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WICHTIG: Der folgende Text spiegelt meine individuellen Erfahrungen wider, die ich auf eigenes Risiko gemacht habe. Offiziell rate ich natürlich nicht dazu, eine andere als die jeweils offizielle App für ein medizinisches System oder andere Lösungen der DIY-Community zu nutzen. Haftungsansprüche können erlöschen und ganz abgesehen davon muss man sich intensiv mit den Systemen beschäftigen, um seine Therapie verlässlich darauf aufzubauen – auch wenn der folgende komprimierte Text suggeriert, dass alles ganz „easy“ ist.
Bahnhof. Mehr nicht. Bei der Session „Closed-Loop-System“ beim 1. Diabetes-Barcamp im Oktober habe ich wenig verstanden und bin schnell ausgestiegen. Weder hatte ich bis dahin mit Open-Source-Software zu tun, noch hatte ich mich jemals mit gehackten Schnittstellen beschäftigt oder würde mich trauen, an meiner Insulinpumpe herumzulöten, wie es einzelne Teilnehmer aus der DIY-Community (DIY = Do it yourself) berichtet haben. Aber trotzdem: Meine Neugierde war geweckt.
Nach der Session habe ich mich ausführlich mit Andreas E., einem der „wissenden“ Teilnehmer unterhalten, der dieselbe Hardware nutzt wie ich: FreeStyle Libre und den mylife OmniPod. Geduldig hat er mir alles erklärt, was ich wissen wollte, und am Ende des Gesprächs wusste ich vor allem: Löten will ich immer noch nicht, aber meinen FreeStyle Libre will ich „tunen“ und zum CGM befördern. Gesagt, getan – kaum war ich zurück vom Barcamp, habe ich den FreeStyle-Libre-Aufsatz „BluCon Nightrider“ des US-Unternehmens Ambrosia Systems Inc. im Internet bestellt, der die via NFC ausgelesenen FreeStyle-Libre-Daten über Bluetooth zum Beispiel an ein Smartphone sendet. Kosten: 135 Dollar. Und dann war Geduld gefragt. Rund zwei Monate dauerte es, bis ich die Lieferung in den Händen hielt, „Auslösung“ beim Zoll für gut 20 Euro inklusive.
Zwei Monate dauerte es von der Bestellung des „Nightrider“ in Amerika bis zur Aushändigung beim Zoll in Hamburg.
In der Zwischenzeit habe ich mir die App xDrip+ heruntergeladen, wozu ich mein Smartphone erstmal zwingen musste, weil es sich um eine Software handelt, die es nicht im klassischen Google-Play-Store gibt („nicht-vertrauenswürdige Quelle“, hat mein Handy moniert). An dieser Stelle ein weiteres Mal danke an Andreas! Offiziell verweist Ambrosia Systems auf die App „LinkBluCon“. Die zeigt zwar auch alle Werte ohne Scanvorgang automatisch an, warnt aber leider genauso wenig bei zu hohem oder niedrigem Zucker wie die App „LibreLink“ – auch wenn die Entwickler laut der Facebook-Seite von Ambrosia Systems am Alarmsystem der LinkBluCon-App arbeiten.
Der Aufsatz für den FreeStyle Libre muss mit der mitgelieferten Nadel zu Beginn aktiviert werden.
Dann war das langersehnte Paket endlich da, es ging los: Den „Nightrider“ auf den FreeStyle Libre setzen (ich habe ihn erstmal mit einem Kinesio-Tape fixiert), mit der mitgelieferten Nadel aktivieren, Bluetooth am Smartphone aktivieren, in der xDrip+-App nach Geräten scannen und mit dem BluCon-Nightrider über die Gerätenummer koppeln. Die zwei geforderten Blutzuckerwerte zur Kalibrierung eingeben, fertig.
Es gibt spezielle Halterungen für den „BluCon Nightrider“ – für den Anfang tut es aber auch ein Kinesio-Tape zur Fixierung.
Von einem Moment auf den anderen habe ich nach ein paar Minuten meine Werte auf dem Handy gesehen – OHNE den FreeStyle-Libre-Sensor zu scannen. Die alle fünf Minuten automatisch aktualisierte Anzeige erfolgt sogar ganz komfortabel über ein Widget, sodass ich nicht einmal die App öffnen muss, um meinen aktuellen Zuckerwert zu erfahren. Am Anfang war ich natürlich noch vorsichtig, habe häufiger mit dem klassischen Sensor-Scan und auch blutig gegengemessen. Aber schnell habe ich dem getunten FreeStyle Libre vertraut, denn die Werte stimmten bei mir ziemlich gut überein.
Über ein Widget reicht ein Blick aufs Smartphone, um den aktuellen Zuckerwert zu sehen – die App also muss nicht geöffnet werden.
Und das Beste: Sobald mein Zuckerwert den in der App individuell definierten Bereich verlässt – in meinem Fall für den Anfang zwischen 70 und 190 mg/dl (3,9 und 10,6 mmol/l) –, erfolgt ein Alarm, sprich ein akustisches Signal (Vibration ist auch möglich). „Now we are talking“ – aus dem FGM wurde ein CGM! Für viele, die bereits länger einen Dexcom oder ein anderes CGM-System tragen, mag das unspektakulär klingen – aber ich fand den Moment großartig, als mein Handy mir zum ersten Mal proaktiv und ohne mein Zutun signalisiert hat: „Achtung, zu tief!“
Zuckerverlauf, Trends, Vorhersagen und Warnungen – ein paar der Funktionen der App xDrip+. Auch die Zuckerhistorie und Statistiken lassen sich über xDrip+ abrufen.
Ich wurde übrigens schon gefragt, warum ich mir nicht einfach ein „richtiges“ CGM anschaffe. Gute Frage. Hier die Antworten: Ich mag den FreeStyle Libre, komme super mit ihm klar. Mir gefällt es, damit nur zweimal im Monat den Sensor wechseln und nicht blutig kalibrieren zu müssen. Und einen aufwändigen Antrag bei der Krankenkasse musste ich auch nicht stellen …
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