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Neue Medikamente können helfen, die Dialyse bei Menschen mit Diabetes abzuwenden
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Eine fortschreitende Erkrankung der Nieren bis hin zum Organversagen ist eine mögliche Folgeerkrankung des Diabetes. 40 Prozent aller Menschen, die an die Dialyse müssen, weil ihre Nieren nicht mehr arbeiten, haben eine diabetische Nephropathie. Wichtig ist, dass ein Nierenleiden früh erkannt und behandelt wird. Denn neue Medikamente können helfen, den Verlust der Nierenfunktion zu verlangsamen. Damit kann vielen Betroffenen die Dialyse über eine lange Zeit erspart bleiben, informiert der Fachverband der Nierenärztinnen und -ärzte.
Etwa 90.000 Menschen sind in Deutschland auf eine regelmäßige Dialyse-Behandlung angewiesen, da ihre Nieren nicht mehr arbeiten. Grund für eine solche Nierenerkrankung sind häufig Gefäßschäden, die auch in Folge eines Diabetes entstehen können. Menschen mit der Stoffwechselerkrankung sind daher sehr gefährdet, eine chronische Nierenkrankheit zu entwickeln. Aufgrund dieses erhöhten Risikos ist für sie daher ein Lebensstil, der die Nieren schützt, besonders wichtig. Denn alles, was die Gefäße schützt, schützt auch die Nieren. Dazu zählen z.B. nicht zu rauchen, ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung. Ziel sollte sein, möglichst normale Werte für den Blutzucker, den Blutdruck und die Blutfette zu erreichen.
Diese neuen Medikamente können helfen, dass eine Dialyse nicht notwendig wird
Doch trotz dieser vorbeugenden Maßnahmen lässt sich eine Nierenerkrankung bei Menschen mit Diabetes nicht immer abwenden. Früher gab es nur wenige Therapieoptionen, um das Fortschreiten der Nierenkrankheit verlangsamten. Im Wesentlichen waren das die medikamentöse Senkung des Blutdrucks sowie Ernährungsmaßnahmen. Und viele Mittel gegen Typ-2-Diabetes können ab einer gewissen Einschränkung der Nierenfunktion sogar nicht mehr eingesetzt werden. Dann war häufig ein Umstieg auf Insulin nötig, um den Blutzucker unter Kontrolle zu bringen. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) macht darauf aufmerksam, dass seit einiger Zeit jedoch auch zwei weitere Wirkstoffklassen zur Verfügung stehen, die das Fortschreiten des Funktionsverlusts der Nieren verlangsamen oder gar verhindern können:
SGLT-2-Hemmer (selektiver Hemmer des Natrium-Glukose-Cotransporters-2):
Die auch als Gliflozine bezeichneten Medikamente führen zu einer verstärkten Ausscheidung von Glukose mit dem Urin. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Aufgrund dieser Wirkung wurden die Substanzen daher eigentlich als Medikamente für Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickelt und zugelassen. Es zeigte sich aber, dass sie auch positive Effekte auf Herz und Nieren haben. Verschiedene Studien[1, 2, 3] haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie das Fortschreiten des Funktionsverlusts der Nieren entscheidend verlangsamen können. In der aktuellen internationalen Leitlinie, die Anfang November 2022 veröffentlicht wurde, wird der Einsatz dieser Medikamente bei allen Menschen mit Diabetes und chronischer Nierenerkrankung empfohlen. Voraussetzung ist aber, dass der Verlust der Nierenfunktion noch nicht sehr weit fortgeschritten sein darf (mehr als 20 ml/min/1.73 m²).
nsMRA (nicht-steroidaler, selektiver Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonist):
Dieser neuartige Wirkstoff hemmt ebenfalls nachweislich das Fortschreiten einer diabetischen Nierenerkrankung[4]. Die neue Leitlinie empfiehlt den Einsatz bei Menschen mit Diabetes und einer Albuminurie, einer hohen Ausscheidung eines bestimmten Eiweißes im Urin. Diese deutet darauf hin, dass die Filterfunktion der Niere eingeschränkt ist. Patientinnen und Patienten mit Diabetes wird daher empfohlen, einmal jährlich ihre Albuminwerte kontrollieren zu lassen.
Menschen mit Diabetes auf das Thema Nierengesundheit aufmerksam machen
„Wir haben nun zwei Substanzklassen, die den Nierenfunktionsverlust deutlich verlangsamen und vielen Betroffenen die Dialyse wahrscheinlich ganz ersparen können. Aber sie müssen rechtzeitig zum Einsatz kommen. Das bedeutet, dass die Betroffenen rechtzeitig von einer Nephrologin oder einem Nephrologen mitbetreut werden müssen“, erklärt Proferssorin Dr. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der DGfN. Man hoffe, dass diese fachübergreifende Behandlung auch im klinischen Alltag gelebt wird. Zusammen mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Leitenden Krankenhausärztinnen/-ärzte in der Nephrologie (VLKN) hat die DGfN daher bereits im Jahr 2020 in einem Positionspapier definiert, wann eine Mitbetreuung durch eine Nephrologin bzw. einen Nephrologen erfolgen sollte.
Grundsätzlich wolle man Menschen mit Diabetes für dieses Thema sensibilisieren und darüber hinaus auch eine positive Botschaft geben: „Dialyse ist kein unabwendbares Schicksal, wir haben gute Therapien, die den Nierenfunktionsverlust über eine lange Zeit hinauszögern können“, so Prof. Weinmann-Menke abschließend.
Literatur
[1] Perkovic V et al. NEJM 2019; 380:2295-2306
[2] Heerspink HJL et al. NEJM 2020; 383:1436-1446
[3] Packer M et al. NEJM 2020; 383:1413-1424
[4] Bakris et al. NEJM 2020; 383: 2219-2229
von Redaktion Diabetes-Anker
mit Materialien der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 1 Tag, 15 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 1 Tag
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 2 Tagen, 19 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 23 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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