Typ‐1‐Diabetes-Risiko früh erkennen und vorbeugend handeln

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© Helmholtz Zentrum München
Typ‐1‐Diabetes-Risiko früh erkennen und vorbeugend handeln

Das Helmholtz Zentrum München hat am 24. April gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und weiteren Kooperationspartnern ein weltweit einzigartiges Präventionsprogramm für Typ‐1‐Diabetes vorgestellt. Zum ersten Mal behandeln Wissenschaftler und Ärzte dabei vorbeugend gesunde Kleinkinder mit einem erhöhten Risiko für Typ‐1‐Diabetes, um die Entwicklung der Krankheit möglicherweise zu verhindern.

Die Kinder erhalten im Rahmen der randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie POInT (Primary Oral Insulin Trial) bis zum dritten Geburtstag täglich eine kleine Menge Insulinpulver beziehungsweise ein Scheinmedikament mit einer Mahlzeit. Ziel ist, das Immunsystem zu trainieren, körpereigenes Insulin zu tolerieren. Eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen Insulin steht in der Regel am Beginn der Entwicklung von Typ‐1‐Diabetes.

Kinder mit hohem Risiko aus Bayern, Niedersachsen und Sachsen können teilnehmen

An der POInT‐Studie können Kinder mit einem im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt mindestens 25‐fach erhöhtem Risiko für Typ‐1‐Diabetes teilnehmen. Ob so ein erhöhtes Risiko vorliegt, lässt sich mit einer Blutuntersuchung im Rahmen der Freder1k‐Studie feststellen. Diesen Test können alle Eltern in Bayern, Niedersachsen und Sachsen bei ihren Neugeborenen direkt in der Geburtsklinik oder bei einem der ersten Besuche beim Kinderarzt kostenlos durchführen lassen.

Im Kirchheim-Shop:

Freder1k

reder1k-Studie in Sachsen: Typ-1-Diabetes-Risiko früh erkennen – Ein Ratgeber für Eltern und Kinder
K. Lange; 1. Auflage 2016; 9,50 €
zum Kirchheim-Shop

Das Immunsystem präventiv beeinflussen

„Mit dem Start von POInT treiben wir die Prävention von Typ‐1‐Diabetes entscheidend voran“, sagt Studienleiterin Prof. Dr. Anette‐Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München und Lehrstuhl für Diabetes und Gestationsdiabetes am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. „Zum ersten Mal weltweit versuchen wir, in dem jungen Alter, wo die Weichen für das Immunsystem gestellt werden, dieses präventiv zu beeinflussen, und zwar mit einer nachweislich sicheren und immunwirksamen Behandlung.“

Eltern für Diabetes mellitus Typ 1 sensibilisieren

Die Schirmherrschaft für das Projekt übernimmt die bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml: „Mein Ziel ist es, Eltern stärker für die Zuckerkrankheit bei Kindern zu sensibilisieren. Diabetes Typ‐1 ist bislang nicht heilbar. Bayernweit sind rund 3.500 Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre von der chronischen Stoffwechselerkrankung betroffen. Durch Früherkennung und die rechtzeitige Behandlung können jedoch schwerwiegende Folgeerkrankungen wie etwa Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen verhindert werden. Gerne habe ich deswegen die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

Wichtiger Schritt auf dem Weg zur personalisierten Medizin bei Diabetes mellitus

“Das Helmholtz Zentrum München forscht an neuen Ansätzen für Prävention, Diagnose und Therapie großer Volkskrankheiten. „Vor allem das Forschungsfeld Diabetes mellitus haben wir in den letzten Jahren massiv gestärkt und zählen auf diesem Gebiet mittlerweile zu einem der wichtigsten Forschungsstandorte weltweit“, sagt Prof. Dr. Günther Wess, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München.

„Wir sind sehr froh, dass wir mit Freder1k und POInT Programme auf den Weg gebracht haben, die das Zusammenspiel von Umweltfaktoren, Lebensstil und individueller genetischer Disposition berücksichtigen und im nächsten Schritt auch darauf abzielen, individuell der Erkrankung an Typ‐1‐Diabetes vorzubeugen. Das ist ein wichtiger Schritt hin zur personalisierten Medizin bei Diabetes mellitus.“

Das Helmholtz Zentrum München führt die Studien in Bayern in Kooperation mit der Technischen Universität München sowie zahlreichen Geburtskliniken und niedergelassenen Kinderärzten durch. Der Berufsverband der Kinder‐ und Jugendärzte e.V. Landesverband Bayern, die Bayerische Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde und die Deutsche Diabeteshilfe unterstützen das Projekt. Zu weiteren Partnern im Rahmen der Globalen Plattform für Prävention des Autoimmunen Diabetes (GPPAD) zählen Krankenhäuser und Forschungsinstitute in Niedersachsen, Sachsen, Belgien, Großbritannien, Polen und Schweden.

Weitere Informationen
Ausführliche Informationen zur Freder1k‐ und zur POInT‐Studie finden Sie hier.

Quelle: Helmholtz Zentrum München

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