Warum nochmals gegen Pneumokokken impfen?

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Warum nochmals gegen Pneumokokken impfen?

Sie haben medizinische und/oder psychosoziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!

Die Frage von Silvia H.

Meine Tochter Jana (12 Jahre) hat seit drei Jahren Diabetes. Jetzt hat mir unsere Kinderärztin gesagt, sie solle wegen des Diabetes noch zweimal eine Pneumokokken-Impfung bekommen. Sie hat diese Impfung aber schon als Baby bekommen, das steht alles im Impfpass. Sollten wir das tun? Ich bin verunsichert.


Die Antwort von Dr. Biester

Die in Deutschland empfohlenen Impfungen unterliegen einem ständigen Kontrollprozess im Robert Koch-Institut (RKI). In diesem Bundesinstitut werden von der Ständigen Impfkommission aktuelle wissenschaftliche Informationen ausgewertet und der Impfkalender daran angepasst. Das betrifft die regulären Schutzimpfungen, aber auch den Grippeimpfstoff. Aktuell wurde die Empfehlung für die HPV-Impfung, die vor genitalen Krebserkrankungen schützt, auch auf Jungen ausgeweitet.

Bei den Pneumokokken (Bakterien, die u. a. schwere Hirnhautentzündungen und Lungenentzündungen verursachen können) hat sich in den letzten Jahren der Impfstoff rasch weiterentwickelt. Als ihre Tochter klein war, gab es nur einen Impfstoff gegen 10 verschiedene Bakterienstämme, der aktuelle Impfstoff für Säuglinge und Kleinkinder wirkt gegen 13 Stämme.

Die Impfkommission empfiehlt, dass auch Kinder mit chronischen Erkrankungen (explizit Diabetes) auf den 13-fach wirksamen Impfstoff aktualisiert werden. Zusätzlich sollte dann nach 6 bis 12 Monaten in einer weiteren Impfung ein 23-fach wirksamer Impfstoff verwendet werden. Dieser ist für Kleinkinder nicht geeignet und sollte bei größeren Kindern auch erst nach dem 13-fachen Impfstoff eingesetzt werden. Daher gilt: erst den Impfschutz aktualisieren, dann die neue Version verwenden.

Ob mit Typ-1-Diabetes ein höheres Risiko für eine Pneumokokken-Infektion verbunden ist, ist eher umstritten. Sicher ist jedoch, dass die Verläufe einer solchen Infektion bei vorhandenem Diabetes wegen der starken Blutzuckerentgleisungen schwer sein können.

Übrigens gibt es ja immer wieder die Diskussion, ob Impfungen mit schuld sind an der Entstehung des Diabetes. Eine Studie aus den USA hat gezeigt, dass es bei Kindern, die gegen die Grippe geimpft worden sind, weniger Fälle von Typ-1-Diabetes gab.

Kinderärzte in eigener Praxis haben meist zu allen Impfungen die neuesten Informationen. Die KollegInnen sind bei allen Impffragen kompetente Ansprechpartner. Den aktuellen Impfkalender und viele Informationen zu Impfungen finden Sie unter www.impfen-info.de.

Nachgefragt – Medizin & Psychologie
In jeder Ausgabe des “Diabetes-Eltern-Journals” beantworten Experten Fragen aus dem medizinischen und psychosozialen Bereich. Wenn Sie eine Frage haben, können Sie an Prof. Dr. Karin Lange oder Dr. Torben Biester schreiben – oder Sie wenden sich an Diabetes-Eltern-Journal-Redakteurin Nicole Finkenauer; sie leitet Ihr Anliegen umgehend weiter.

von Dr. med. Torben Biester
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“,
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover
E-Mail: biester@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 10 (3) Seite 19

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