Wie führt Dauerstress zu Übergewicht?

2 Minuten

© Luis Louro - Fotolia
Wie führt Dauerstress zu Übergewicht?

Menschen, die ständig gestresst sind und viel Fettiges und Süßes essen, könnten einen Mechanismus im Gehirn auslösen, der besonders schnell übergewichtig macht. Das Hormon Insulin scheint dabei eine Rolle zu spielen. Ein australisches Forscherteam hat die Zusammenhänge am Tiermodell untersucht.

Durch Stress nimmt bei Vielen der Appetit zu. Insbesondere fett- und zuckerhaltige Lebensmittel wie Chips oder Schokolade sind dann gefragt. Warum das so ist und was das Gehirn damit zu tun hat, haben australische Forschende untersucht. Das Hormon Insulin und das Molekül Neuropetid Y (NPY) sind an diesem Prozess beteiligt. NPY wird im Gehirn produziert, genauer im Hypothalamus, und steuert das Hungergefühl. Nach einer Mahlzeit sinkt der NPY-Spiegel im Normalfall wieder.

Appetitsteigernde Moleküle nehmen unter Stress zu

Wie sich im Tiermodell zeigte, produziert das Gehirn unter Stress wesentlich mehr dieser appetitregelnden Moleküle als ohne. Unter Stress wird das Molekül NPY nicht nur im Hypothalamus produziert, sondern auch in einer weiteren Hirnregion: der Amygdala. In diesem Teil des Gehirns werden unter anderem Stress und Emotionen verarbeitet.

Bekamen die Mäuse nur kalorienreiches Futter, stieg der NPY-Spiegel unter Stress weiter an. In der Folge aßen sie noch mehr. Erhielten die Tiere in stressfreier Umgebung normales Futter, sank die Konzentration der Appetit-Moleküle in beiden Gehirnregionen. Schalteten die Forschenden die Produktion des NPY-Moleküls in der Amygdala aus, verlangsamte sich die Gewichtszunahme.

Insulinresistenz im Gehirn beeinflusst Sättigungsgefühl

Das Wissenschaftlerteam untersuchte daraufhin die Nervenzellen in der Amygdala und beobachtete, dass sie Insulinrezeptoren besitzen. Das Hormon Insulin ist normalerweise eine Appetitbremse: Mit einer Mahlzeit steigt der Insulinspiegel und schleust den Zucker in die Körperzellen. Sind sie ausreichend versorgt, löst das im Gehirn ein Sättigungsgefühl aus.

Allerdings stieg bei den gestressten Mäusen die Menge an Insulin durch das fettige Futter um etwa das Zehnfache an, im Vergleich zu den Tieren, die sich unter Stress normal ernährten. Die Nervenzellen wurden insulinresistent und reagierten nicht mehr. Die Produktion des NPY-Moleküls stieg an. Die Tiere waren immer noch hungrig und wurden dick.

Laut den Studienautoren seien ihre Erkenntnisse, die im Fachjournal ‚Cell Metabolism‘ publiziert wurden, durchaus auf den Menschen übertragbar, da der Stoffwechsel ähnlich arbeite. Sie empfehlen deswegen Menschen, die unter Dauerstress stehen, besonders darauf zu achten, was sie essen. Allerdings sei noch mehr Forschung zur Wirkung von Insulin im Gehirn nötig.


Quelle: Diabetesinformationsdienst München

Ähnliche Beiträge

Lea Raak im Interview: Durch Community zurück ins Leben

Lea Raak lebt seit dem Jahr 2011 mit einem Typ-1-Diabetes. Viele Fragen taten sich nach der Diagnose auf – und eine gewisse Verzweiflung. Die Community hat ihr zurück ins Leben geholfen: „Ich tue mein Bestes und alles andere kommt, wie es kommt.“

11 Minuten

#dedoc° voices meet DDG: die Patienten-Perspektive beim Diabetes Kongress

Im zweiten Teil der Berichte der #dedoc° voices vom diesjährigen Diabetes Kongress kommen weitere Menschen mit Diabetes zu Wort, die im Mai die Fachtagung in Berlin besucht haben, um ihre Perspektive einzubringen.

9 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert