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Neue Medikamente können helfen, die Dialyse bei Menschen mit Diabetes abzuwenden
3 Minuten
Eine fortschreitende Erkrankung der Nieren bis hin zum Organversagen ist eine mögliche Folgeerkrankung des Diabetes. 40 Prozent aller Menschen, die an die Dialyse müssen, weil ihre Nieren nicht mehr arbeiten, haben eine diabetische Nephropathie. Wichtig ist, dass ein Nierenleiden früh erkannt und behandelt wird. Denn neue Medikamente können helfen, den Verlust der Nierenfunktion zu verlangsamen. Damit kann vielen Betroffenen die Dialyse über eine lange Zeit erspart bleiben, informiert der Fachverband der Nierenärztinnen und -ärzte.
Etwa 90.000 Menschen sind in Deutschland auf eine regelmäßige Dialyse-Behandlung angewiesen, da ihre Nieren nicht mehr arbeiten. Grund für eine solche Nierenerkrankung sind häufig Gefäßschäden, die auch in Folge eines Diabetes entstehen können. Menschen mit der Stoffwechselerkrankung sind daher sehr gefährdet, eine chronische Nierenkrankheit zu entwickeln. Aufgrund dieses erhöhten Risikos ist für sie daher ein Lebensstil, der die Nieren schützt, besonders wichtig. Denn alles, was die Gefäße schützt, schützt auch die Nieren. Dazu zählen z.B. nicht zu rauchen, ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung. Ziel sollte sein, möglichst normale Werte für den Blutzucker, den Blutdruck und die Blutfette zu erreichen.
Diese neuen Medikamente können helfen, dass eine Dialyse nicht notwendig wird
Doch trotz dieser vorbeugenden Maßnahmen lässt sich eine Nierenerkrankung bei Menschen mit Diabetes nicht immer abwenden. Früher gab es nur wenige Therapieoptionen, um das Fortschreiten der Nierenkrankheit verlangsamten. Im Wesentlichen waren das die medikamentöse Senkung des Blutdrucks sowie Ernährungsmaßnahmen. Und viele Mittel gegen Typ-2-Diabetes können ab einer gewissen Einschränkung der Nierenfunktion sogar nicht mehr eingesetzt werden. Dann war häufig ein Umstieg auf Insulin nötig, um den Blutzucker unter Kontrolle zu bringen. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) macht darauf aufmerksam, dass seit einiger Zeit jedoch auch zwei weitere Wirkstoffklassen zur Verfügung stehen, die das Fortschreiten des Funktionsverlusts der Nieren verlangsamen oder gar verhindern können:
SGLT-2-Hemmer (selektiver Hemmer des Natrium-Glukose-Cotransporters-2):
Die auch als Gliflozine bezeichneten Medikamente führen zu einer verstärkten Ausscheidung von Glukose mit dem Urin. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Aufgrund dieser Wirkung wurden die Substanzen daher eigentlich als Medikamente für Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickelt und zugelassen. Es zeigte sich aber, dass sie auch positive Effekte auf Herz und Nieren haben. Verschiedene Studien[1, 2, 3] haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie das Fortschreiten des Funktionsverlusts der Nieren entscheidend verlangsamen können. In der aktuellen internationalen Leitlinie, die Anfang November 2022 veröffentlicht wurde, wird der Einsatz dieser Medikamente bei allen Menschen mit Diabetes und chronischer Nierenerkrankung empfohlen. Voraussetzung ist aber, dass der Verlust der Nierenfunktion noch nicht sehr weit fortgeschritten sein darf (mehr als 20 ml/min/1.73 m²).
nsMRA (nicht-steroidaler, selektiver Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonist):
Dieser neuartige Wirkstoff hemmt ebenfalls nachweislich das Fortschreiten einer diabetischen Nierenerkrankung[4]. Die neue Leitlinie empfiehlt den Einsatz bei Menschen mit Diabetes und einer Albuminurie, einer hohen Ausscheidung eines bestimmten Eiweißes im Urin. Diese deutet darauf hin, dass die Filterfunktion der Niere eingeschränkt ist. Patientinnen und Patienten mit Diabetes wird daher empfohlen, einmal jährlich ihre Albuminwerte kontrollieren zu lassen.
Menschen mit Diabetes auf das Thema Nierengesundheit aufmerksam machen
„Wir haben nun zwei Substanzklassen, die den Nierenfunktionsverlust deutlich verlangsamen und vielen Betroffenen die Dialyse wahrscheinlich ganz ersparen können. Aber sie müssen rechtzeitig zum Einsatz kommen. Das bedeutet, dass die Betroffenen rechtzeitig von einer Nephrologin oder einem Nephrologen mitbetreut werden müssen“, erklärt Proferssorin Dr. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der DGfN. Man hoffe, dass diese fachübergreifende Behandlung auch im klinischen Alltag gelebt wird. Zusammen mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Leitenden Krankenhausärztinnen/-ärzte in der Nephrologie (VLKN) hat die DGfN daher bereits im Jahr 2020 in einem Positionspapier definiert, wann eine Mitbetreuung durch eine Nephrologin bzw. einen Nephrologen erfolgen sollte.
Grundsätzlich wolle man Menschen mit Diabetes für dieses Thema sensibilisieren und darüber hinaus auch eine positive Botschaft geben: „Dialyse ist kein unabwendbares Schicksal, wir haben gute Therapien, die den Nierenfunktionsverlust über eine lange Zeit hinauszögern können“, so Prof. Weinmann-Menke abschließend.
Literatur
[1] Perkovic V et al. NEJM 2019; 380:2295-2306
[2] Heerspink HJL et al. NEJM 2020; 383:1436-1446
[3] Packer M et al. NEJM 2020; 383:1413-1424
[4] Bakris et al. NEJM 2020; 383: 2219-2229
von Redaktion Diabetes-Anker
mit Materialien der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)
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bloodychaos postete ein Update vor 13 Stunden, 7 Minuten
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 2 Tagen, 9 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.