Warum müssen die Pupillen „weitgetropft“ werden?

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Warum müssen die Pupillen „weitgetropft“ werden?

Sie haben medizinische und/oder psychosoziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!

Die Frage von Yasemin S.

Unser Sohn Halil ist 15 Jahre alt und hat seit seinem achten Lebensjahr Diabetes. In der Diabetesambulanz wird uns immer wieder gesagt, dass wir einmal im Jahr zum Augenarzt gehen sollen. Der Arzt soll sich die Augen nach dem Weittropfen anschauen. Ist das wirklich nötig? Unser Augenarzt sagt immer, er könne das auch ohne Weittropfen, und Halil kann danach immer nicht zum Sport. Außerdem ist es immer schwierig, rechtzeitig einen Termin zu bekommen, die Praxis ist immer voll.


Die Antwort von Dr. Biester

Wir wissen aus Langzeitstudien, dass ein lange bestehender Diabetes zu Veränderungen an der Netzhaut im Augenhintergrund (Retinopathie) führen kann. Je höher der HbA1c-Wert ist, desto größer ist das Risiko, dass sich solche Folgeerkrankungen entwickeln. Daher ist neben der Einstellung des Diabetes die regelmäßige Kontrolle der Augen eine Empfehlung aller Experten.

Um auch die äußersten Bereiche der Netzhaut anschauen zu können, ist es nötig, Augentropfen zu verwenden, die die Pupille erweitern („Weittropfen“) – denn bei einer engen, auf Licht reagierenden Pupille können die äußeren Bereiche nicht gesehen werden.

Natürlich ist ein augenärztlicher Kollege versiert in der Betrachtung des Augenhintergrundes auch unter schwierigen Bedingungen (z. B. bei aufgeregten Kleinkindern). Die Empfehlung in den Leitlinien zur Behandlung des Diabetes gibt aber eindeutig die weit getropfte Pupille an, um für bestmögliche Bedingungen bei der Untersuchung zu sorgen.

Inzwischen gibt es zudem eine neue Methode, die Fundusphotographie, bei der eine Aufnahme des gesamten Augenhintergrundes auch ohne Weitstellung der Pupille erfolgt. Wissenschaftlich wird diese Methode sogar gegenüber dem direkten Anschauen durch den Augenarzt als besser angesehen. Die Fundusphotographie ist derzeit noch keine Regelleistung der Krankenkassen, kann aber beim Augenarzt direkt bezahlt werden.

Der genaue Termin der Untersuchung ist gar nicht so wichtig, wichtig ist es, regelmäßig daran zu denken. Damit das nicht vergessen wird, empfehlen viele Kollegen die jährliche Kontrolle, um frühe Veränderungen sehen zu können und um immer daran zu denken.

Insgesamt nimmt die Anzahl der frühen Augenerkrankungen eher ab, was sicher mit der stetigen Verbesserung der Therapiemöglichkeiten zu erklären ist. Trotzdem sollte die Möglichkeit nicht außer Acht gelassen und das Angebot wahrgenommen werden, vorzusorgen.


von Dr. med. Torben Biester
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“,
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover
E-Mail: biester@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2019; 11 (1) Seite 20

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