Aber ist das Problem dieser absichtlichen, oft aber auch unabsichtlichen Benachteiligung oder Verletzung bereits in der Breite der Bevölkerung angekommen? Gerade Menschen mit chronischen Erkrankungen erleben immer wieder, dass andere, die kein Wissen über solche Erkrankungen haben, dumme Bemerkungen machen – und gar nicht merken, dass sie gerade eine Grenze überschritten haben.
Interessant war neulich der Bericht einer Freundin. Sie hatte vor Jahren eine akute extreme Schwellung ihrer Augenlider und sah heftig aus. Sie habe damals überhaupt erst gemerkt, was es bedeute, anders auszusehen und angestarrt zu werden. Ihr war vorher nicht bewusst, wie schwierig das für einen sein kann.
Hieran müssen wir alle gemeinsam arbeiten. Das gilt nicht nur für das menschliche Miteinander. Auch Technik kann diskriminieren, benachteiligen und ausgrenzen. Mir kommt da sofort das zunehmende Umstellen vieler Prozesse von Papier ins Digitale in den Sinn.
Neulich aber erzählte mir ein Bekannter von einer ganz anderen Art der Diskriminierung: durch die Technik an sich. Er fährt einen modernen Wagen, der, wie das heute üblich ist, selbst die Geschwindigkeit einhält, bremst, wenn nötig, die Spur hält und vieles mehr. Was er auch kann, ist, vor Hindernissen zu warnen. Eines Tages fuhr mein Bekannter auf einer größeren Straße mit einem Fahrrad-Streifen. Normalerweise akzeptiert das Auto die dort Radfahrenden ohne Probleme. Aber an diesem Tag fuhr dort korrekt auf dem Streifen eine korpulente Dame. Was machte der Wagen? Er meldete, dass ein großes Hindernis vor ihm sei.
Die Dame bekam davon natürlich nichts mit und fühlte sich demnach nicht diskriminiert. Aber meinem Bekannten stieß es schon sauer auf, dass selbst die Technik nicht ohne Diskriminierung arbeitet.
Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.