Selbstmanagement: Auf einem guten Weg

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© Christian Mentzel
Selbstmanagement: Auf einem guten Weg

Sieben Jahre nach der Diagnose Typ-1-Diabetes ist Luca (11) auf einem guten Weg, das tägliche Diabetes-Management selbstständig und diszipliniert durchzuführen.

Traubenzucker?” “Habe ich!” “Apfelsaft?” “Habe ich!” “Brotzeit und Mineralwasser?” “Habe ich!” “Spritzen?” “Packe ich gerade ein!” Nach der Rückkehr von der Versorgung mit Insulinpumpe zur Spritzentherapie gilt es einiges zu beachten. Mittlerweile denkt Luca auch daran, seine beiden Spritzen einzupacken, wenn er in die Schule oder mit dem Sportverein zu einem auswärtigen Turnier fährt.

„Sicher ist sicher“, findet Luca mittlerweile

Das war in den ersten Wochen nicht immer so, weil der automatische Knopfdruck zur Insulinabgabe sich geistig so verfestigt hatte, dass die Spritzen ab und zu Hause liegen blieben. Das ging zum Glück immer gut, weil die Werte zwar leicht erhöht waren, aber immer im Rahmen blieben. In einem Fall stoppte sich Luca bei einem Blutzuckerwert von 250 mg/dl (13,9 mmol/l) selbst, als er bemerkte, dass eine unmittelbare Insulinzufuhr nicht möglich ist.

“Ich glaube, dass es besser ist, wenn ich den Rest der Partie draußen bleibe”, sagte unser Sohn, nachdem er in der Halbzeitpause eines Fußballspiels gemessen und erst da bemerkt hatte, dass er sein Spritzen-Set nicht dabei hatte. “Sicher ist sicher, sagte der Elfjährige, obwohl er wusste, dass das Spiel höchstens zehn Autominuten von daheim stattfand, er also im Notfall schnell zu Hause wäre. Sprach‘s, griff zur Wasserflasche und trank eine fast volle Ein-Liter-Wasserflasche in kurzer Zeit aus.

Die schwere Ketoazidose hat Luca nicht vergessen

Eine bemerkenswerte Entscheidung für ein Kind, das am liebsten Tag und Nacht Fußball spielen würde. Allerdings eine Entscheidung, die auf einem ernsten Hintergrund basiert: Die schwere Ketoazidose nach einer Schulhausübernachtung im vergangenen Jahr hat Luca nicht vergessen.

Er hat nicht vergessen, wie die Insulinpumpe trotz Korrektur seinerzeit auf dem Display nur noch den Hinweis “HOCH”! anzeigte, sich der Wert später bei 300 mg/dl (16,7 mmol/l) einpendelte und es Luca von Minute zu Minute schlechter erging. Es hat sich geradezu in seinem Gehirn eingebrannt, dass er seinerzeit nichts mehr essen und trinken konnte, die Ärzte den großen Flüssigkeitsverlust mit Infusionen ausgleichen mussten und Luca mehrere Tage im Krankenhaus verbringen musste.

Der Elfjährige hat ein stärkeres Körpergefühl entwickelt

Seither ist kaum ein Tag vergangen, an dem der Schüler nicht mit einer großen Flasche Wasser gesichtet wurde. “Ich glaube, ich habe heute zwei Liter Wasser getrunken, und irgendwie habe ich den Eindruck, dass mir das sehr guttut”, sagte er jüngst. Luca hat nach der Ketoazidose ein noch stärkeres Gefühl für den Zustand seines Körpers entwickelt, als das bereits vorher der Fall war. Sobald er nur Ansatzweise spürt, der Blutzuckerwert könnte zu hoch sein, greift er zur Wasserflasche.

Und er greift nun auch immer häufiger zur Insulinspritze – auch ohne Aufforderung. Die außerplanmäßige Insulinabgabe bei erhöhten Werten, bei plötzlichen “Ich-hatte-wahnsinnig-Lust-auf-Gummibärchen”-Süßigkeitenfressattacken oder auch bei der aktuell fix festgelegten Injektion des Basisinsulins kurz vor dem Zubettgehen ist allerdings noch nicht hundertprozentig in Lucas Gedächtnis verankert. Hier muss er unbedingt noch selbstständiger und disziplinierter werden.

Sieben Jahre nach der Diagnose “Typ 1-Diabetes” ist unser Sohn jedoch auf einem guten Weg, auf dem das tägliche Diabetes-Management ein ständiger Begleiter sein wird.


von Michael Denkinger
Michael Denkinger (44) lebt mit seiner Familie in Memmingen und hat drei Kinder: Luca (11 Jahre), Angelina (14) und Timo (7). Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2015; 8 (1) Seite 32

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