Wie eine Ketoazidose entsteht

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Wie eine Ketoazidose entsteht

Eine Blutübersäuerung durch Ketonkörperbildung, die „Ketoazidose“, entsteht meist nach einigen Stunden des Insulinmangels. Gefährdet sind vor allem Menschen mit Typ-1-Diabetes, die noch nicht wissen, dass sie Typ-1-Diabetes haben. Kritische Situationen sind immer auch solche, in denen, obwohl dringend nötig, kein Insulin zugeführt wird, man denke nur an eine defekte Insulinpumpe.

Besonders gefährdet durch eine Ketoazidose sind Menschen, die einen Typ 1-Diabetes haben und die noch gar nichts davon wissen. Ob es für diese Patientengruppe bald eine Frühdiagnose gibt und wie diese aussieht, erläutern wir ebenfalls in diesem Schwerpunktthema.

Ketoazidose – was ist das überhaupt?

Insulin hat im Körper drei wesentliche Aufgaben: Die erste ist, dass mit Hilfe von Insulin Traubenzucker aus dem Blut in die einzelnen Körperzellen gelangen kann; die zweite Funktion des Insulins ist das Hemmen der Zuckerproduktion in der Leber. Dies ist auch sinnvoll, denn wenn genügend Zucker im Blut ist und deshalb Insulin freigesetzt wird, benötigt man keine weitere Zuckerproduktion.

Dritte Aufgabe ist das Hemmen des Fettabbaus, also der „Lipolyse“; die Funktion ist ebenfalls sinnvoll, denn wenn genügend Traubenzucker im Blut ist, benötigt der Körper nicht den „Ersatztreibstoff“ aus den Fettdepots.

Ketoazidose: häufige Ursachen
  • Insulininjektion mehrfach vergessen oder weggelassen
  • defekter Insulinpen oder defekte Insulinpumpe
  • Katheterverschluss bei Insulinpumpentherapie
  • erhöhter Insulinbedarf bei Begleiterkrankung (Magen-Darm-Infekt, anderer Virusinfekt usw.)
  • Diabetesakzeptanzstörung mit Vernachlässigen der Therapie

Fehlt Insulin im Blut, zum Beispiel, weil die Insulininjektion vergessen wurde oder mehr Insulin benötigt als gespritzt wurde, dann beginnt nach einiger Zeit die Lipolyse unkontrolliert abzulaufen. Beim Auflösen dieser Fettdepots entstehen saure Substanzen, die das Blut übersäuern. Eine Übersäuerung des Blutes bezeichnet man als Azidose, und da die Substanzen, die in diesem Fall zur Übersäuerung des Blutes führen, als Ketonkörper bezeichnet werden, spricht man von einer Ketoazidose.

Gefahr erkennen: die Symptome einer Ketoazidose

Eine Ketoazidose entsteht nicht innerhalb weniger Minuten. Meist entsteht sie nach einigen Stunden des Insulinmangels. Dies erkennt der Betroffene daran, dass die Zuckerwerte im Körper ansteigen (wie hoch sie bei einer Ketoazidose ansteigen, dazu mehr im nächsten Artikel). Gleichzeitig verspüren die meisten Menschen Durst und fühlen sich aufgrund des Energiemangels schwach. In einigen Fällen kann eine Ketoazidose aber auch unbemerkt bleiben, insbesondere dann, wenn die Glukosewerte nicht regelmäßig überwacht werden.

Was eine Ketoazidose begünstigt

Neben der vergessenen Insulininjektion oder einer defekten Insulinpumpe/eines defekten Insulinpens sind es vor allem Begleiterkrankungen, die eine Ketoazidose begünstigen: Magen-Darm-Infekte, grippale Infekte oder sonstige Erkrankungen, bei denen der Körper aufgrund des krankheitsbedingten Stresses mehr Insulin benötigt, als ihm zur Verfügung gestellt wird. Gefährlich wird es immer auch dann, wenn die Symptome der Ketoazidose nicht beachtet werden, weil die Symptome der Begleiterkrankungen (wie Brechdurchfall) stärker sind.

Daher sollte man wissen, welche Erkrankungen und welche Umstände besonders häufig zu einer Ketoazidose führen können (Info-Kasten). Es ist außerdem wichtig zu wissen, was man bei Verdacht auf eine Ketoazidose richtigerweise tut: Dies erfahren Sie im nächsten Artikel.


von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim,
Theodor-Klotzbücher-Straße 12, 97980 Bad Mergentheim,
E-Mail: haak@diabetes-zentrum.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (4) Seite 22-23

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