In jedem zweiten deutschen Haushalt gibt es eines. Und Corona hat ihre Zahl noch einmal ansteigen lassen. Die Rede ist von den 34,9 Millionen Haustieren in Deutschland. Sie verschönern das Leben ihrer Herrchen und Frauchen und wirken sich auch positiv auf deren Gesundheit aus. Extra mit Erfahrungsberichten und vielen Tipps zum Stöbern: Manchmal werden besonders Hunde auch in der Therapie eingesetzt – auch bei Diabetes.
Wie sagte Loriot schon so schön: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Was sich auch in Zahlen belegen lässt: 2020 gab es in Deutschland so viele Haustiere wie noch nie und eine Million mehr als im Jahr davor. Diese Entwicklung kommt für Christopher Ott, Fachdozent für Soziale Arbeit an der SRH Fernhochschule – The Mobile University wenig überraschend. Er vermutet, dass der Anstieg von tierischen Mitbewohnern auch auf Corona zurückzuführen ist. „Menschen sind im Lockdown von jetzt auf gleich ins Homeoffice gewechselt und haben einschneidende Veränderungen erlebt. Tiere sind nicht nur in solchen Momenten ein wichtiger Ausgleich für fehlende soziale Kontakte.“
Wer einen Hund hat, muss seltener zum Arzt
Darüber hinaus sieht der Fachmann weitere positive Effekte. „Hundehalter:innen müssen zum Beispiel deutlich seltener zum Arzt als andere. Das zeigen Untersuchungen aus Deutschland und Australien sehr deutlich.“ Ganz generell wirke sich das Zusammensein mit Tieren positiv auf das eigene Stresslevel aus. Was wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich reduziert. „Tierbesitzer kennen das insbesondere aus dem direkten Kontakt mit dem Tier, zum Beispiel beim Streicheln. Das führt nicht nur zu einem wohligen Gefühl, sondern lässt Blutdruck und Herzfrequenz sinken. Dadurch kommt es zu einer geringeren Belastung durch das Stresshormon Cortisol und gleichzeitig wird das Wohlfühlhormon Oxytocin in den Körper ausgeschüttet.“
Im bestimmten Fällen können Vierbeiner sogar für Therapiezwecke eingesetzt werden, wobei Christopher Ott hier zu einer differenzierten Betrachtung rät. „Nicht jedes Tier ist per se für eine therapeutische oder pädagogische Begleitung geeignet. Aber auch die Perspektive von Patient:innen sollte immer berücksichtigt werden.“ Für die fachliche Einordnung gibt es deshalb akkreditierte Weiterbildungen, die einer strengen Qualitätssicherung unterliegen, so der Experte für tiergestützte Interventionen.
Hunde können auch Menschen mit Diabetes helfen – z. B., indem sie eine Unter- oder Überzuckerung anzeigen. Dafür können Hunde zu Diabetiker-Warnhunden ausgebildet werden (Ausbildung in Deutschland seit 2007). Manche Hunde zeigen auch ohne Ausbildung an, wenn sie an Herrchen oder Frauchen etwas nicht Normales oder Irritierendes wahrnehmen. Aber inwieweit können sich Menschen mit Diabetes eigentlich auf ihren Warnhund verlassen? Das wurde in dieser Studie untersucht.
Auch einige der Autorinnen der Online-Community Blood Sugar Lounge berichten von den Reaktionen ihres Hundes auf eine Unter- oder Überzuckerung. Heike Marths Daphne ist sogar ausgebildete Diabetiker-Warnhündin, ebenso Anja Renfordts Hündin Candy. Ganz allgemein berichten die Autorinnen der #BSLounge, dass das Zusammensein mit ihrem Hund ihnen einfach guttut – seelisch und körperlich:
- Ollis Hund heißt Oskar. Kann Oskar ihr in Bezug auf ihren Typ-1-Diabetes helfen? Dieser Frage geht sie in diesem Artikel nach. Und hier fragt sie sich, ob Oskar generell Chancen hat, ein Diabetiker-Warnhund zu werden.
- Jannes Hunde sind immer „Seelenhunde“ gewesen und haben ihr durch schwierige Zeiten geholfen. Ihrem Text stellt sie dieses Zitat von Sylvia Raßloff voran: „Tiere… sind unsere Haltestelle im Gedankenkarussell, unser Anker im Gefühlschaos… unser Fluchtpunkt in einer viel zu hektischen Welt… die niemals stillsteht und anonym an uns vorbeizurasen scheint… Sie holen uns ab, wenn wir uns verlaufen haben… um uns selbst wiederzufinden.“ Hier geht es zum Seelenhunde-Artikel.
- Heike Marth hat schon oft über ihre Diabetiker-Warnhündin Daphne geschrieben – das letzte Mal ging es hier um Schnüffelhund Daphne und um Heikes CGM-System. Mit dabei: ein kurzes Interview mit Elke Grablechner, Leiterin des Assistenzhundetrainings im Animal Training Center.
- Auch Lucas Hündin Loona ist eine „Zuckerschnüfflerin“ – das ist allerdings mehr zufällig herausgekommen. Wie? Hier geht’s zum Artikel
- Vivi wuchs in einem Haushalt mit vielen verschiedenen Tieren auf und lernte dabei, die Tiere als ihre Helfer und Freunde zu schätzen: Tiergeflüster
- Anjas Hündin Candy ist auch als Diabetiker-Warnhündin ausgebildet. Darüber hat Anja viele Male geschrieben. Die Artikel sind schon etwas älter, aber noch super interessant. Einfach mal hier umschauen.
Anja hat außerdem gute Tipps, wie man seinen Hund belohnen kann, wenn er eine Hypo anzeigt.
Wirtschaftsfaktor Haustier
Die emotionale Beziehung zwischen Menschen und Tieren ist in der Krise noch intensiver geworden. „Tiere sind in vielen Fällen Familienmitglieder, für deren Wohlergehen Menschen richtig Geld ausgeben“, betont Präsident Norbert Holthenrich vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZFF). „Insgesamt stieg der Umsatz der Heimtierbranche zuletzt auf rund 5,5 Milliarden Euro“, erklärt der ZFF in einer Aussendung.
Womit sich auch die Frage der steuerlichen Absetzbarkeit stellt. „Generell sind die Kosten für Haustiere der privaten Lebenshaltung zuzurechnen und steuerlich nicht absetzbar. Die Lohnkosten für die Betreuung im Haushalt eines Steuerpflichtigen, die an eine fremde Person unbar bezahlt werden, können aber sehr wohl steuermindernd erfasst werden“, sagt Prof. Dr. Matthias Hiller, Professor für Rechnungswesen und Steuerlehre an der SRH Fernhochschule. Absetzbar sind somit die Kosten zum Beispiel für Füttern, Fellpflege, Beschäftigung des Tieres oder Gassi gehen.
Die Frage der steuerlichen Berücksichtigung von pädagogisch eingesetzten Schulhunden wurde erst jüngst vom Bundesfinanzhof verhandelt. Ergebnis: Die Ausgaben sind absetzbar, wenn Hunde zweifelsfrei für die berufliche Tätigkeit der Lehrer:innen angeschafft worden sind. Da aber diese Investition stets auch privat mit veranlasst sei, können maximal 50 % als Werbungskosten berücksichtigt werden. Die Aufwendungen für eine spezielle Ausbildung zum Therapiehund sind dagegen zu 100 % abzugsfähig, da hierfür kein privater Zweck erkennbar ist.
- Der Löwenanteil unter den deutschen Haustieren entfällt auf 15,7 Millionen Katzen und 10,7 Millionen Hunde. Zusammen machen sie drei Viertel des Gesamtbestandes aus. Dahinter folgen mit Respektabstand Kleintiere wie Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen sowie Fische und Ziervögel. Vergleichsweise klein ist die Zahl der Mäuse, Ratten, Chinchillas, Degus oder Frettchen.
- Im europäischen Haustiervergleich liegt Deutschland hinter Russland an der zweiten Stelle.
- Beliebteste Hunderasse ist ein typischer Familienhund: der Labrador.
- Liebe geht bekanntlich auch durch den Magen: Hund und Katze verschlingen im Schnitt rund 100 kg Futter pro Jahr.
Quelle: SRH – Fernhochschule | Redaktion