diabetes zurechtgekommen? Davon erzählt er in seinem Bericht für das Diabetes-Journal.
  • Unser Autor Hans Lauber ist zu einem Familienfest ins irische Bantry gereist. Was die dortige Küche zu bieten hat, hat er in seinem „Echt essen“-Beitrag beschrieben.
  • Mit dem Rucksack durch Irland, ein Auslandssemester in Moskau – junge Leute mit Diabetes lassen sich nicht stoppen und berichten von ihren Reisen und anderen Aktivitäten in der Blood-Sugar-Lounge.

Redaktion Diabetes
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