Lieferengpässe bei Insulin: Human-Insulin auf dem Rückzug – das ist zu erwarten

Lieferengpässe bei Insulin Human-Insulin auf dem Rückzug – das ist zu erwarten
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Lieferengpässe bei Insulin traten in den zurückliegenden Monaten immer wieder auf – insbesondere bei Human-Insulin. Sind hier weitere Probleme zu erwarten, wie bei der Belieferung von Krankenhäusern, der Versorgung mit speziellen Applikationen wie Pumpen-Insulin, Insulin-Fertigpens oder Kartuschen für wiederbefüllbare Pens?

Da es in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zu Lieferengpässen bei manchen Insulin-Präparaten kam – vor allem bei Human-Insulin – hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) bei den Insulin-Herstellern nachgehakt, wie es um die Lieferfähigkeit bestimmter Insulin-Präparaten bestellt ist.

Lieferengpässe bei Insulin: Humaninsulin immer weniger verordnet

Das Unternehmen Sanofi beklagt etwa, dass „Ausgangsmaterialen“ wie für Insulin-Pens teilweise knapp seien. Somit können Komponenten für die Abfüllanlagen zeitweise nicht geliefert werden, was zu einer „andauernden, komplexen und angespannten Situation in der Insulin-Versorgung“ führe. Einer der Gründe, warum die Herstellung und Lieferung von Human-Insulin weltweit – mit Ausnahme von Insuman Infusat – eingestellt werde, so der Hersteller.

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Insuman Infusat werde also weiter produziert und damit vor allem Patientinnen und Patienten versorgt sind, die das Insulin nur bei direkter intraperitonealer Gabe (d.h. direkt in die Bauchhöhle verabreicht) vertragen und für die es keine Alternativen gibt. Für die übrigen Human-Insulin-Präparate von Sanofi (Rapid, Basal und Comb) seien alternative Produkte möglich, betont das Unternehmen.

Lieferengpässe: Analog-Insuline noch nicht betroffen – „unvorhersehbare Verschiebungen im Markt“ aber möglich

Klar priorisiert bei den Verschreibungen würden die Analog-Iinsuline. Sie machen laut Arzneiverordnungs-Report rund 80 Prozent aus. Das heißt: Acht von zehn Rezepten gehen auf das Konto der Analog-Insuline. Nur zwei von zehn auf das der Human-Insuline – und der Anteil fällt weiter.

Als Humaninsulin bezeichnet man Insulin, das in seiner Zusammensetzung dem menschlichen Insulin entspricht. Ihre Aminosäuresequenz entspricht dem Insulin, das von der menschlichen Bauchspiecheldrüse gebildet wird. Human-Insulin wird entweder halbsynthetisch aus Schweineinsulin oder gänzlich mithilfe der Gentechnologie hergestellt, indem die Erbinformation von bestimmten Bakterien oder Bierhefe so verändert wird, dass sie Humaninsulin herstellen.

Human-Insulin und Insulin-Analoga – das sind die Unterschiede

Als Humaninsulin bezeichnet man Insulin, das in seiner Zusammensetzung dem menschlichen Insulin entspricht; ihre Aminosäuresequenz entspricht dem Insulin, das von der menschlichen Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es wird entweder halbsynthetisch aus Schweine-Insulin oder gänzlich mithilfe der Gentechnologie hergestellt, indem die Erbinformation von bestimmten Bakterien oder Bierhefe so verändert wird, dass sie Human-Insulin herstellen.

Als Insulin-Analoga bezeichnet man modifiziertes Insulin, das so in der Natur nicht vorkommt. Durch Veränderung in der Abfolge einzelner Aminosäuren wird die Wirkweise gegenüber dem natürlichen Insulin verändert.

Der Hersteller Novo Nordisk geht davon aus, dass sich beim Insulin „unvorhersehbare Verschiebungen im Markt, wie der Rückzug bei den Human-Insulinen durch Sanofi, in allen Bereichen auswirken“ könne, da es „keine sichere Basis für eine Bedarfskalkulation“ gebe. Sollten sich Probleme bei einzelnen Darreichungsformen ergeben, werde das Unternehmen rechtzeitig darüber informieren.

Lilly Deutschland erklärt, dass es zeitweise zu Engpässen bei der Lieferung von Insulin in Durchstechflaschen (z.B. für Pumpen) gekommen sei. Die Produktion von Insulin-Fläschchen habe man daher erhöht. Der Hersteller geht davon aus, dass sich die Versorgungslage bis Jahresende somit verbessert habe. 2024 kehre sie auf ein normales Niveau zurück. Möglicherweise auftretende Engpässe werde man „transparent machen“.

DDG bedauert Marktrücknahme der Human-Insuline

Eine klare Empfehlung spricht die DDG dahingehend aus. Ärztinnen und Ärzte sollten ab sofort keine Neueinstellungen auf Human-Insuline von Sanofi mehr vornehmen. Ausgenommen davon ist Insuman Infusat, da es weiterhin vertrieben werde. Die Fachgesesellschaft empfiehlt dagegen nicht, auf welches Insulin konkret umgestellt werden sollte und verweist auf Aktualisierungen der Diabetes-Leitlinien. Die Marktrücknahme der Human-Insuline von Sanofi bedauert die DDG, da „eine Umstellung bewährter Therapie-Optionen immer auch mit Risiken verbunden sei“.



von Angela Monecke

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