Mit Zucker im Gepäck nach … Frankreich

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Mit Zucker im Gepäck nach … Frankreich

Wenn man als Diabetiker/-in eine Reise nach Frankreich plant, stellen sich zunächst dieselben Fragen wie bei jedem anderen Urlaub auch, wenn man „Zucker im Gepäck“ hat. Antworten auf grundsätzliche Herausforderungen wie „Was muss ich einpacken?“, „Was ist im Flugzeug mit meinen Diabetes-Gadgets?“, „Verträgt mein Insulin die Temperaturen des Urlaubsziels?“ und weiterführende Informationen und Links sind im allgemeinen Kapitel „Teil 1: Mit Zucker im Gepäck auf Reisen“ zusammengefasst.

Hier geht es nun dagegen ins Detail – auf nach Frankreich!

Frankreich im Profil

Hauptstadt: Paris

Amtssprache: Französisch

Größe: 633.187 Quadratkilometer (Deutschland: 357.340 Quadratkilometer)1

Einwohner: 67.012.883 (Deutschland: 83.019.213)1

Quelle: Pixabay

Natur/Klima: Das Klima reicht von atlantischem Meeresklima über kontinental im Zentrum und Osten und mediterran an der Mittelmeerküste bis zu alpin in den Bergen. In den französischen Überseegebieten herrscht tropisches bzw. subtropisches Klima. Vermehrt kommt es in Frankreich insbesondere im Sommer und Frühherbst zu Sturzfluten. Im Mittelmeer kann es insbesondere von August bis November zu vereinzelten schweren Herbststürmen kommen. In den Wintermonaten kann in den französischen Alpen Lawinengefahr bestehen. Insbesondere in Südfrankreich und auf Korsika kommt es vor allem in den Sommermonaten aufgrund der herrschenden klimatischen Bedingungen mit Dürreperioden regelmäßig zu Busch- und Waldbränden. In der Karibik ist von Juni bis Ende November Wirbelsturmsaison (Martinique, Guadeloupe, Saint-Martin und Saint-Barthélemy), im Indischen Ozean von Januar bis April (La Réunion und Mayotte), im Südpazifik von November bis April (Französisch Polynesien und Neu-Kaledonien). In dieser Zeit muss mit Tropenstürmen gerechnet werden. Neu-Kaledonien und Wallis-et-Futuna, La Réunion und Mayotte sowie die karibischen Überseegebiete liegen in zum Teil seismisch sehr aktiven Zonen, weshalb es zu auch schwereren Erdbeben und erheblicher vulkanischer Aktivität kommen kann.2

Diabetes in Frankreich4

Anzahl Diabetiker zwischen 20 und 79 Jahren: 3,48 Millionen (Deutschland: 9,51 Millionen)

altersbereinigte Prävalenz zwischen 20 und 70 Jahren: 4,8 Prozent (Deutschland: 10,4 Prozent)

Anzahl von Typ-1-Diabetikern zwischen 0 und 19 Jahren: 27.275 (Deutschland: 33.095)

Dunkelziffer an Diabetikern zwischen 20 und 79 Jahren: 1,31 Millionen (Deutschland: 4,53 Millionen)

Quelle: Pixabay

Insuline in Frankreich5

Nicht immer heißen Medikamente im Ausland genauso wie zuhause. Unter den folgenden Namen werden die jeweiligen Insulinpräparate der großen Hersteller in Frankreich vertrieben (die Insuline „Berlinsulin H“ und „Liprolog“ von Berlin-Chemie werden nur in Deutschland vertrieben) – Stand April/Mai 2020:

Lilly Deutschland GmbH:

  • Humalog® (analoges Bolus-/Mahlzeiteninsulin, Insulin lispro), auch erhältlich in konzentrierter Form als Humalog® 200
  • Abasaglar® (Basalinsulin, Insulin glargin)

Novo Nordisk Pharma GmbH:

  • Novorapid®
  • Tresiba®
  • Levemir®
  • Fiasp®

Sanofi-Aventis Deutschland GmbH:

  • Toujeo
  • Lantus
  • Apidra
  • Insuman

Pumpenersatz/Leihpumpen in Frankreich

Insulinpumpenträger können sich vor Abreise je nach Hersteller leihweise eine Urlaubspumpe für den Fall eines technischen Defekts ihrer eigenen Pumpe während des Urlaubs besorgen. Andere Hersteller bieten einen weltweiten Austauschservice an. Folgende Regelungen gelten für die bekanntesten Pumpen bei Reisen nach Frankreich (Stand April/Mai 2020 – vor Abreise Aktualität über Hotline seines Pumpenanbieters überprüfen):

  • Ypsomed – Mylife YpsoPump:

Urlaubspumpe wird kostenlos zur Verfügung gestellt, die man 14 Tage vor Antritt der Reise unter der ebenfalls kostenlosen Hotline 0800/9776633 beantragen kann. 24-Stunden-Hotline: +49 69/3101970.

  • Sooil – Dana R/RS:

Als Urlaubspumpe wird eine Dana R ohne Fernbedienung kostenlos zur Verfügung gestellt. Beantragung vier Wochen vor Antritt der Reise unter 09281/85016-0. 24-Stunden-Hotline: +49 9281/85016-888.

  • Medtronic – Minimed 670G/640G:

Bei einem Pumpen-Defekt, den die Hotline nicht via Telefon lösen kann, wird spätestens bis zum Folgetag eine Austauschpumpe geliefert (ausgeschlossen: Inseln). Voraussetzung ist eine bestehende Lieferanschrift am Urlaubsort. 24-Stunden-Hotline: +49 2159/8149370. Kinder, die zum Zeitpunkt des Reiseantritts jünger als zehn Jahre sind, sowie Reisende auf schwer erreichbare Inseln erhalten zudem für maximal sechs Wochen eine Urlaubspumpe. Dafür sollte man vier Wochen vor Abreise die kostenlose Hotline unter 0800/6464633 kontaktieren.

  • Roche – Accu-Chek Spirit Combo/Insight:

Defekte Pumpen werden innerhalb von 24 Stunden ausgetauscht. 24-Stunden-Hotline: +49 621/7594646. Eine Urlaubspumpe kann bei Reisen auf schwer erreichbare Inseln für ein bis zwei Monate gemietet werden (für 120 Euro pro Monat) – die Urlaubspumpe sollte man 15 Werktage vor Antritt der Reise unter der kostenfreien Hotline 0800/4466800 beantragen. Für Ausnahmesituationen wie ein Auslandssemester gelten Sonderregelungen.

  • Medtrum:

Urlaubs-PDM oder Pumpenbasen werden kostenlos zur Verfügung gestellt, die man über die Hotline des entsprechenden Diabetes-Versandhändlers beantragen muss. 24-Stunden-Hotline: Nummer des entsprechenden Diabetes-Versandhändlers.

Medizinische Versorgung in Frankreich

Wer in Deutschland gesetzlich versichert ist, genießt laut GKV-Spitzenverband (Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland) auch in Frankreich Versicherungsschutz, wenn eine medizinische Notwendigkeit eintritt. Als Anspruchsbescheinigung für Sachleistungen wie eine ärztliche oder Krankenhausbehandlung nach französischem Recht gilt die europäische Krankenversicherungskarte bzw. eine provisorische Ersatzbescheinigung (vor der Abreise mit der eigenen Krankenkasse klären).

Quelle: Pixabay

Ausführliche Informationen über die Leistungen der Krankenversicherung und das französische Gesundheitssystem bietet die Deutsche Verbindungsstelle Krankenversicherung – Ausland (DKVA) als Teil des GKV-Spitzenverbands. In einem Merkblatt zum „Urlaub in Frankreich“ findet man dort unter anderem auch einen Link zur allgemeinen Krankenversicherung für Arbeitnehmer inklusive einer Suchfunktion von Vertragsärzten einer bestimmten Fachrichtung.

Privatversicherte profitieren laut PKV (Verband der Privaten Krankenversicherung) in ganz Europa von einem Versicherungsschutz in vollem Umfang der tariflichen Leistungen. Für die Dauer von mindestens einem Monat, bei vielen Versicherern sogar drei oder mehr Monaten, gilt der private Vollschutz demnach weltweit. Diese Frist kann sich laut PKV verlängern, wenn man aus Gesundheitsgründen die Heimreise nicht antreten kann. Einige Unternehmen bieten auch an, den weltweiten Versicherungsschutz durch eine individuelle Vereinbarung vor der Abreise ins Ausland zu verlängern. Privatversicherte sollten sich daher vor der Abreise informieren, welche Leistungen für welche Reisedauer die eigene Krankenkasse in Frankreich übernimmt.

Außerdem empfiehlt es sich, auf Reisen nach Frankreich – wie in jedes Land und egal, ob gesetzlich oder privat versichert –, für die Dauer des Auslandsaufenthaltes eine Auslandsreise-Krankenversicherung abzuschließen, die Risiken abdeckt, die von den Krankenkassen gegebenenfalls nicht übernommen werden (z.B. notwendiger Rücktransport nach Deutschland im Krankheitsfall, Behandlung bei Privatärzten oder in Privatkliniken).

Notfallausweis auf Französisch5

Damit einem im Notfall sofort adäquat geholfen wird, lohnt es sich, einen Notfallausweis dabeizuhaben. Hier die französische Übersetzung, die man sich auch einfach für die Reise ausdrucken kann:

„Je suis diabétique et sous traitement insulinique. En cas de malaise, de comportement anormal ou d’évanouissement veuillez me donner du sucre, des bonbons, du pain ou une boisson très sucrée. Si je ne peux plus avaler ou si je ne reprends pas connaissance rapidement, on doit me donner une injection de glucagon. Veuillez avertir ma famille ou un docteur ou bien me transporter d’urgence a l’hôpital.“

„Ich bin zuckerkrank und werde mit Insulin behandelt. Im Fall von Unwohlsein, anormalem Verhalten oder Bewusstseinsverlust geben Sie mir mehrere Stücke Zucker zu essen, Bonbons, Brot oder ein sehr süßes Getränk. Wenn ich nicht schlucken kann oder nicht sehr schnell zu mir komme, sollte man mir umgehend Glukagon injizieren. Dazu benachrichtigen Sie meine Familie oder einen Arzt oder lassen Sie mich sofort ins Krankenhaus bringen.“

Einen internationalen Ausweis bekommt ihr außerdem hier im Kirchheim-Shop.

Französische Spezialitäten

Die französische Küche ist weltberühmt. Neben zahlreichen Gerichten der „Haute Cuisine“ zählen Croissants und das süße Dessert „Crème brûlée“ zu bekannten Klassikern aus Frankreich, auch wenn die Herkunft des „Hörnchens“ oft diskutiert wird. Größe und Rezept können stark variieren, dennoch hier ein grober Anhaltspunkt, um die Kohlenhydrate dafür zu berechnen:

Quelle: Pixabay

Croissant

Französisches Gebäck aus leicht gesüßtem, eihaltigem Plunderteig – zum Beispiel zum Frühstück oder zum Kaffee.

  • 100 Gramm eines Croissants haben etwa 40 g Kohlenhydrate

Crème brûlée

Süßspeise aus Eigelb, Sahne und Zucker – aromatisiert mit Vanille, Zimt, Orangen-, Zitronenschale, Ingwer oder Mandelmilch und mit einer Karamellkruste.

  • 100 Gramm haben etwa 20 bis 25 g Kohlenhydrate

Gute Reise – bon voyage!


1 Eurostat (Stand 2019)

2 Auswärtiges Amt

3 IDF Diabetes Atlas, 9th edition 2019

4 In manchen Ländern teils eigene Produktportfolios, etwa hinsichtlich Darreichungsformen und Stärken/Konzentrationen. Änderungen im Produktportfolio können jederzeit stattfinden. Vor individueller Abreise Angaben über die Kunden-Hotline des Herstellers auf Aktualität überprüfen.

5 diabetesDE


Basti musste mit seinem „Zucker im Gepäck“ eine nicht so schöne Erfahrung beim Kurztrip nach Frankreich machen: Mit Typ-1-Diabetes im Krankenhaus in Frankreich

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