Positiver Trend bei Kostenübernahme

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Positiver Trend bei Kostenübernahme

Menschen mit Diabetes müssen heute vor die Sozialgerichte ziehen, um eine Kostenübernahme für die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) zu erzwingen. Denn nur in Einzelfällen tragen die Kassen die Kosten für Geräte und Sensoren. Damit muss endlich Schluss sein, fordern Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und Deutscher Diabetiker Bund (DDB).

Die Diskussion um die CGM neu entfacht hat der Vorbericht zur kontinuierlichen Glukosemessung, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Juli veröffentlichte (wir berichteten). Bei der gemeinsamen Betrachtung von schweren und schwerwiegenden Unterzuckerungen (Hypoglykämien) lässt sich der Blutzuckerlangzeitwert (HbA1c) verbessern – ohne dass mehr schwere oder schwerwiegende Hypoglykämien auftreten.

Verfügbar, aber nicht erstattet …

“Man mag es kaum glauben, dass das IQWiG zu solcher Beurteilung fähig ist – es handelt sich immerhin um ein teures Verfahren in der Diabetologie”, schrieb Diabetes-Journal-Chefredakteur Prof. Dr. Thomas Haak im September-Heft und spricht von einem “Skandal: Seit Jahren investieren die Hersteller von CGM-Systemen Millionen in die Optimierung der Technologie – doch bisher hat sich keiner so richtig um die Erstattungsfähigkeit gekümmert; Patienten, die die mittlerweile sehr zuverlässig arbeitenden Systeme wirklich benötigen, müssen regelrecht darum betteln – oder sie sich selbst anschaffen”, so Haak. “Für mich ist völlig unverständlich, dass Hilfsmittel, die gut funktionieren und die dem Patienten, der das wünscht, das Leben wirklich erleichtern, verfügbar sind, aber nicht erstattet werden.”

Der Nutzen für die Patienten ist bei Nutzenbewertungen jedenfalls entscheidend. So rief der DDB alle Diabetiker im August dazu auf, sich mit ihren CGM-Erfahrungen direkt an das IQWiG zu wenden – auch, um die Chancen für eine breite Kostenübernahme der CGM durch die Kassen künftig für alle Menschen mit Diabetes, die eine kontinuierliche Glukosemessung benötigen, zu erreichen.

Leben ohne CGM? “Unvorstellbar!”

Das Feedback auf Facebook war enorm, der Tenor eindeutig: Erleichterung im Diabetes-Alltag, weniger schwere Hypoglykämien, mehr Sicherheit durch Trendanzeigen. Einige finden sogar: Ein Leben ohne CGM ist unvorstellbar!

“Der Einsatz der CGM sichert den Erfolg der Krankenbehandlung. Hypoglykämien treten nicht mehr in dem Umfang auf, Gleiches gilt für Hyperglykämien. Wir sind einen Schritt näher hinsichtlich der Verwirklichung sozialer Teilhabe von Menschen mit Diabetes”, erklärt der DDB-Bundesvorsitzende Dieter Möhler. Der Diabetiker Bund sieht die CGM auch als Option, die Gefahr diabetischer Folgeerkrankungen im Vorfeld von Patienten abzuwenden.

Zum IQWiG-Vorbericht gab die Selbsthilfeorganisation eine umfangreiche Stellungnahme ab, ebenso die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG): “Die gründliche Arbeit des IQWiG stellt einen Meilenstein für die Bewertung des Nutzens von CGM dar!”, erklärt die Fachgesellschaft.

Kostenübernahme sollte auch langfristig möglich sein

“Der Beleg für einen Nutzen der Verwendung von CGM bei Erwachsenen und der Hinweis bei Kindern liefert unserer Ansicht nach die Basis für eine Kostenübernahme der CGM-Systeme bei Patienten, bei denen eine Indikation besteht und bei denen nachweislich eine Verbesserung ihrer Situation durch den Einsatz von CGM erfolgt.” Im Gegensatz zur bisherigen Praxis solle die Kostenübernahme auch langfristig möglich sein.

Für Schulungen und die kompetente Betreuung der CGM-Nutzer durch das Diabetes-Team müssten die Kosten ebenfalls übernommen werden. Dabei sollte berücksichtigt werden, in welchem Ausmaß sich andere Sozialleistungsträger als Krankenversicherungen an den Kosten für die CGM-Nutzung beteiligen könnten.

Als Beispiele nennt die DDG Unfallverhütungsvorschriften, berufliche Belange und drohende Berentungen: “Wir betrachten CGM als Grundlage für die rasch weitergehende technische Entwicklung in Hinblick auf eine automatisierte Insulintherapie. Die positive Bewertung durch den IQWiG-Vorbericht bestätigt diesen Ansatz und seine Position in der Diabetologie.”

Weitere Studien nötig

Die DDG fordert weitere Studien, um Hinweise und Anhaltspunkte besser zu untersuchen bei Kindern und Jugendlichen, Schwangeren, Patienten mit Wahrnehmungsproblemen für Hypoglykämien; ebenso, um den Stellenwert der CGM bei speziellen Fragestellungen und Indikationen abzuklären.

Daneben fordert die Diabetes Gesellschaft auch, die Daten der Patienten, die CGM-Systeme nutzen und bei denen die Krankenkasse die Kosten übernimmt, in einem Register zu erfassen. “Die Aspekte sollten in einer wissenschaftlichen Erörterung zum Vorbericht diskutiert werden und Eingang in den Abschlussbericht finden”, so die DDG.


von Angela Monecke
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-online.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (10) Seite 60-61

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