Sein Kart fährt mit Benzin – Benjamins Treibstoff ist das Insulin

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Sein Kart fährt mit Benzin – Benjamins Treibstoff ist das Insulin

Der elfjährige Benjamin Hartwig fährt leidenschaftlich Kart und lernt dabei viel über seinen Typ-1-Diabetes. Lesen Sie seine Lebensecht-Geschichte.

„Need for Speed“, so heißt Benjamin Hartwigs Lebensmotto. Es ist die Geschwindigkeit, die den Elfjährigen fasziniert. Am Steuer seines Karts – bei rasanten Überholmanövern, riskanten Spurwechseln und spannenden Positionskämpfen – da fühlt er sich wie ein ganz gesunder Junge. Doch Benjamin weiß: Wenn er mit rasantem Tempo durch die Kurven fliegt und seinem Körper dabei Höchstleistungen abverlangt, muss er eine Schikane ganz besonders im Blick haben: Seinen Diabetes, der auch im Kart immer Beifahrer ist.

Adrenalin und Insulin – eine rasante Kombination

Auf der Rennstrecke wird Benjamins Stoffwechsel auf eine harte Probe gestellt: Das Fahren mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde ist anstrengend und erfordert eine gute Fitness. Durch das Schwitzen verliert der Junge Mineralien und die ernorme Kraftan¬strengung lässt seinen Blutzuckerspiegel oft rapide sinken. Gleichzeitig schüttet sein Körper bei den rasanten Manövern Adrenalin aus. Es greift in den Stoffwechsel ein und sorgt dafür, dass der Glukosegehalt in seinem Blut steigt.

Weil er diese Schwankungen kontrollieren muss, gehören zu Benjamins Sicherheitsausrüstung nicht nur Fahreranzug, Helm und Handschuhe. Auch Glukose-Packs, Powerriegel, Insulin-Pen und sein Blutzuckermessgerät hat er auf der Bahn immer dabei. Sechs bis acht Mal kontrolliert Benjamin an normalen Tagen seinen Blutzucker mit dem Blutzuckermessgerät Contour® USB. Wenn er Kart fährt, sogar doppelt so oft. Während des Fahrens gibt ihm sein Vater Zeichen. Dann heißt es: Boxenstop – damit der Stoffwechsel nicht aus der Spur gerät.

Der Vater hat die Blutzuckerwerte im Blick

Noch hilft Norbert Hartwig seinem Sohn beim Diabetes-Management. Während der Filius zuerst auf die beste Rundenzeit schielt, geht es dem Vater vor allem um dessen Blutzuckerwerte. Sein Blutzuckermessgerät ist einfach zu bedienen und misst sehr zuverlässig. Das erleichtert die Bestimmung von Benjamins Insulinbedarf, der beim Kartfahren oft sinkt oder steigt.

Meist geht er mit etwa 150 mg/dl in ein Rennen, und schon 20 Minuten später fallen die Blutzuckerwerte auf bis zu 70 mg/dl. „Dann zeige ich ihm die schwarze Fahne.“ Vater Hartwig weiß: Das Zusammenspiel von Insulin und Adrenalin zu verstehen, ist wichtig, damit das Kartfahren für Benjamin sicher bleibt. Denn die Rennen bedeuten viel für seinen Sohn: „Sportliche Erfolge stärken Benjamins Selbstbewusstein – und das ist für ihn noch wichtiger als für ein gesundes Kind.“

Benjamins Traum: Mit 15 in ein Formel-Auto

Vielleicht deshalb ist der Elfjährige das, was man eine echte Sportskanone nennt: Er fährt „Dirt“-Bike, Snowboard, macht Judo und jongliert – doch sein liebstes Hobby ist und bleibt das Kartfahren. Und er ist talentiert: 2009 wird Benjamin in die Sportförderung des ADAC aufgenommen, er belegt vordere Platzierungen bei bundesweiten Meisterschaften. Bei der Kartchampionship des Deutschen Motorsport Verbands fährt er 2010 sogar den zweiten Platz ein.

Sein größter Traum: Mit 15 Jahren will er Formel-Autos fahren – wie seine Vorbilder Michael Schumacher und Sebastian Vettel, die er beide schon persönlich getroffen hat. Norbert Hartwig unterstützt seinen Sohn bei der Verwirklichung seines Traumes: „Ich finde es klasse, dass sich Benjamin vom Diabetes nicht unterkriegen lässt. Als wir von der Krankheit erfuhren, hätten wir nie gedacht, dass er zu solchen Leistungen einmal fähig sein würde.“

Die Diagnose – Benjamin ist noch kein Jahr alt

Benjamin war gerade elf Monate alt, als er an Typ-1-Diabetes erkrankte. Vor dem Schlafen¬gehen findet ihn sein Vater damals bewusstlos im Kinderbett. Der alarmierte Notarzt stellt gleich die richtige Diagnose: Komatöse Hypoglykämie, Diabetes mellitus Typ-1.

In einer Kinderklinik in Liverpool, wo die Familie damals lebt, stellen die Ärzte seinen kleinen Körper auf das lebenswichtige Insulin ein. Benjamin kann sich noch nicht artikulieren, seine Eltern müssen lernen, die Signale eines Körpers zu deuten, Insulin zu berechnen und dem Baby zu injizieren.

Mit acht Jahren zieht der Junge in die hessische Heimat seines Vaters. Wieder ist Benjamin schnell, überwindet – nach seinen Jahren in England – die Sprachbarriere. Heute besucht er eine Gesamtschule. Seine Noten sind gut, seine Lieblingsfächer Biologie, Englisch und natürlich Sport.

Damit Benjamin künftig wie seine Klassenkameraden an Schulausflügen und Klassenfahrten teilnehmen kann, soll er nach und nach den Diabetes selbst in die Hand nehmen. Auch dabei wird ihm das Kartfahren helfen. Denn hier hat Benjamin gelernt, dass er das Steuer nie aus der Hand geben darf. Er merkt, wenn er einen Gang zurückschalten muss oder sein Körper neuen „Treibstoff“ braucht – dann injiziert er Insulin mit seinem Pen.


Quelle: Presseinformation von Bayer Vital vom 27. Juli 2011

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