So viele Daten – und was nun?

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So viele Daten – und was nun?

Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen voran und macht auch vor dem Gesundheitswesen keinen Halt. Alex Adabei hat sich in der KolumneZum guten Schluss über Nutzen und Gefahren der neuen technologischen Möglichkeiten Gedanken gemacht.

Ein dunkler Saal. Darin: Leute vom Fach, die meisten Diabetologen, Diabetologinnen. Der Referent, selbst Diabetologe, klickt weiter in seiner Präsentation. Es macht sich heitere Verzweiflung breit, denn riesengroß an der Wand sind nun die Aufzeichnungen eines Patienten zu sehen: viele Zahlen, ordentlich untereinander geschrieben. Die Zeitangaben fehlen. “Die meisten der niedrigen Werte habe ich morgens gemessen”, sagte der Patient dazu.

Der Referent klickt weiter: Dieser Patient hat die Blutzuckerwerte sehr gewissenhaft aufgeschrieben. Aber es tauchen nur drei Werte auf: 100, 101 und 102 mg/dl – der Tagebuchschreiber hat wohl kurz vor dem Arzttermin noch eingetragen, was ihm plausibel erschien.

Die Mängel der handschriftlichen Dokumentation

Wie soll ein Diabetologe – oder auch der Diabetiker selbst! – aus solchen Aufzeichnungen einen vernünftigen Schluss ziehen können? Sicher sehen nicht alle Tagebücher so aus, aber das Grundproblem bleibt: Aus sehr vielen, vielleicht auch fehlerhaften, vielleicht nicht lückenlos notierten Daten soll eine exakte Analyse entstehen, und zwar am besten schnell.

Nun gibt es Computerprogramme, die die Analyse vereinfachen. Dazu müssen die Daten in digitaler Form vorliegen, also in Werte verwandelt worden sein, die ein Computer verarbeiten kann. Der Referent kennt sich damit aus und zeigt, wie er Patienten schon oft mit detektivischem Spürsinn helfen konnte.

Ein entscheidendes Wort ist nun gefallen: digital. Das zweite entscheidende Wort bringt an diesem Nachmittag der zweite Referent ins Spiel: Big Data. Big Data bedeutet, dass große Datenmengen gesammelt, elektronisch gespeichert und analysiert werden.

Big Data – schöne neue Diabetes-Welt?

Was das bringt, erklärt dieser zweite Referent – auch er Diabetologe – so: Ein Arzt entwickelt mit der Zeit ein “Bauchgefühl”, er erkennt Muster in den Daten seiner Patienten und kann so oft gute Empfehlungen geben. Durch Big Data ließen sich aber viel genauere Patientenmuster erkennen und damit Behandlungsmöglichkeiten, die individuell auf den Einzelnen abgestimmt sind.

Ist das die schöne neue Diabetes-Welt? Was ist mit dem Datenschutz? Sicher ist: Die geht nicht mehr weg, die Digitalisierung. Werden wir es schaffen, die Datenmassen so zu beherrschen, dass es (auch) dem Gemeinwohl dient?

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von Alex Adabei

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (7) Seite 82

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