Viel Neues 2023 in der Therapie des Diabetes

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Viel Neues 2023 in der Therapie des Diabetes

Hätte es die Entdeckung des Insulins im Jahr 1921 und die breite Verfügbarkeit dieses Hormons als Medikament ab dem Jahr 1923 nicht gegeben, sähe die Welt für Menschen mit Diabetes heute anders aus. Aber es kam eben anders und Tvrtko Karuza vom Unternehmen Sanofi konnte zu Beginn der Presse-Konferenz feststellen:"Das war ein Erfolg, dass man das so vielen Menschen zur Verfügung stellen konnte."

Highlight-Expertinnen und -Experten (von links): Tvrtko Karuza, Dr. Thorsten Siegmund, PD Dr. Ksenija Stach, Dr. Christiane Look, PD Dr. Torben Biester und Martina Wolters von Sanofi.

Am besten funktionierende Bauchspeicheldrüse

Heute gibt es eine große Auswahl an Insulinen und Insulinanaloga, die wie Insulin wirken, aber nicht genau dem Molekül des menschlichen oder tierischen Insulins entsprechen. Karuza schränkte aber ein:"Es ist immer noch so, dass die funktionierende Bauchspeicheldrüse das beste Antidiabetikum ist, das es gibt."Eine Konsequenz für das Unternehmen war deshalb, den Hersteller des Wirkstoffs Teplizumab zu kaufen.

Screening – und Diabetes verzögern

Teplizumab ist ein Medikament, mit dem die Manifestation eines Typ-1-Diabetes verzögert werden kann. Wie PD Dr. Torben Biester aus Hannover erklärte, durchläuft ein Typ-1-Diabetes verschiedene Stadien, bevor es zu Symptomen kommt. In diesen frühen Stadien lassen sich aber bereits die für den Typ-1-Diabetes typischen Antikörper im Blut der Betroffenen nachweisen, weshalb ein Screening gerade sehr junger Kinder sinnvoll sein kann. Wer zwei oder mehr dieser Antikörper-Typen hat, entwickelt zu 99 Prozent einen manifesten Typ-1-Diabetes. Früh eingesetzt, kann Teplizumab die Funktion der Betazellen, die im Körper das Insulin produzieren, länger erhalten. Ein weiterer Effekt eines Screenings auf Typ-1-Diabetes ist, erläuterte der Kinderdiabetologe, dass massive Entgleisungen des Stoffwechsels bei Manifestation verhindert werden können. Diese Ketoazidosen schaden nicht nur körperlich, sondern auch der geistigen Entwicklung, berichtete Biester.

Neue Therapien und digitale Angebote

Aber auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes gab es im Jahr 2023 Neues von Sanofi. Zum Beispiel wurde in der Studie CHANCE nachgewiesen, dass Menschen unter einer Therapie mit den Wirkstoffen Insulin glargin und Lixisenatid, kombiniert in einem Pen, niedrigere Langzeit-Blutzuckerwerte (HbA1c-Werte) erreichten als unter einer Therapie mit einem Langzeit-Insulin und Blutzucker-senkenden Tabletten.

Wie Dr. Thorsten Siegmund aus München ebenfalls darstellte, gibt es zwei digitale Systeme, die Menschen mit Typ-2-Diabetes die Behandlung erleichtern können. Die Pen-Kappe SoloSmart lässt sich auf die Insulin-Fertigpens SoloStar und DoubleStar stecken und speichert Dosis, Datum und Uhrzeit der Insulin-Injektionen. Diese Daten überträgt sie per Bluetooth an verschiedene Apps zum Diabetes-Management. So können auch Ärztinnen und Ärzte erkennen, wie die Therapie läuft. Siegmund: "Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Therapie-Empfehlungen von den Patienten nicht umgesetzt werden." Die App myDose Coach kann beim Anpassen der Dosis des Langzeit-Insulins unterstützen und so schneller zu niedrigeren HbA1c-Werten führen, ohne das Risiko für Unterzuckerungen zu erhöhen.

© Foto Präsentation Sanofi | Dass es ab 1923 Insulin in größeren Mengen als Medikament gab, rettete vielen Menschen das Leben, wie bei der Presse-Konferenz von Sanofi präsentiert wurde.

Risiko durch LDL-Cholesterin senken

Dr. Christiane Look von Sanofi beleuchtete einen anderen Aspekt, der das Leben vieler Menschen mit, aber auch ohne Diabetes betrifft: der Fettstoffwechsel. Noch immer sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland Todesursache Nummer 1. Vor allem ein gestörter Fettstoffwechsel steigert dieses Risiko erheblich (Abbildung unten). Erhöhte Werte des LDL-Cholesterins spielen eine entscheidende Rolle – die aber bei vielen Menschen laut Look nicht behandelt werden. Bei Menschen mit einer familiären Hypercholesterinämie, also in Familien, in denen stark erhöhte LDL-Cholesterin-Werte über Generationen vererbt werden, ist eine Behandlung besonders wichtig, weil hier schon früh Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten können, wie PD Dr. Ksenija Stach aus Mannheim erklärte. Der Wirkstoff Alirocumab, der für Menschen ab acht Jahren zugelassen ist, kann die Werte als ergänzende Therapie senken. Stach betonte, wie wichtig es sei, keine "Cholesterin-Jahre" zu verlieren, sondern: "Es ist nur wichtig, gesund alt zu werden." Sie unterstrich deshalb auch den großen Wert von Aufklärung, wie sie unter anderem im #CholesterinDialog von Sanofi stattgefunden habe.


Katrin Kraatz

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