Werbebeschränkungen: Jamie Oliver will auch in Deutschland Kinder schützen

Werbebeschränkungen: Jamie Oliver will auch in Deutschland Kinder schützen
Werbebeschränkungen: Jamie Oliver will auch in Deutschland Kinder schützen
Foto: Scandic Hotels/Wikimedia Commons. Lizenz: CC BY-SA 3.0

TV-Starkoch Jamie Oliver appelliert gemeinsam mit einem Bündnis aus etwa 40 Organisationen an die Ampel-Koalition, Werbebeschränkungen für Lebensmittel mit viel Zucker, Fett oder Salz einzuführen, um Kinder und Jugendliche zu schützen.

Werbung beeinflusse „nachweislich die Präferenzen und das Essverhalten“ junger Menschen, heißt es in einem offenen Brief an die Parteivorsitzenden von SPD, Grünen und FDP, den zahlreiche medizinische Fachgesellschaften, Forschungseinrichtungen, Elternverbände, Verbraucherschutz-, Kinderrechts- und Ernährungsorganisationen sowie Krankenkassen unterzeichnet haben. Werbebeschränkungen seien ein „wichtiger Schritt, um Familien dabei zu unterstützen, Kindern eine gesunde Ernährungsweise beizubringen“, so das Bündnis.

Jamie Oliver: „Werbebeschränkungen sind zentraler Baustein zum Schutz der Kindergesundheit“

„Tag für Tag bombardiert die Lebensmittelindustrie unsere Kinder mit Werbung für Zuckerbomben und fettige Snacks – sie schaltet TV-Spots während Fußballspielen, Casting-Shows und Kindersendungen und engagiert beliebte Influencerinnen und Influencer. Um Kinder und Jugendliche vor den perfiden Marketing-Tricks zu schützen, haben wir in Großbritannien ein weitreichendes Gesetz erkämpft. Wenn Deutschland einen ähnlichen Weg beschreitet – oder sogar noch weiter geht, um Kinder angemessen zu schützen, wäre das ein Meilenstein. Werbebeschränkungen sind ein zentraler Baustein zum Schutz der Kindergesundheit“, sagte Koch Oliver.

In Großbritannien soll ab 2024 eine umfassende Werbebeschränkung in Kraft treten. Im Internet soll Werbung für Ungesundes komplett untersagt und im TV ausschließlich nachts ausgestrahlt werden dürfen. Oliver hatte sich gemeinsam mit Ärzteverbänden und Elternorganisationen jahrelang für ein solches Gesetz stark gemacht – mit Erfolg. Forderung: keine freiwilligen Selbstverpflichtungen mehr Auch die Ampel-Parteien hatten im Koalitionsvertrag angekündigt, gegen Junkfood-Werbung vorzugehen. Vom Bundesernährungsministerium wird in Kürze ein entsprechender Gesetzentwurf erwartet.

Zivilgesellschaftliches Bündnis: „Werbebeschränkung light verfehlt ihr Ziel“

Das zivilgesellschaftliche Bündnis pocht auf eine „umfassende Regelung“. Eine „Werbebeschränkung light“, die lediglich klassische Kindersendungen adressiert, würde „ihr Ziel verfehlen“. Das Gesetz müsse Junkfood-Werbung in TV, Radio und Streamingdiensten tagsüber von 6 bis 23 Uhr untersagen. Influencerinnen und Influencer sollten ausschließlich Werbung für gesunde Lebensmittel machen dürfen. Für Plakatwerbung solle eine 100-Meter-Bannmeile im Umkreis von Kitas, Schulen und Spielplätzen gelten. Als Grundlage, welche Lebensmittel als ungesund gelten, müssten die Nährwert-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation dienen.

„Die Zeit der wirkungslosen freiwilligen Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie ist vorbei. Die Bundesregierung darf nun keine halben Sachen machen. Nur ein umfassendes Gesetz wird Kinder vor Junkfood-Werbung schützen. Die Regeln dürfen nicht nur reine Kinderformate, sondern müssen auch Familiensendungen umfassen, denn junge Menschen gucken nicht nur Zeichentrickfilme, sondern auch Fußballspiele und Casting-Shows“, erklärte Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

„Kinder umfassend vor Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen“

„Kinder müssen umfassend vor Werbung für ungesunde Lebensmittel geschützt werden. 93 Prozent der Eltern und Großeltern haben sich schon 2020 für Zucker-, Fett- und Salz-Höchstgrenzen bei Lebensmitteln mit Kinderoptik ausgesprochen. Die Ampel muss diesem Wunsch nachkommen und endlich ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einlösen“, sagt vzbv-Vorständin ­Ramona Pop. Laut einer Studie der Universität Hamburg sieht jedes Kind zwischen drei und 13 Jahren pro Tag im Schnitt 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel. 92 Prozent der gesamten Werbung, die Kinder wahrnehmen, vermarktet Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten. Allein die Süßwaren­industrie gab 2021 über eine Milliarde Euro für Werbung aus.

Kinder essen etwa doppelt so viel Süßigkeiten, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Aktuell sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht und 6 Prozent sogar von Adipositas betroffen. Ihnen drohen im späteren Leben Krankheiten wie Typ-2-Dia­betes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen.



von Redaktion Diabetes-Anker

mit Materialien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)

Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Aktuelle Beiträge aus den Rubriken

Alle Highlights vom Diabetes Kongress 2023

Alle Highlights vom Diabetes Kongress 2023

Ende Mai fand in Berlin die größte deutschsprachige diabetologische Fachtagung statt. Über 6.500 Besucherinnen und Besucher nahmen am Diabetes Kongress 2023 teil, um sich über die neuesten Entwicklungen, Forschungsergebnisse und Behandlungskonzepte rund um das Thema Diabetes auszutauschen. Die Diabetes-Anker-Redaktion war ebenfalls vor Ort und hat für

Weiterlesen »
Fruchtalarm – welches Obst passt zum Diabetes?

Fruchtalarm – welches Obst passt zum Diabetes?

Süße und saftige Erdbeeren, der Duft einer frisch geschälten Orange oder die praktische Banane unterwegs. Magst Du Obst – und wie viel isst Du davon täglich? Oder bist Du ein Fan von Säften und Smoothies? Früchte sind eine gesunde Sache bei Diabetes, allerdings gibt es hier

Weiterlesen »
Rezept für saftigen Rhabarberkuchen mit Mandeln

Rezept für saftigen Rhabarberkuchen mit Mandeln

Saftig, süß, lecker – so lässt sich unser Rezept für den Rhabarberkuchen mit Mandeln auf den Punkt bringen. Der Kuchen wird ohne Süßstoff gebacken, für die Süße kommt etwas Zucker in den Teig, und Du kannst auch reife Bananen hineingeben. Das Rezept lässt sich schnell umsetzen

Weiterlesen »
Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt – Urlaubsmodus on: Ernährung auf Reisen

#23: Urlaubsmodus on: Ernährung auf Reisen

Das Einzige, was mir die gute Stimmung im Urlaub mit Typ-2-Diabetes vermiesen könnte, wäre die Tatsache, dass ich meine Medikamente zu Hause vergessen habe und somit die hohen Blutzuckerwerte vorprogrammiert sind. Und gerade wenn man im Urlaub ist, möchte man sich ja eigentlich sorglos durch die

Weiterlesen »
Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen
Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen